Achtsamkeit als Gesellschaftskritik

Vom Rapper zum Guru

Der Rapper und Buddhist Michael Curse Kurth
Erleuchtet in Schwarz-Weiß? Der Rapper und Buddhist Michael Curse Kurth © Robert Eikelpoth
Michael "Curse" Kurth im Gespräch mit Max Oppel · 13.02.2018
Vor acht Jahren geriet Michael "Curse" Kurth eine tiefe Sinnkrise. Jetzt ist der Deutsch-Rapper zurück. Mit einem neuen Album und einem Achtsamkeitsratgeber. Statt Räucherstäbchen und Klangschalen setzt er in alter Rap-Tradition auf Gesellschaftskritik – und Heilung durch Meditation.
"Mein Anspruch ist es, über die Themen Achtsamkeit, Meditation, Dankbarkeitspraxis zu sprechen, ohne dass sie esoterisch angehaucht sind", sagt der Rapper Michael "Curse" Kurth über sein neues Buch "Stell Dir vor Du wachst auf".
"Denn das sind sie eigentlich nicht. Sie sind etwas in Verruf geraten, aber eigentlich handelt es sich hier nicht um Esoterik, sondern um ganz handfeste, praktische Dinge."
Curse berichtet schlicht über die Methoden, die selbst geholfen haben, als er vor acht, neun Jahren "einen ziemlichen Bruch" in seiner Biographie erlebte.
"Ich habe, nachdem ich zehn Jahre extrem erfolgreich – extrem erfolgreich ist natürlich Quatsch, aber für meine Verhältnisse erfolgreich – Musik gemacht habe, in den Charts war und Tourneen gemacht habe, gemerkt, ich werde immer unglücklicher."
Er habe dann im Außen versucht, alles zu verändern.
"Also mehr Arbeit oder anderes Business oder andere Verträge. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich mich immer mehr reinmanövriere in dieses Unglücklichsein. Manche Leute nennen das vielleicht Burnout."
Dann habe er einen radikalen Cut gemacht, um sich andere Lebensentwürfe anzuschauen, die er noch nicht gekannt habe. Die Beschäftigung mit Meditation, Coaching und Yoga habe sein Leben maßgeblich verändert.

Achtsamkeit und Rap schließen sich nicht aus

Gegen das Klischee, dass Rap Wut und Kraft und subkulturelle Rotzigkeit sei, wehrt Curse sich vehement.
"Ich bin nicht der einzige Rap-Fan auf der Welt, der außer Rap auch andere Dinge in seinem Leben hat."
Achtsamkeit und Rap müssten nicht im Gegensatz zueinander stehen.
"Man kann durchaus MMA-Kampfsportler sein und gleichzeitig Kleingärtner."
Man könne ja auch in einem sozialen Beruf arbeiten und gleichzeitig mies zu seiner Familie, Freunden oder zu sich selbst sein.
Curse steht im Deutschlandfunk Kultur Studio während der Sendung Tonart.
Curse im Studio des Deutschlandfunk Kultur in der Sendung Tonart.© Deutschlandradio
"Das Buch ist genauso auf Rap-Fans zu geschnitten, wie für Leute, die Rock ‘n‘ Roll hören, oder Jazz."
Es handele auch nicht vom Aussteigen, die Welt hinter sich zu lassen und ins Kloster zu gehen. Es gehe viel mehr darum, im Alltag eine Veränderung bewirken zu können.
Auch ein neues Album hat Curse just herausgebracht.
"In meiner Musik geht es ganz oft um das, was ich erlebe, was ganz viele Menschen erleben: Also Selbstzweifel oder das Gefühl, wir rennen und wir rennen, aber erreichen wir überhaupt was und wenn ja hat das irgendeinen Wert, was wir erreichen?"
Auch die Single "Bei Mir" aus Kurths neuem Album "Die Farbe von Wasser" handelt von Einsamkeit. Sie erscheint am 23. Februar.
Er verstehe sein Buch und seine neue Platte jedoch nicht als Nabelschau, sondern als Gesellschaftskritik.
"Denn ich bin Teil der Gesellschaft, alle von uns sind Teil der Gesellschaft. Wenn wir immer nur nach Außen denken, wenn wir immer nur versuchen, politisch oder sozial etwas zu verändern, dann vergessen wir, was uns als Menschen ausmacht. Und wir als Menschen, als Individuen, müssen gesund sein, um eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Wenn wir als kranke Individuen unser Bestes geben, werden wir trotzdem keine gesunde Gesellschaft schaffen können. Das geht gar nicht."
Auf seinem Podcast "Meditation, Coaching & Life" spricht Curse über Dinge, die ihnbewegen und mein Leben bereichert haben.

Michael Curse Kurth: Stell dir vor, du wachst auf. Die OOOO+X-Methode für mehr Präsenz und Klarheit im Leben
Rowohlt Verlag, 224 Seiten, 14,99 Euro

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