Afrika-Experte rät EU von militärischem Einsatz im Tschad ab

Professor Cord Jakobeit, Afrika-Experte und geschäftsführender Direktor des Instituts für politische Wissenschaften an der Universität Hamburg, rät der EU von einer weiteren Entsendung von Soldaten in den Tschad entschieden ab. Im Moment sei die Situation völlig unübersichtlich. Aufgrund der unsicheren Lage im Land sollten keine Truppen entsendet werden, so der Afrika-Experte.
"Es ist ganz klar, dass unter der jetzigen Situation die Truppen nicht entsendet werden können, weil deren Sicherheit nicht gewährleistet ist. Bei 3000 entschlossenen Kämpfern kann man der Europäischen Union nur raten, zunächst mal abzuwarten", sagte Jakobeit wörtlich.

Nach Einschätzung des Politikprofessors ist eine Unterstützung der Rebellen im Tschad durch den Sudan eindeutig. Die Rebellen seien innerhalb weniger Tage mit über 300 Militärfahrzeugen auf die Hauptstadt vorgerückt. Dies sei ohne logistische Unterstützung und ohne Waffenhilfe kaum zu bewerkstelligen. "Man kann also sehr sicher sein, dass der Sudan ein Interesse daran hat, die Regierung Déby im Tschad zu stürzen."

Der Einsatz der geplanten europäischen EUFOR-Truppe in der Region wird nach Einschätzung Jacobeits vom Sudan durchaus kritisch gesehen, da dieser von französischen Soldaten dominiert werde. Frankreich habe sich als ehemalige Kolonialmacht nur teilweise neutral verhalten. Soldaten hätten der Regierung im Tschad die Möglichkeit gegeben, militärisch gegen die Rebellen vorzugehen, so die Einschätzung von Jacobeit: "Egal was Frankreich jetzt macht in dieser Bürgerkriegssituation: Frankreich ist eigentlich immer Partei. Egal ob sie intervenieren oder nicht."

Unter den gegebenen Umständen sei zu erwarten, dass der Sicherheitsrat die Déby-Regierung weiter unterstütze, so die abschließende Bewertung des Afrika-Experten.