Akademische Ladenhüter und andere Paranoiker
Pedantisch, argwöhnisch und auf eine Weise größenwahnsinnig, die jeder Empirie spottet: Das ist Professor Dr. Moritz-Maria von Igelfeld. Seines Zeichens Verfasser des Standard- und Lebenswerks über "Unregelmäßige portugiesische Verben", von dessen Unübertrefflichkeit die internationale Philologenwelt allerdings nur oberflächlich so fasziniert scheint wie er selbst.
Dessen Unverkäuflichkeit will sich ihm jedenfalls partout nicht erschließen - es sei denn als Ergebnis gemeiner Ränke seitens seiner Kollegen Akademiker vom Institut für Romanistik der Universität, namentlich der Herren Prof. Dr. Dr. (honoris causa) Florianus Prinzel und Prof. Dr. Detlev Amadeus Unterholzer. Immerhin trägt das Werk ihm den Lehrstuhl und Einladungen zu Konferenzen in aller Welt ein. Von den Turbulenzen, die sich aus dieser Mischung aus Paranoia und Dünkel praktisch zwangsläufig ergeben, erzählt dieser kauzig-komische Roman, und er strotzt nur so vor grotesken Szenen und misslichen Situationen.
Ob Heidelberger Zimmervermieterinnen oder italienische Pensionswirtinnen, Veterinäre in Fayetteville, Arkansas, oder irische Bauern, ob Duelle oder Dackel, Tennis oder ergaunerte Rezensionsexemplare, in jedem Ambiente, zu jedem Thema ist Igelfeld, pardon - von Igelfeld, "darauf bedacht, immer und überall den richtigen Ausdruck zu verwenden", und stets endet das Ganze in peinlichsten Karambolagen.
Von Igelfeld ist ein Serientäter, getrieben von einem regelrecht genetischen "Ich bin auch wer!" - also lernunfähig, weil komplett humorfrei - und obendrein typisch deutsch in seinem ewigen Oszillieren zwischen Unterwürfigkeit und Rechthaberei. Ein gefundenes Fressen für Albions Spottdrosseln - oder?
Nun, Alexander McCall Smith ist Schotte und selbst Serientäter, nämlich Autor unter anderem der Millionenseller-Serie um Mma Precious Ramotswe, Botswanas erste und einzige Privatdetektivin. Auch der Igelfeld war ursprünglich eine Serie dreier Romane aus dem Jahr 2003, und auch auf Englisch wurden sie erst vor kurzem vereint.
Lange gelebt wie in Botswana hat McCall Smith in Deutschland nicht. Man darf vermuten, dass er sein detailliertes Täterwissen im Fall deutschen professoralen Gebarens aus eben jener akademischen Community hat - er ist gelernter Jurist und als Professor für Medizinrecht der Universitäten Edinburgh und Botswana bis 2005 vertraut mit bio- und anderen -ethischen Konferenzen. Er selbst sieht seinen deutschen Professor übrigens eher in einer genealogischen Linie mit Inspektor Clouseau und Dr. Frasier Crane. Wenn das keine Deutschfreundlichkeit ist und also sehr untypisch britisch ...
Rezensiert von Pieke Biermann
Alexander McCall Smith: Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld
Deutsch von Thomas Stegers
Blessing Verlag, München 2007
448 Seiten, 19,95 Euro
Ob Heidelberger Zimmervermieterinnen oder italienische Pensionswirtinnen, Veterinäre in Fayetteville, Arkansas, oder irische Bauern, ob Duelle oder Dackel, Tennis oder ergaunerte Rezensionsexemplare, in jedem Ambiente, zu jedem Thema ist Igelfeld, pardon - von Igelfeld, "darauf bedacht, immer und überall den richtigen Ausdruck zu verwenden", und stets endet das Ganze in peinlichsten Karambolagen.
Von Igelfeld ist ein Serientäter, getrieben von einem regelrecht genetischen "Ich bin auch wer!" - also lernunfähig, weil komplett humorfrei - und obendrein typisch deutsch in seinem ewigen Oszillieren zwischen Unterwürfigkeit und Rechthaberei. Ein gefundenes Fressen für Albions Spottdrosseln - oder?
Nun, Alexander McCall Smith ist Schotte und selbst Serientäter, nämlich Autor unter anderem der Millionenseller-Serie um Mma Precious Ramotswe, Botswanas erste und einzige Privatdetektivin. Auch der Igelfeld war ursprünglich eine Serie dreier Romane aus dem Jahr 2003, und auch auf Englisch wurden sie erst vor kurzem vereint.
Lange gelebt wie in Botswana hat McCall Smith in Deutschland nicht. Man darf vermuten, dass er sein detailliertes Täterwissen im Fall deutschen professoralen Gebarens aus eben jener akademischen Community hat - er ist gelernter Jurist und als Professor für Medizinrecht der Universitäten Edinburgh und Botswana bis 2005 vertraut mit bio- und anderen -ethischen Konferenzen. Er selbst sieht seinen deutschen Professor übrigens eher in einer genealogischen Linie mit Inspektor Clouseau und Dr. Frasier Crane. Wenn das keine Deutschfreundlichkeit ist und also sehr untypisch britisch ...
Rezensiert von Pieke Biermann
Alexander McCall Smith: Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld
Deutsch von Thomas Stegers
Blessing Verlag, München 2007
448 Seiten, 19,95 Euro