Fußball in Ahlen

Träume und Schäume eines Regionalligisten

22:59 Minuten
Mannschaftskreis von LR Ahlen
Die Mannschaft von LR Ahlen schaffte es bis in die 2. Fußball-Bundesliga. © Imago / pmk
Von Heinz Schindler · 07.05.2023
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Fußball im westfälischen Ahlen war lange Zeit Tristesse, bis Unternehmer Helmut Spikker 1992 die große Fußballwelt versprach. Dank seines Geldes schaffte es die Kleinstadt sogar bis in die 2. Liga. Doch nach seinem Rückzug ging es allmählich abwärts.
Ahlen in Westfalen, eine eher unscheinbare Stadt mit 50.000 Einwohnern, die sich noch nicht einmal regional genau zuordnen lässt, berichtet der gebürtige Ahlener Franz Prinz.
"Wir haben in Ahlen die Trennung der Stadt durch die Bahnlinie. Und in Ahlen gibt es schon seitdem ich hier geboren bin, die Bürger jenseits und die Bürger diesseits der Bahn. Diesseits der Bahn ist der Bereich um die Zeche Westfalen - jenseits der Bahn ist so das städtische Bürgertum."

Trennung in Ahlen durch die Fußballvereine

Die Trennung der Stadt galt auch lange Zeit hinsichtlich ihrer Fußballvereine. Da gab es auf der einen Seite Blau-Weiß Ahlen, den Verein des Bürgertums und andererseits den Arbeiterverein TuS Ahlen mit seiner Glückauf-Kampfbahn weniger als einen Kilometer entfernt von den Fördertürmen der Zeche Westfalen.
Hier spielte Helmut Spikker Fußball, ein gelernter Elektriker und auf der Zeche beschäftigt. Im Alter von 25 Jahren gründet er ein kleines Unternehmen, in dem Parfüms hergestellt wurden.
Und zwar so, dass man die Düfte von Weltmarken nachahmte. Damit für all diejenigen, die sich das Original nicht leisten konnten, wenigstens der Duft dieser Parfüms erschwinglich wurde.

TuS Ahlen war vom Abstieg in die Kreisliga bedroht

Verkauft wurde im Direktvertrieb - ein Riesenerfolg, die kleine Firma wuchs schnell. Spikker nannte sie "LR International". Der Duft der weiten Welt sollte ihn so schnell nicht mehr loslassen.
Warum sollte ein vergleichbarer Erfolg nicht auch im Fußball möglich sein? Seinem alten Verein, dem TuS Ahlen, der lange Jahre in höheren Amateurligen gespielt hatte, drohte 1992 der Abstieg in die Kreisliga, in die Bedeutungslosigkeit.

Spikkers Auftritt in der Jahreshauptversammlung

„Bis Helmut Spikker 1992 in die Jahreshauptversammlung platzte und mit einer fulminanten Rede erreichte, dass er zum Vorsitzenden gewählt wurde. Denn er versprach den TuSlern, dass der Verein nicht in die Kreisliga absteigt, sondern in den nächsten Jahren wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren wird.“
Erst aber musste noch das Entscheidungsspiel gegen den Vorortverein aus Enniger gewonnen werden. Danach nahm Helmut Spikker Geld seines jungen Unternehmens in die Hand.
Helmut Spikker auf der Tribüne in Ahlen im Jahr 2015
Der Unternehmer Helmut Spikker suchte den Erfolg auch im Fußball. © Imago / pmk
Verpflichtete mit Joachim Krug einen Trainer mit Zweitligaerfahrung bei Arminia Bielefeld. Der wiederum konnte vier Spieler eines Dortmunder Viertligisten davon überzeugen, in Ahlen drei Klassen tiefer in der Bezirksliga zu kicken.

Der Anfang vom Aufschwung

Der Anfang vom Aufschwung. Vier Aufstiege in Serie folgten, der TuS Ahlen stieg 1996 in die damals drittklassige Regionalliga auf.
Und fusionierte mit Blau-Weiß Ahlen.
Dort hatte Architekt Jürgen Gosda, seit 1987 Vorstand, eine ähnliche Erfolgsbilanz aufzuweisen, an deren vorläufigem Ende der Aufstieg in die Oberliga stand.
"Jetzt war es nicht so, dass wir Kreisliga gespielt haben. Wir sind genau wie TuS, von der Kreisliga kommend, Bezirksliga kommend, aufgestiegen bis in die Oberliga. Das waren auch drei, vier Aufstiege innerhalb von fünf, sechs Jahren. Genau so, wie TuS es geschafft hat, in die Regionalliga aufzusteigen. Insofern war es das Gebot der Stunde, zwei aufwärts strebende Vereine zueinanderzubringen."
Ein Dritt- und ein Viertligist, beide räumlich nicht weit voneinander entfernt, die sich gegenseitig das Wasser abgraben? Das ergab auf Dauer keinen Sinn.

Name ähnelt dem von Spikkers Firma

Doch wenn gewachsene Vereine fusionieren, können sich die Mitglieder nur selten damit anfreunden. Das begann in Ahlen schon bei der Namensfindung.
„VfR Ahlen hätte geheißen 'Verein für Rasensport, für Rasenspiele'. Und so war es 'LR'. Leichtathletik – hatten wir damals übrigens auch, eine Leichtathletik- Abteilung – 'LR, Leichtathletik-Rasensport'. Das war schon kein Name der ewigen Freude seitens der Mitglieder. Man hatte sich eigentlich vorgestellt in der Mitgliederschaft, dass man sowas wie FC Ahlen oder 1. FC Ahlen heißt. Aber mit LR hat wirklich kein Mensch gerechnet.“
Der Name eines Vereins, der sich abkürzt wie der des Hauptsponsors und ein Vereinswappen, welches dem der Firma ähnelt.

Ehemaliger Ahlener Manager in Leipzig

Was etwa 15 Jahre später in Leipzig mit wesentlich größerer finanzieller Vehemenz und mit dem damals ehemaligen Ahlener Manager Joachim Krug als Sportdirektor umgesetzt wurde, hatte seine Blaupause im westfälischen Ahlen. Als das Leipziger Projekt Fahrt aufnahm, brauchten sie Krug dort nicht mehr.
In Ahlen wuchs auch die Infrastruktur. Aus der Glückauf-Kampfbahn mit ihrer kleinen Holztribüne in Höhe der Mittellinie wurde das Wersestadion, benannt nach dem kleinen Fluss, der hinter der Gegengeraden fließt.

Stadionbau durch Produktsponsoring

Stadien nach Sponsorenfirmen zu benennen, das war damals noch nicht in Mode gekommen. Produktsponsoring, so der damalige Vizepräsident Jürgen Gosda, machte den Stadionbau günstig möglich. Er und Präsident Spikker wirken nach außen hin durchaus unterschiedlich.
Architekt Gosda, der auf der Tribüne Pfeife rauchend den Überblick hat und Direktvermarkter Spikker, der Distanz und Extrovertiertheit kombiniert. Das große Geld verbanden seinerzeit viele mit dem Hauptsponsor und Präsidenten.
Doch Jürgen Gosda stellt klar: "Wir brauchten Herrn Spikker nicht. Weder wirtschaftlich noch auf anderer Ebene. Und er brauchte uns auch nicht. Das war eine Koexistenz auf mindestens Augenhöhe."
LR Ahlen verpflichtet 1998 Jupp Tenhagen als Trainer. Auch er sieht in Helmut Spikker die treibende Person in Ahlen.

Jupp Tenhagen bei LR Ahlen

Schon auf seinen früheren Stationen hatte der langjährige Bochumer Bundesligaspieler Erfahrungen mit starken Geldgebern gemacht. Mit Jean Löring bei Fortuna Köln und Klaus Steilmann in Wattenscheid. Sie ticken alle ähnlich, sagt er.
"Sie wollen den absoluten Erfolg. Das war in Wattenscheid so, das war in Köln so, das war bei LR Ahlen so. In Köln war es so, Jean Löring hatte natürlich das Ziel, in die erste Liga aufzusteigen. In Wattenscheid war es ähnlich wie in Ahlen. Die waren gerade abgestiegen, als ich hin kam. Die wollten natürlich dann wieder zurück in die 2. Liga. Ja, und in Ahlen war es eben auch so, die waren in der Regionalliga und Helmut Spikker hat schon in der Zeit vor mir immer versucht, dementsprechend aufzusteigen. Und als ich dann kam, ist es uns dann gelungen."

Der Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga

Mit Jupp Tenhagen belegte LR Ahlen im Sommer 2000 den zweiten Platz in der Regionalliga. Nach einem 1:1-Unentschieden in Pfullendorf und einem 2:1-Erfolg über Union Berlin in der Aufstiegsrelegation gelingt der Sprung in die 2. Bundesliga.  
„Ich hatte ein sehr, sehr gutes Verhältnis zum Helmut. Wir haben viel gesprochen miteinander, auch viel diskutiert. Er hat nie versucht, in meine Arbeit einzugreifen. Er war natürlich erfolgsorientiert. Er hatte ein klares Ziel, er wollte mit der Mannschaft aufsteigen. Und das haben wir dann auch erreicht. Also, ich kann keine schlechten Charaktere von Helmut Spikker aufzählen.“
Gegenüber den Medien verhielt es sich anders, erinnert sich Franz Prinz, der den Verein als journalistische Beobachter für die "Ahlener Zeitung" begleitete.

Er vermied es partout, auf Augenhöhe zu reden oder zu diskutieren. Im Gegenteil: Er missachtete Journalisten und ließ auch keinen an sich heran und Fragen überhaupt nicht. Und das gipfelte irgendwann mal darin, dass er zum Ausdruck brachte: 'Ich will mit Journalisten eigentlich nichts zu tun haben.' Und da hat dann die Zeitung, für die ich damals hin und wieder berichtet habe, reagiert und gesagt: Gut, wenn er nichts mit uns zu tun haben möchte - dann wir auch nicht mit ihm. Da hat die Zeitung ihn dann über Wochen aus jedem Foto heraus geschnitten. Und wenn man über ihn berichtete oder wenn er irgendwo im Gespräch war, hat man nicht mehr von Helmut Spikker gesprochen, sondern nur noch von dem ersten Vorsitzenden. Das hat drei Monate gedauert, bis ihm aufgefallen war, dass er gar nicht mehr in der Medienlandschaft auftauchte und dann um ein Gespräch suchte. Und danach hat man es zumindest erreicht, dass man ihn nach einem Spiel auch mal was fragen durfte und er dann auch mal Rede und Antwort stand. Aber Nähe war nie vorhanden.

Journalist Franz Prinz

Seine freundschaftliche Verbundenheit zu Helmut Spikker rettete aber auch Aufstiegstrainer Tenhagen nicht davor, entlassen zu werden. Schon nach vier Spieltagen und nur einem Punkt in der zweiten Liga.
„Dann war angeblich die finanzielle Situation nicht so gut, dass wir dementsprechend Verstärkungen holen konnten. Man hat dann gemerkt, dass man nach vier, fünf Spielen nicht die nötigen Punkte geholt hat. Dann kam die Diskussion: Ist das der richtige Trainer? Man hat sich dann für Peter Neururer entschieden, der dann mein Nachfolger wurde.“

Die beste Platzierung mit Peter Neururer

Mit Neururer erreichten die Ahlener die beste Platzierung ihrer Vereinsgeschichte – Platz sechs. Danach folgen fünf Spielzeiten, permanent begleitet vom Abstiegskampf.
Trainer Peter Neururer (rechts) jubelt mit Präsident Helmut Spikker (beide LR Ahlen)
Trainer Peter Neururer (rechts) jubelt mit Präsident Helmut Spikker über ein Erfolgserlebnis in Ahlen. © Imago / Team 2

Prominente Trainernamen in Ahlen

In sechs Zweitligajahren kommen und gehen acht Trainer, darunter so prominente Namen wie Stefan Kuntz, Uwe Rapolder oder Werner Lorant.  
„Wenn Du in einer Kleinstadt gegen die Großen spielst und dann auch in schneller Folge sehr bekannte Trainer hast, wird das zur Normalität. Eine Saison in der Zweiten oder Dritten im dritten Jahr ist dann auch in einer Kleinstadt nichts mehr besonderes. Dann hast Du zum Beispiel gegen Frankfurt oder Gladbach noch ein ausverkauftes Haus. Aber wenn Du dann – ich will nicht despektierlich sein – aber gegen Burghausen oder Sandhausen spielst, hast Du auch nur noch 2500 Zuschauer.“

Helmut Spikker als die Konstante

Die Konstante in diesen Jahren sitzt neben den Trainern: Helmut Spikker, der, so wirkt es nach außen, sich neben dem Werbecoup für seine Firma auch das hautnahe Dabeisein erkauft hat. Inklusive des Fachsimpelns mit denen aus der großen Fußballwelt, die ihm als Verbandsligaspieler verschlossen geblieben ist.
Helmut Spikker ist einer, der in der Öffentlichkeit weiter auf Prominenz setzt. Journalist Franz Prinz erinnert sich:
„Ich habe die Szene noch vor Augen. Es war ein Flutlichtspiel. Wir und auch die Zuschauer hatten vorher erfahren, es könnte sein, dass Boris Becker kommt. Und tatsächlich war es so. Boris Becker mit seiner Frau an der Seite von Ralf Möller und einer Schönheit, wo man sagen kann: Das passt schon zu Ralf Möller. Die nahmen auf der Tribüne Platz. Fünf Minuten später kamen die Mannschaften raus und Helmut Spikker ist ja immer zusammen mit den Mannschaften raus gekommen, weil er dann auch auf der Mannschaftsbank Platz genommen hat. In diesem Fall drehte er sich um, guckte auf die Tribüne hoch, um jeden dann mit Küsschen und Umarmung zu begrüßen. Und wenn man Boris Becker, Ralf Möller und ihre Begleiterinnen während des Spiels beobachtet hat: Sie haben jede Aktion von LR Ahlen mit Jubel und Klatschen begleitet. Ich sage mal: 90 Minuten Klatschen für ein sicherlich nicht unerhebliches Salär.“
Auch Boris Becker  (rechts) ist gekommen um Präsident Helmut Spikker (LR Ahlen) zum 45. Geburtstag zu gratulieren
Auch Boris Becker (rechts) besuchte ein Fußballspiel in Ahlen und traf Helmut Spikker.© Imago / pmk
Neue Boris-Becker-Doku

Ein nostalgischer Flashback

06.04.2023
17:27 Minuten
1985: Boris Becker bejubelt seinen Sieg beim Wimbledon-Turnier.
1985: Boris Becker bejubelt seinen Sieg beim Wimbledon-Turnier.

Der Abstieg im Jahr 2006

2006 klappte es sportlich nicht mehr. LR Ahlen stieg ab. Seine Firma hatte Helmut Spikker bereits 2004 verkauft, nun war für ihn auch beim Fußball Schluss. Die One-Man Show sei vorbei, sagte er. Seine ehemalige Firma stieg als Sponsor aus, der Verein durfte den Namen LR nicht mehr führen.
Für die Öffentlichkeit kam der Ausstieg plötzlich.
"Wenn man ein Stück weit Realist ist, muss man wissen: Wenn es Jahre lang bergauf geht, dass es auch mal wieder in eine andere Richtung gehen kann. Man tut natürlich alles dafür, dass es nicht passiert, aber der Ausstieg von Spikker, der war mir schon lange bekannt. Und insofern war das für mich keine Überraschung. Im Gegenteil: Wir konnten dann nach dem Abstieg neue Strukturen einbringen und stellten dann auch direkt im ersten Jahr des Abstiegs eine schlagkräftige Mannschaft – ist egal, ob Vorstand oder Aufstiegsrat – insofern wären wir auch nicht anders aufgestiegen, wenn es anders gelaufen wäre.“

Die Umbenennung in Rot-Weiss Ahlen

LR Ahlen wurde umbenannt, spielte nun als Rot-Weiss Ahlen in der Drittklassigkeit und schrieb unerwartet nochmal eine kleine Erfolgsgeschichte.
Mit der Rückkehr in die 2. Bundesliga 2008 unter Trainer Christian Wück und mit den jeweils 18-jährigen Marco Reus und Kevin Großkreutz im Kader.
„Wir waren nie, auch beim ersten Aufstieg, nie die Krösusse einer Liga. Nur beim zweiten Aufstieg, da war unser Etat wirklich winzig. Aber wir hatten ein gutes Team, hatten eine gute Mannschaft. Und wenn ich jetzt diese beiden Aufstiege vergleiche, muss ich sagen: Die waren beide geil.“
Marco Reus im Trikot von Rot-Weiss Ahlen
Marco Reus spielte auch für Rot-Weiss Ahlen.© dpa / picture-alliance / Bernd Thissen

Planinsolvenz im Jahr 2011

Nach zwei Jahren in der 2. Bundesliga nahm die Ahlener Achterbahn dann aber so richtig Fahrt auf. Abwärts!
Dem Abstieg in die 3. Liga 2010 folgt 2011 die Planinsolvenz und in ihrem Rahmen der Rückzug in die fünftklassige damalige NRW-Liga. Das Wersestadion geht in den Besitz der Stadt über.

Sponsoren unterstützten auch Handballklub

Vorbei waren die Zeiten, als Ahlen als Sportstadt galt mit jeweils einem Zweitligisten im Fußball und im Handball, der Ahlener SG. Deren Friedrich-Ebert- Halle liegt nur 300 Meter Luftlinie vom Wersestadion entfernt.
Bemerkenswert: Viele Sponsoren, die ihr Geld in den Fußball steckten, engagierten sich auch im Handball. Beide Vereine betrachteten sich als Nachbarn.
Dietmar Kupfernagel war 30 Jahre lang in der Geschäftsführung und im Vorstand der Ahlener SG.
„Es ist gar nicht lange her, das vereinsübergreifende Sponsoring. Man hatte auch Firmen und Werbepartner, die in beiden Vereinen sich engagiert haben. Sogar sehr große Partner damals im Handball, die auch vom Fußball her kamen und dann den Handball mit unterstützt und auch dafür gesorgt haben, dass man überhaupt solche Erfolge im Handball feiern konnte und auch bis zur zweiten Bundesliga aufgestiegen ist."

Die Drittklassigkeit als Traum

Während die Handballer heute in der dritten Liga etabliert sind, wäre für RW Ahlen die Drittklassigkeit und damit bundesweite mediale Präsenz ein Traum. Doch es ist schwierig genug, in der viertklassigen Regionalliga West wieder Fuß zu fassen, an der Schnittstelle zwischen gehobenem Amateur- und Profifußball einerseits sowie im Wettbewerb mit anderen früheren Erst- und Zweitligisten.
Der aktuelle Vorsitzende von Rot-Weiss Ahlen, Dietmar Kupfernagel, mahnt zur Geduld.

Ich denke schon, dass die Regionalliga zu uns passt. In der Regionalliga muss es uns gelingen, uns zumindest im Mittelfeld zu etablieren. Wir müssen innerhalb dieser Liga jetzt versuchen, die Strukturen im Verein, in der Geschäftsstelle, in der Außenwerbung zu verbessern. Ich denke, das wird uns auch gelingen. Wenn Sie zu schnell nach oben streben, dann kann der Fall auch umso schneller wieder sein. Also bitte wirklich konsolidieren, in Ruhe aufbauen und dann Schritt für Schritt den Weg nach oben beschreiten.

Dietmar Kupfernagel, Vorsitzender von Rot-Weiss Ahlen

Ein Aufstieg braucht auch Atempausen – selbst wenn es damals, bei der Erfolgsgeschichte auch ohne diese ging. Das aber wissen die heutigen Macher bei Rot-Weiss Ahlen sehr wohl.

Ex-Manager Krug ist inzwischen Sportvorstand

Denn der damalige Manager Joachim Krug ist mit Unterbrechungen seit etwa 30 Jahren dem Verein treu und inzwischen zum Sportvorstand aufgerückt. Seit einigen Jahren schreibt er zudem Kriminalromane.
Jürgen Gosda, der von Anfang an dabei ist, leitet nach wie vor sein Architekturbüro und ist Vorsitzender des Aufsichtsrates von Rot-Weiss Ahlen.
„Und eines steht fest: Wenn man das so lange wie ich macht, nämlich 35 Jahre – dann kann man auch für sich reklamieren, dass man etwas einen an der Schüssel hat.“
Franz Prinz, der journalistische Begleiter der "Ahlener Zeitung", ist im Ruhestand. Aufstiegstrainer Jupp Tenhagen führt ein Sportartikelgeschäft in Emmerich am Rhein und ist Mitglied im Präsidium des VfL Bochum.

Spikker versuchte es nochmals im Direktvertrieb

Helmut Spikker, der für Außenstehende extrovertiertere Lenker von LR Ahlen, versuchte es einige Jahre nach seinem Rückzug aus dem Fußball nochmals im Direktvertrieb.
„Guten Tag, meine Damen, meine Herren. Ich bin der Neue. Dafür bin ich bekannt: Ich habe schon mit den ganz Großen dieser Welt gearbeitet.“
So stellte er sich bei der Übernahme einer Firma in Wien vor. Zwei Jahre später geht sie in die Insolvenz, ebenso andere Firmen, die er gründet. Ein Haftbefehl 2013, danach verflüchtigt sich seine Spur wie einst die Düfte in der Garage in der Zechenkolonie.

Wo steckt Spikker heute?

Die Gerüchte wabern stattdessen. In Serbien, in Dubai, auf Mallorca soll er heute leben – vielleicht auch in einfachen Verhältnissen im Ruhrgebiet, manch einer munkelt sogar von einer neuen Identität. Was aber, wenn er plötzlich wieder auftauchen und vor Franz Prinz oder im Laden von Jupp Tenhagen stehen würde?
„Ich würde erst mal fragen, wie es ihm geht. Die Antwort würde sehr knapp ausfallen. Wünschen würde ich ihm, dass, wenn er heute durch Ahlen geht, all die, die sauer waren, weil er damals von heute auf morgen aufgehört hat, ihm trotzdem freundlich begegnen. Denn seien wir mal ehrlich: Der Mann hat mit seinem Geld uns in dieser Kleinstadt Ahlen Jahre lang wunderbaren Fußball beschert, viel Freude gemacht. Und ich möchte keines dieser Spiele, die wir in seiner Ägide gesehen haben, missen.“

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