Pierre-Laurent Aimard beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Altes Europa und Neue Welt

Der schwarz gekleidete Aimard sitzt neben einem schwarzen Flügel in einem Art déco-Saal, der golden leuchtet.
Pierre-Laurent Aimard liebt die sehr unterschiedlichen Charaktere der vier Sätze in Schönbergs Klavierkonzert und dessen "Schwung im Ausdruck". © Julia Wesely
Moderation: Olaf Wilhelmer · 17.03.2024
Gustav Mahler war das Idol von Arnold Schönberg. Der Dirigent Petr Popelka vereint zwei markante Werke der Komponisten in einem Programm. Dabei ist Pierre-Laurent Aimard Solist in Schönbergs Klavierkonzert.
Ihre Musik mag unterschiedlich klingen, und in der Tat brauchte Arnold Schönberg einige Zeit, um in Mahlers Musikwelt einzutauchen, aber dann war kein Halten mehr: „Ich glaube fest und unerschütterlich daran, dass Gustav Mahler einer der größten Menschen und Künstler war“, sagte Arnold Schönberg 1912 in seiner „Prager Rede“ im Gedenken an den ein Jahr zuvor verstorbenen Komponisten.
Mahler war nur 50 Jahre alt geworden, Schönberg sollte sein Vorbild um Jahrzehnte überleben.

Gemeinsamkeiten

Beide stammten aus dem untergehenden Weltreich der Habsburgermonarchie, beide verließen das Judentum, in das sie hineingeboren worden waren. Schönberg aber kehrte später zum mosaischen Glauben zurück, als er seine Heimat für immer verlassen und ins amerikanische Exil gehen musste.

Musik aus Kriegstagen

Auch wenn Schönbergs Klavierkonzert ein Stück absoluter Musik ist, das seine traditionellen Wurzeln nicht verleugnet, spielen die Weltereignisse des frühen 20. Jahrhunderts in jeden Takt dieser Musik aus dem Jahr 1942 hinein. Pierre-Laurent Aimard setzt sich seit langem für dieses kompakte Werk ein, das eine noch größere Aufmerksamkeit verdient hätte.

Wann wird aus Stille ein Ton?

Mangelndes Interesse ist nicht das Problem, wenn es um Mahlers 1. Sinfonie geht. Das Werk, an dem Mahler in den 1880er Jahren über längere Zeit hinweg arbeitete, ist ein Geniestreich, dessen Qualitäten allerdings erst viele Jahrzehnte nach der Uraufführung erkannt wurden. „Wie ein Naturlaut“, so stellte sich Mahler den nie dagewesenen Beginn seiner Musik aus dem Nichts vor.

Petr Popelka, 1986 in Prag geboren und designierter Chefdirigent der Wiener Symphoniker, kennt die musikalischen Quellen genau, aus denen Mahler in seiner böhmischen Heimat schöpfte. So wird in diesem Konzertprogramm nicht nur auf die Wirkung von Mahlers Werk geachtet, sondern auch auf die nahezu verschüttete mitteleuropäische Tradition, aus der Mahler kam.
Aufzeichnung vom 09.03.2024 in der Philharmonie Berlin

Arnold Schönberg
Konzert für Klavier und Orchester op. 42

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Petr Popelka

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