Ägyptischer Popstar Mohamed Ramadan

Ausschluss für Umarmung mit Israeli

06:41 Minuten
Drei Männer stehen auf einem Dach, in der Mitte Mohamed Ramadan, der Omer Adam links neben ihm umarmt.
Umstrittene Geste: Der ägyptische Sänger Mohamed Ramadan (Mitte) umarmt den israelischen Sänger Omer Adam (links) in Dubai. © AFP / KHALED DESOUKI
Björn Blaschke im Gespräch mit Max Oppel · 25.11.2020
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Weil der ägyptische Rapper und Schauspieler Mohamed Ramadan auf einem Foto einen Israeli umarmt hat, gibt es Kritik. Die Schauspielergewerkschaft hat ihn ausgeschlossen. Der ägyptischen Führung könnte die Aufregung nützen.
Panzer in der Wüste, Lamborghinis vor der Villa: Der ägyptische Rapper und Schauspieler Mohamed Ramadan trägt dick auf in seinen Musikvideos. 16 Millionen Follower hat er auf Instagram – und seit dem vergangenen Wochenende ein Problem: Auf zwei Fotos ist Ramadan in Dubai eng an der Seite des israelischen Sängers Omer Adam und des Fußballspielers Dia Saba zu sehen.
"Verrat an den Palästinensern" lautet seitdem der Tenor in den sozialen Netzwerken. Und Ramadan wurde bereits aus der ägyptischen Schauspielergewerkschaft ausgeschlossen.

Wie normalisiert sind die Beziehungen zu Israel?

Ramadan sei schon länger eine polarisierende Figur, erzählt Björn Blaschke, ARD-Korrespondent in Kairo. Er gelte bei vielen als "Mann des Volkes". Doch in seinem Garten stünden auch etwa 20 sehr teure Autos, erzählt Blaschke, der in derselben Straße wie Ramadan wohnt. "Und das löst bei Leuten, die nicht seine Fans sind, echten Sozialneid aus."
Die Reaktionen auf das Foto seien entsprechend gespalten: Die einen würden sich fragen, warum Ramadan nicht zusammen mit einem Israeli auf einem Foto zu sehen sein dürfe. Ägypten und Israel hätten schließlich einen Friedensvertrag. Andere jedoch meinen, dass auf den politischen Friedensvertrag keine Normalisierung der Beziehungen zu Israel folgen dürfe – wie die Schauspielergewerkschaft, die Teil der in Deutschland umstrittenen BDS-Bewegung ist.

Ablenkung von anderen Diskussionen

Der Ausschluss aus der Gewerkschaft bedeute für Ramadan jedoch "erst einmal nichts", sagt Blaschke. Ein Auftrittsverbot in Ägypten würde ihn nicht allzu stark treffen und könne nach seiner Anhörung auch bald wieder fallen.
Ramadan hat sich nach Medienberichten inzwischen ohnehin bereits von dem Foto distanziert und gesagt, er habe nicht gewusst, dass der Mann neben ihm Israeli sei.
Und dennoch könnte die aktuelle Debatte der ägyptischen Führung nützen. Denn andere Diskussionen, wie die um Menschenrechtsaktivisten, die nach einem Treffen mit EU-Botschaftern verhaftet worden seien, könnten in den Hintergrund treten, sagt Blaschke. Mit der Aufregung um Ramadan könne man "nun ganz geschickt ablenken von derlei Diskussionen, die Ägypten in der Welt nicht besonders gut dastehen lassen."
(sed)
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