Ärztin über Hype um Cannabidiol-Produkte

"CBD ist keine Droge"

05:46 Minuten
Ein dunkles Glasfläschchen vor Cannabisblättern
Die Nähe zur Droge Cannabis sei ein Grund für den Hype um CBD-Tropfen, glaubt Kirsten Müller-Vahl. © Kimzy Nanney / Unsplash
Kirsten Müller-Vahl im Gespräch mit Julius Stucke · 29.01.2020
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Produkte mit Cannabidiol, etwa CBD-Tropfen, versprechen Wunder. Doch Verbraucherzentralen warnen vor dem Hype. Die Ärztin Kirsten Müller-Vahl betont: Dank niedriger Dosierungen sei gar keine Wirkung zu erwarten – weder positiv noch negativ.
Hanf, ganz legal und offen verkauft, in Biosupermärkten und Drogerien: Um Produkte mit dem Wirkstoff Cannabidiol, etwa CBD-Tropfen, ist ein Hype entstanden. Die Produkte versprechen vieles: Sie sollen angeblich beruhigend wirken und gegen Depressionen und Kopfschmerzen helfen. Doch Verbraucherschützer warnen vor den Produkten.
Die Ärztin Kirsten Müller-Vahl ist in der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin tätig. Die Warnungen der Verbraucherschützer hält sie für unbegründet, die Heilsversprechen der Anbieter aber auch. "Die Dosierungen sind so niedrig, dass man sich schwerlich irgendwelche Nebenwirkungen vorstellen kann", sagt Müller-Vahl über die frei verkäuflichen CBD-Produkte, die als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt sind.

Höhere Dosen bei CBD-Medikamenten

Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten mit Cannabidiol seien die Dosierungen deutlich höher als bei den frei verkäuflichen CBD-Tropfen: "Sie müssten von den meisten Präparaten eine ganze Flasche an einem Tag austrinken, um auf eine Wirkung zu kommen, von der wir im Bereich der Arzneimitteltherapie einen Effekt erwarten."
Bisher ist erst wenig über die Wirkung von höher dosiertem CBD bekannt: In welchen Fällen Cannabidiol in medizinischen Dosen sinnvoll sei, werde derzeit noch geprüft, so Müller-Vahl. Für seltene Epilepsieformen bei Kindern sei der Einsatz sinnvoll. Ob der Wirkstoff aber bei Angststörungen, Psychosen oder anderen Krankheiten helfe, sei noch ungeklärt.
Die Ärztin glaubt, dass der Hype um CBD durch die Nähe zum Cannabis entstanden sei. Viele Menschen würden offenbar glauben, dass sie Cannabisöl kaufen. Sie betont: "CBD ist keine Droge" – eine Rauschwirkung gebe es nicht.
(jfr)
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