Aktivisten für eine bessere Welt

Niemand soll zu schaden kommen, dieses Prinzip ist allen "Öko-Kriegern", die Emily Hunter porträtiert, gemeinsam. Die jungen Aktivisten sind global vernetzt, sie wissen auch, welche Bilder weltweit für Empörung sorgen.
Wer dieses Buch liest, hat ein Déjà-vu-Erlebnis und glaubt in die Ökobewegung der 70-er Jahre einzutauchen: Es sind derselbe Idealismus, derselbe Mut zum Widerstand, dieselbe Begeisterung und Zielsetzung, die die jungen Ökokrieger antreiben. Sie alle wollen die Erde in ihrer Vielfalt vor der Zerstörung bewahren; das reicht vom Schutz bedrohter Arten bis zum Kampf gegen den Klimawandel.

Das jedenfalls machen die Beispiele aus aller Welt klar, die die kanadische Umweltaktivistin und Journalistin Emily Hunter, die Tochter des Greenpeace-Gründers Robert Hunter, in ihrem Buch gesammelt hat. Neunzehn in Stil und Anspruch sehr unterschiedliche Beiträge, keiner länger als 15 Seiten, erzählen von Kampagnen in China, Kenia, Kanada, Peru, Australien, den Fidschi Inseln und den USA. Angesichts der Tatsache, dass es weltweit zehntausende Umweltinitiativen gibt, ist das eine eher dürftige und ziemlich zufällige Auswahl. Dennoch zeigt sie beispielhaft, wie sich die Umweltbewegung geändert hat.

Die jungen Aktivisten heute sind global vernetzt. Per Internet werden zum Beispiel Klimakampagnen wie "earth hour" koordiniert, das einstündige gleichzeitige Ausschalten der Städtebeleuchtung weltweit. Neue Ideen verbreiten sich in Sekundenschnelle rund um den Globus. Im Netz organisiert sich eine Gegenöffentlichkeit. Zensur wird unterlaufen. Die Aktivisten beherrschen die Klaviatur der Medien, wissen genau, welche Bilder weltweit für Empörung sorgen.

Japan, eine Meeresbucht. Dutzende Delphine werden von Fischern massakriert. Eine Gruppe von Surfern stellt sich auf ihren Brettern mitten in das Gemetzel, wird von aufgebrachten Fischern heftig attackiert. Ein am Ufer verborgenes Kamerateam filmt alles. Die Bilder sorgen weltweit für einen Aufschrei. Der Film erhält sogar einen Oskar als beste Dokumentation. Der Verzehr von Delphinfleisch ist zurückgegangen. Allerdings werden weiter Delphine getötet.

Ob Aktionen gegen das Abschlachten von Walen, Haien, Robben, Sitzblockaden vor Kohlekraftwerken, Kampagnen gegen die Abholzung von Urwäldern - immer wieder setzen sich die Beteiligten persönlichen Gefahren aus, berichten von ihren Ängsten vor Gewalt, Verhaftung, Misshandlung. Gerade in den USA werden Aktivisten gerne als Ökoterroristen diffamiert. Dabei ist das Grundprinzip all dieser Öko-Krieger, so martialisch auch der Name, Gewaltfreiheit. Niemand soll zu Schaden kommen.

Mancher Bericht, das gilt insbesondere für die Einführung, ist zu pathetisch und gefühlsbetont geschrieben. Die meisten Aktivisten erzählen eher ruhig und nüchtern von ihren kleinen und großen Erfolgen. Auffällig aber ist, niemand ist verbissen und dogmatisch. Die Gruppe "Yes-Men" etwa hat ein Kostüm entwickelt, das sich zu einem riesigen Ball aufbläst: dem "SurvivaBall". Dieser Überlebensball soll angeblich vor den Katastrophen des Klimawandels schützen. Mit ihren Slapstick-Auftritten bringen sie die Leute erst zum Lachen, dann aber zum Nachdenken. Und das zeichnet alle aufgeführten Initiativen aus: Sie alle wollen die Welt nicht verändern, sondern sie nur ein wenig besser machen.

Besprochen von Johannes Kaiser

Emily Hunter: "Öko-Krieger - Eine neue Generation kämpft für unseren Planeten"
Aus dem Englischen von Birgit Brandau
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2011
312 Seiten, 8,99 Euro
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