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"Dass die Frauen sich wehren, gehört sich geradezu"
05:33 Minuten

In der Schweiz streiken die Frauen für mehr Gleichberechtigung. Richtig so, meint der Journalist Alan Posener. Das Land sei eine "verspätete Frauennation". Das sollte man bedenken, wenn Rechtspopulisten die Schweiz mal wieder als Vorbild hinstellen.
In der Schweizer Verfassung ist Gleichberechtigung seit 1981 verankert. Doch in der Realität hat sie sich noch nicht überall durchgesetzt. So verdienen Frauen im Durchschnitt 20 Prozent weniger als Männer. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Das ist eine der Hauptforderungen, die Frauen in der Schweiz bei ihrem Streik heute erheben.

Der Journalist Alan Posener schreibt für die "Welt"-Gruppe.© imago / Future Image /
Offensichtlich sei das Land eine "verspätete Frauennation", meint der Journalist Alan Posener. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er:
"Die Rechtspopulisten bei uns sagen immer, es müsste wie in der Schweiz sein, alles müsste per Volksentscheid entschieden werden, dann wären wir demokratischer. Also offensichtlich hat die Schweiz trotz irrer Volksentscheidungen, Minarette zu verbieten und alles Mögliche, es nicht auf die Reihe gebracht bisher, der einen Hälfte der Bevölkerung solche Bedingungen hinzustellen, dass Familie und Beruf gleichrangig sind."
Ohne Frauen brechen die wichtigsten Einrichtungen zusammen
Streiks von Frauen fände Posener auch in Deutschland berechtigt:
"Wenn bei uns die Frauen streiken würden - was bricht zusammen? Die Altenpflege, die Krankenhäuser, die Grundschulen und die Kitas - genau die wichtigsten Einrichtungen in diesem unseren Lande. Und wir erlauben uns, diese Leute unterzubezahlen, dass sie zu viel arbeiten für zu wenig Geld. Dass die Frauen sich dagegen wehren, finde ich persönlich, gehört sich gerade zu."
(bth)