"Ärzte ohne Grenzen" zu Bootsflüchtlingen

Eine Tortur - vor allem für Schwangere

Ein überfülltes Flüchtlingsboot vor der italienischen Küste
Ein überfülltes Flüchtlingsboot vor der italienischen Küste © picture alliance / dpa / ANSA / Italian Coast Guard
Tankred Stöbe (Ärzte ohne Grenzen) im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 11.09.2015
15.000 Flüchtlinge hat "Ärzte ohne Grenzen" seit Mai aus Seenot gerettet und nach Italien gebracht. Viele von ihnen seien in sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand, sagt Tankred Stöbe. Vor allem Flüchtlinge aus Somalia.
Mit drei Schiffen ist die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" seit Mai auf dem Mittelmeer unterwegs, um Flüchtlinge aus Seenot zu retten und medizinisch zu behandeln. Man habe bereits 15.000 Menschen aufgenommen und nach Italien gebracht, sagt Tankred Stöbe, Vorstandsmitglied von "Ärzte ohne Grenzen" und derzeit mit der "Dignity 1" auf dem Mittelmeer unterwegs.
Vor allem die Menschen aus Somalia seien oft in sehr schlechtem medizinischem Zustand, so Stöbe. "Sie haben Krätze, die Beine sind offen, wir haben auch verschiedene medizinische Evakuationen durchführen müssen mit Menschen, die ein wirkliches Krankheitsbild haben. Da geht es tatsächlich um Leben und Tod."
Die Menschen brauchen einen sicheren Zugang nach Europa
Viele der Geflüchteten hätten "Körperschmerzen", die von Gewalt und Folter herrührten, sagt der Arzt. Die Menschen sind oft in Zwangsarbeit gehalten worden, sie sind in Wohnungen gehalten, werden dort gefesselt, werden nicht richtig ernährt und immer wieder geschlagen.
Auch für Schwangere sei die Überfahrt in den völlig überfüllten Booten "eine Tortur".
Das Hauptaugenmerk müsse jedoch darauf liegen, den Menschen einen sicheren Zugang in ein europäisches Land zu gewährleisten, so Stöbe. "Es ist weiterhin inakzeptabel, dass diesen Menschen kein legaler Flüchtlingsstatus gewährt werden kann außerhalb der Europäischen Union und sie sich tatsächlich auf diese tödlichen Reisen begeben müssen."
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