Aktionstag Schmerz

"Wir leben nicht mehr artgerecht"

Viele Menschen leiden vor allem an Rückenschmerzen.
Viele Menschen leiden vor allem an Rückenschmerzen. © dpa/picture alliance/Arno Burgi
Gerhard Müller-Schwefe im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schaefer · 07.06.2016
Schmerz lass' nach - das ist der innigste Wunsch jedes vierten Deutschen. So viele von uns leiden nämlich an chronischen Schmerzen. Der Schmerzmediziner Gerhard Müller-Schwefe beklagt in diesem Zusammenhang die miserable Ausbildung der Ärzte - diese würden viel zu spät eingreifen.
Jeder vierte Deutsche leidet an chronischen Schmerzen. Davon 2,8 Millionen sogar unter heftigen Schmerzen, besonders viele im Kopf- und Rückenbereich. Ein Grund dafür ist unsere Lebensweise: "Der Mensch ist kein Sitztier, er ist eigentlich ein Savannen- und Steppenläufer. Wir sind zum Sitztier mutiert, wir leben nicht mehr artgerecht", sagt der Schmerzmediziner Gerhard Müller-Schwefe anlässlich des Schmerzaktionstages der Deutschen Schmerzgesellschaft.
Müller-Schwefe, der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft ist, nannte als größtes Problem, dass weder die Patienten selbst noch die behandelnden Ärtze frühzeitig erkennen würden, was da vor sich gehe. Die Ursachen lägen bereits in der Medizinerausbildung:
"Die Ausbildung ist miserabel. Es gibt jetzt seit 2016 einen Prüfungsteil Schmerzmedizin in der zweiten ärztlichen Prüfung. Das ist aber minimal, was da gefragt wird, und schon gar nicht prüfungsentscheidend. Und ich denke, die Relevanz der chronischen Schmerzen ist in den einzelnen Fachgebieten nicht wirklich erkannt."

Eine einzelne Diszplin kann das nicht meistern

Im Prinzip sei die Behandlung der Patienten ein eigenes Fachgebiet, betonte Müller-Schhwefe. Statt den Patienten an solche Spezialisten zu überweisen, gebe es aber ein Hauen und Stechen zwischen den einzelnen medizinischen Disziplinen um den Schmerz und den Schmerzpatienten. Dabei handele es sich aber um einen großen Komplex, den eine einzelne Disziplin meist nicht gezielt behandeln könne.
Doch nicht nur die Ärzte müssten besser geschult werden, auch die Patienten müssten gezielt auf den Umgang mit dem Scherz vorbereitet werden: etwa durch Achtsamkeitstraining, Schmerztagebücher und Anleitungen, positive Dinge zu fokussieren. Es gebe Studien, die belegten, dass Menschen, die sich sicher sozial eingebunden fühlten, weniger oft über chronische Schmerzen klagten.
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