Aggressivität im Straßenverkehr

Therapie für Verkehrsrowdies

Ein Autofahrer zeigt seinen Mittelfinger einem anderen Verkehrsteilnehmer aus dem Fenster eines Autos.
Manche lassen ihren Aggressionen im Auto eher freien Lauf, weil sie sich wie in einer Trutzburg fühlen. © imago/photothek/Thomas Trutschel
Haiko Ackermann im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 29.01.2020
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Drängeln, fluchen, drohen, Weg abschneiden: Irgendetwas scheint Menschen im Straßenverkehr aggressiv zu machen. Warum das so ist - und was helfen kann, erklärt der Verkehrspsychologe Haiko Ackermann.
Die Aggressivität im Straßenverkehr scheint jeden Tag zuzunehmen – ein Thema, mit dem sich auch der Verkehrsgerichtstag in Goslar befasst. Doch belastbare Zahlen, die eine solche Entwicklung belegen würden, gibt es nicht. Zugenommen habe indes das "subjektive Empfinden der Bürger, die darunter leiden, dass andere Menschen aggressiv zu ihnen sind", sagt der Verkehrspsychologe Haiko Ackermann.
Dass aber jemand hinter dem Steuer ausrasten kann, der privat nicht unbedingt zu Aggressionen neigt, hat nach seiner Ansicht Gründe:
"Das kommt daher, dass das Fahrzeug eine persönliche Trutzburg ist. Man sitzt darin und ist geschützt nach außen, man hat viele PS als eine Waffe - und man hat plötzlich eine Macht, die man vielleicht im privaten Alltag nicht hat. Dadurch fühlt man sich stärker und bemüßigt, seinen Aggressionen viel eher freien Lauf zu lassen."

Folgen des Handelns bedenken, Empathie lernen

Allerdings sei jeder Mensch auch in der Lage, sich zu ändern. Unter Umständen werde als Strafe der Führerschein entzogen und der Betroffene müsse zur medizinisch-psychologischen Untersuchung. In einer Therapie schaue man, woher das Verhalten komme, ob es persönlichkeitsspezifisch oder vom Lebensalltag bestimmt sei:
"Man muss einfach die Folgen seines Handelns bedenken und man muss Empathie erlernen. Man muss erlernen, sich in die anderen Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen. Ein Instrument, das auch im Alltag hilfreich ist, um Konflikte zu vermeiden und sich selber unter Kontrolle zu kriegen."
Allerdings, so räumt Ackermann ein, sei etwa die Hälfte der Klienten "völlig uneinsichtig". Da gehe der Versuch einer Therapie auch manchmal "in die Hose".
(bth)
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