AfD-Wähler in Sachsen-Anhalt

"Für die anderen Parteien nicht mehr zu gewinnen"

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Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag, gratuliert Oliver Kirchner, Spitzenkandidat der Partei in Sachsen-Anhalt, nach der dortigen Landtagswahl auf einer Wahlparty.
Glückwünsche aus Thüringen: Björn Höcke gratuliert Oliver Kirchner, Spitzenkandidat der AfD in Sachsen-Anhalt, nach der dortigen Landtagswahl. © picture alliance / dpa / Jan Woitas
Stephan Detjen im Gespräch mit Anke Schaefer |
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In Sachsen-Anhalt hält die CDU die AfD auf Distanz. Dennoch: Jeder fünfte Bürger hat strikt rechts gewählt. Der Journalist Stephan Detjen sieht eine "erschreckend hohe" Anzahl an Wählern, die in großer Distanz zur Demokratie leben.
Die CDU hat die Wahl in Sachsen-Anhalt klar gewonnen. Sie legte nicht nur über sieben auf 37,1 Prozent zu, sondern hielt damit auch die AfD auf Distanz, die sich zeitweilig Hoffnungen gemacht hatte, stärkste Kraft zu werden. Nun kann sie 20,8 Prozent bieten - und ist damit weit weg von der Spitze.

AfD reduziert auf "harten Kern" ihrer Wählerschaft

Doch immerhin: Jeder fünfte Wähler machte sein Kreuz bei einer Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die AfD sei bei der Wahl auf den "harten Kern" ihrer Wählerschaft reduziert worden, sagt Deutschlandradio-Chefkorrespondent Stephan Detjen. Die Partei habe in Sachsen-Anhalt darauf gesetzt, durch einen Kurs der Radikalisierung nach rechts weitere Potenziale in der Nichtwählerschaft zu erschließen. Doch es sei nicht gelungen, noch mehr wütende und unzufriedene Menschen zu mobilisieren. Die Union habe hingegen auch sehr viele Nichtwähler erreichen können. Das sei wahlentscheidend gewesen.
In dem Wahlergebnis und der Analyse der Wählerwanderungen sieht Detjen einen Hinweis darauf, dass die umstrittenen Thesen des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), einen wahren Kern haben. In einem FAZ-Podcast sagte Wanderwitz kürzlich, in den neuen Ländern sei die Neigung, eine rechtsradikale Partei zu wählen, offensichtlich ausgeprägter als in den alten Bundesländern. Man habe es mit einem verfestigten Protestwählerpotential und mit teilweise ebenso verfestigten nichtdemokratischen Strukturen zu tun. Die AfD-Wähler seien auch nicht durch die gute Arbeit von Regierungen zurückzugewinnen. Nur ein geringer Teil von ihnen sei "potenziell rückholbar".

Abscheu und Empörung über Wanderwitz' Thesen

Die Äußerungen von Wanderwitz seien auch in der CDU fast einhellig mit Abscheu und Empörung als Diskreditierung ostdeutscher Wähler zurückgewiesen worden, sagt Detjen. Dennoch müsse man sich ernsthaft mit dem Umstand beschäftigen, dass es eine "erschreckend hohe" Anzahl von Wählerinnen und Wählern gebe, "die wirklich in großer Distanz zu den Werten der liberalen Demokratie leben und die für andere Parteien dann tatsächlich nicht mehr zu gewinnen sind".
Bei der Wahl in Sachsen-Anhalt wurde die Union laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit 37,1 Prozent klar stärkste Kraft, die AfD kam mit 20,8 Prozent auf Rang zwei. Es folgen die Linke mit 11,0, die SPD mit 8,4, die FDP mit 6,4 und die Grünen mit 5,9 Prozent. Neben der AfD mussten auch Linke und SPD Verluste hinnehmen, die Grünen hatten sich mehr erhofft. Die FDP zieht wieder in den Landtag ein, nachdem sie bei der Wahl zuvor an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war.
(ahe)
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