Familienleben

Was bedeutet Adoption für Kinder und Eltern?

80:40 Minuten
Ein großer Teddy sitzt auf einem Sitzsack in einem Spielzimmer. Daneben liegen weitere Spielsachen.
Adoptionen können je nach Familie extrem unterschiedlich ablaufen. © picture alliance / dpa / Carsten Koall
Moderation: Gisela Steinhauer · 04.02.2023
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Eine Adoption ist eine große Herausforderung im Leben von Kindern und Eltern. Vielen Familien gelingt es, sie gemeinsam zu bewältigen, in anderen entstehen Probleme. Meist, wenn sich die Kinder auf Herkunftssuche begeben. Wie kann Adoption gelingen?
Wer bin ich? Wo komme ich her? Diese Fragen beschäftigen wohl alle Kinder. Für adoptierte Kinder sind sie besonders bedeutsam, spätestens, wenn sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben. Wie kann diese Identitätssuche gelingen? Was bedeutet eine Adoption für Kinder und Eltern?

„Adoptivkinder vergessen nie, dass es eine eigene Mutter gab“

„Adoptiveltern sehen den Prozess als beendet an, sobald das Kind in der Familie ist. Für die Kinder beginnt er, wenn sie in die Familie kommen“, sagt Melanie Kleintz. Sie ist selbst 1980 als Baby von deutschen Eltern aus Peru adoptiert worden. Aufgrund ihrer eigenen, auch schwierigen Erfahrung engagiert sich die Sozialpädagogin heute in der Beratung. Unter anderem leitet sie die deutsche Sektion der Initiative „Adoptierte aus aller Welt“.
Ihre Erfahrung: Kinder bauten in den ersten Lebensmonaten das Gefühl unbedingten Vertrauens auf. „Das haben viele Adoptivkinder nicht, die direkt nach der Geburt weggegeben wurden.“ Das habe Folgen. „Den Adoptiveltern muss klar sein, dass es nie die eigenen Kinder sein werden, dass die Adoptivkinder nie vergessen, dass es eine eigene Mutter gab – und sie nie an deren Stelle treten können.“
Ihr Rat: „Vertrauen schaffen, Bindungsarbeit leisten, sodass die Kinder in ihrem späteren Leben nach ihrer Herkunft suchen können. Und dass sie sich sicher sein dürfen, dass sie immer wieder zurückkommen können.“

Größtmögliche Ehrlichkeit bei der Herkunftssuche

„Eltern sollten sich bewusst sein, dass ein Adoptivkind eine große Verletzung in sich trägt und mitbringt. Und dass sie diese Verletzungen nicht heilen können. Sie können die Kinder aber stärken“, sagt Dr. Kerstin Haury. Die Diplom-Psychologin betreut unter anderem Adoptierte und Adoptiveltern und ist Co-Autorin des Ratgebers „Praxisbuch Adoption“.

Viele Adoptierte forschten nach den Motiven ihrer leiblichen Mutter, sie abzugeben: „Wieso hat die das gemacht? Was ist das für ein Mensch? Was bedeutet das für mich? Werde ich auch so?“ In Gesprächen geht die Familientherapeutin diesen Fragen nach: „In welcher Situation könnte die leibliche Mutter gewesen sein? Das hilft den Betroffenen, ihren Blick zu weiten, von ihrer Person auf die Sicht der Mutter.“

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Kerstin Haury plädiert für größtmögliche Ehrlichkeit, wenn Kinder nach der leiblichen Mutter oder Herkunftsfamilie fragen – und sie bei dieser Identitätssuche zu begleiten. „Es kommt dabei immer auf die Wortwahl an, und ich empfehle immer, sich das in einem ruhigen Moment aufzuschreiben. Denn Kinder kommen immer dann mit Fragen, wenn man es gerade nicht erwartet. Und dann kann man meist nicht gut antworten.“

Adoption – was bedeutet sie für Kinder und Eltern?
Darüber spricht Gisela Steinhauer am 04. Februar von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Adoptionsberaterin Melanie Kleintz und der Psychologin Kerstin Haury. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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