Adventure, Handelssimulation und Natur

Von Raimund Fichtenberger · 16.05.2012
Bei "Der Fall John Yesterday" wollen die Studenten Henry und Cooper Wohnungslosen auf den Straßen New Yorks helfen. Bei "Ports of Call" werden Computerspiele-Fans der ersten Stunde sofort die Geräusche erkennen. Passend zum Start der Freiluftsaison entführt das Spiel "Botanicula" in die Welt der Botanik.
Der Fall John Yesterday

Die Studenten Henry und Cooper wollen eigentlich Wohnungslosen auf den Straßen New Yorks helfen, als sie auf eine Mordserie stoßen. Dabei geraten sie selber in die Hände einer Sekte. Der Spieler übernimmt die Steuerung von Ermittler John Yesterday, der versucht, den bösen Buben das Handwerk zu legen.

Gesteuert wird klassisch. Per Mausklick werden Gegenstände untersucht und kombiniert, sowie Gespräche geführt. Zwischendurch warten Minispiele wie Kombinationsrätsel- die Lösung der geheimnisvollen Geschichte rückt mit jeder Aufgabe ein Stück näher. Die Steuerung ist schnell zu erlernen, zum Beispiel die Reparatur eines alten Telefons:

Mit einem zuvor eingesammelten Stück Isolierband bastelt unser Held per Mausklick einen funktionstüchtigen Fernsprecher:

Adventure gibt es viele, "Der Fall John Yesterday" begeistert vor allem durch seine Grafik. Figuren und Umgebung sind im Comic-Stil gezeichnet, das Geschehen wird in Sprechblasen kommentiert. Die stylische Optik kombiniert mit einer düsteren Handlung fasziniert Einsteiger und Profispieler. Etwa zehn Stunden dauert es, bis das Rätsel um dunkle Machenschaften in New York gelöst ist.

("Der Fall John Yesterday" für Windows PC, Hersteller: Crimson Cow, USK: freigeben ab 16 Jahren, Preis: ca. 30 Euro)


Ports of call

Computerspiele-Fans der ersten Stunde werden diese Geräusche sofort erkennen. So hörte es sich bereits vor 25 Jahren an, wenn man als digitaler Nachwuchskapitän sein Containerschiff in den Hafen steuerte.

"Ports of Call" ist damals wie heute eine maritime Handelssimulation. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Reeders. Ziel ist es, Waren und Routen so zu wählen, dass möglichst viel Geld auf das eigene Konto gespült wird.

Längst ersetzt die neueste Handygeneration die Spielecomputer und -Konsolen. Und so gibt es das Kultspiel von einst nun als Programm für moderne Smartphones. Und wieder sind nicht nur clevere Entscheidungen, sondern auch eine geschickte Hand am virtuellen Ruder wichtig. Denn der Spieler muss sein Schiff per Hand in den Hafen steuern und an gefährlichen Riffen vorbei navigieren.

Im Vergleich mit aktuellen Handelssimulationen unterliegt "Ports of Call" gnadenlos: keine Sprachausgabe, pixelige Grafik und wenig Entscheidungsmöglichkeiten. Trotzdem zaubert das Spiel durch die Erinnerung an alte Computerspiele-Zeiten ein Lächeln ins Gesicht. Mehr Retro geht einfach nicht- schon gar nicht auf einem topmodernen Smartphone. Wir wünschen: allzeit gute Fahrt und immer einen voll geladenen Akku im Handy.

("Ports of Call" für Apple/ios und Android Handys/Geräte. Hersteller: Rolf-Dieter Klein, USK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Preis: als Download ca 3 bis 6 Euro.


Botanicula

Passend zum Start der Freiluftsaison entführt uns das Spiel in die Welt der Botanik. Wir steuern fünf Insekten, die einen Baum von finsteren Spinnen befreien wollen. Dazu sehen wir die Welt des Baumes wie durch ein Mikroskop- überall krabbelt und kriecht es auf dem Bildschirm- aber so niedlich gezeichnet, dass selbst Menschen mit einer ausgeprägten Insektenphobie keine Probleme bekommen.

Um die Schädlingsplage los zu werden, laufen die fünf Käferfreunde vom Spieler navigiert über Äste und Blätter und lösen etwa 150 verschiedene Rätsel. Zum Beispiel müssen Stabheuschrecke "Mister Twig" und Kakerlake "Mister Poppeyhead" einem Pilz einen Schlüssel klauen. Per Mausklick halten sich die beiden aneinander fest, haben so genug Kraft und der Schlüssel geht in unseren Besitz über.

Die einzelnen Rätsel sind also selbst für absolute Einsteiger keine große Sache. Aber darum geht es auch gar nicht. "Botanicula" lebt von der Entdeckerfreude des Spielers. Man weiß nie, was als nächstes passiert, immer gibt es etwas Neues auszuprobieren. Das alles in einer sehr ungewöhnlichen und liebevoll gezeichneten Kulisse, in der sich Grafik, Sound und Musik auf geradezu künstlerische Weise ergänzen. Dafür gab es sogar einen Preis beim bekannten "Independent Games Festival".

Wer gerne neue Spielideen ausprobiert, wird in der Welt der Insekten mindestens fünf Stunden gut unterhalten.

("Botanicula" für Windows PC, ca. 15 Euro, Hersteller: Daedalic Entertainement, USK: Freigegeben ab sechs Jahre)
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