Académie française

Berühmt, talentiert und ritterlich

Die Mitglieder der Academie francaise applaudieren dem Philosophen Alain Finkielkraut bei dessen Rede.
Eine Jacke, auf die mit goldenem Garn Olivenblätter gestickt sind - und ein Schwert oder Degen: auch das Outfit der Academie-Mitglieder ist etwas Besonderes. © picture alliance / dpa /Christophe Petit Tesson
Von Barbara Kostolnik · 08.02.2019
Die Académie française ist eine der ältesten Gelehrtengesellschaften. Und ein Männerverein: Nur vier der 40 Mitglieder sind Frauen wie Dominique Bona. Das liegt der Schriftstellerin zufolge auch daran, dass ihnen oft der Mut zu einer Bewerbung fehlt.
So sieht also eine Unsterbliche aus. Die Schriftstellerin Dominique Bona, geboren 1953, zierliche Figur, blonde lange Haare, dezent geschminktes Gesicht, empfängt ihren Besuch vornehm zurückhaltend im hochherrschaftlichen Salon ihrer Wohnung direkt neben dem Eiffelturm.
"Wir sind unsterblich, in dem Sinne, dass auf dem Akademie-Stuhl immer einer, eine sitzt. Wenn ein Akademie-Mitglied stirbt, nimmt ein neues Mitglied den leeren Platz ein, es ist eine Art Staffellauf ohne Ende. Die Unsterblichkeit ist die Nachfolge über die Jahrhunderte."
Unsterblich ist in der Akademie nämlich eigentlich nur eine: "la langue francaise", die französische Sprache.

Lebenslange Aufgabe für die 40 Unsterblichen

Ihrer Pflege, ihrem Erhalt verschreiben sich die 40 Immortels, die ihren Sitz und Stuhl in der Akademie erst mit dem Tod aufgeben. Die Sprachpflege ist eine Herkules-Aufgabe in dieser schnell-lebigen Zeit, in der das Englische immer mehr Land gewinnt und immer weniger Menschen korrekt sprechen, schreiben, lesen können oder wollen.
"Unsere Aufgabe ist es, darüber zu wachen, dass eine Sprache, die sich ständig wandelt, lebendig bleibt, auch jetzt mit den neuen Medien, weil: komplexe Sprache, komplexes Denken, vereinfachte Sprache, vereinfachtes Denken."
Die Schriftstellerin Dominique Bona
Die Schriftstellerin Dominique Bona© imago / Leemage
Die Akademie will, muss vielleicht auch, moderner werden. Behutsam, versteht sich. Radikale Maßnahmen sind ihre Sache nicht. Ein Youtuber als Unsterblicher unter der Kuppel des Institut de France? Eher nicht.
"Der Youtuber müsste ein bleibendes Werk hinterlassen, nicht einfach ein paar in die Welt geworfene Worte, die verblassen im Laufe der Jahre."
Immerhin haben seit 1980 Frauen Eingang in die Académie gefunden. Ganze neun weibliche Unsterbliche gab es seitdem. Derzeit sind es vier. Warum so wenige?
"Das Prinzip der Akademie ist, dass nicht die Akademie auf einen zukommt, sondern dass man sich selbst aktiv bewerben muss, man muss es wollen. Ich glaube, dass viele Frauen heutzutage immer noch ein bisschen schüchtern sind, Respekt vor dieser Institution haben. Vielleicht wollen sie sich auch nicht diesem Kampf einer Kandidatur aussetzen. Ich hätte gerne, dass wir weiblicher werden."

Berühmt, talentiert und ritterlich müssen sie sein

Dominique Bona hatte den Kampf angenommen und 2013 eine Mehrheit der Unsterblichen für sich gewonnen. Mitglied kann nur werden, wer in französischer Sprache publiziert, derzeit zählen auch ein Amerikaner und ein Chinese zu den Unsterblichen. Kandidaten, Kandidatinnen brauchen einem Bonmot zufolge drei Qualitäten: Sie müssen berühmt, talentiert und höflich beziehungsweise ritterlich sein.
Bona dazu: "Man muss ein guter Kamerad sein, es ist immerhin ein geschlossener Kreis, der sich jeden Donnerstagnachmittag trifft, man diskutiert unter Kameraden, und jemand, der zu ungehobelt oder unangenehm ist, passt da nicht rein. Man muss offen und dialogbereit sein."
Zum berühmten grünen Outfit, einer Jacke, auf die mit goldenem Garn Olivenblätter gestickt sind, gehört auch eine geschliffene Klinge, um die Sprache zu verteidigen: Degen oder Schwert. Für Frauen ist sie nicht zwingend vorgeschrieben. Dominique Bona zeigt die ihre ziemlich stolz, sie ist messerscharf.
"Meine ist aus Silber, der Griff mit Rochenhaut besetzt, den ein rosa Quartz-Stein beschließt, ein Hauch Weiblichkeit", lächelt sie. "Der Handschutz eine 8, weil ich die achte Frau in der Akademie bin und 8 das Zeichen für Unendlichkeit, ja, Unsterblichkeit, ist."
Eine der ersten Frauen in der Akademie hielt von derart militärisch-männlichen Attributen nichts: sie wählte eine bestickte Handtasche.
Dominique Bona legt in ihr zurückhaltendes Lächeln eine Spur Belustigung und sagt dazu: "No comment".
Dann bricht sie tatsächlich in Gelächter aus. Es ist ansteckend, sehr vergnügt und hallt lange nach. Ewig leben möchte sie übrigens nicht. "Pas du tout."
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