Absurde Bilderwelten
Ihre Bildwelten sind so absurd wie komisch und stecken voller Chaos, das unweigerlich auf eine Ordnung folgt. Mit ihren großformatigen Fotografien treiben Anna und Bernhard Blume ihr ironisches Spiel mit kleinbürgerlichem Spießertum genauso wie mit der Abgehobenheit hehren Künstlertums. Jetzt werden Werke des Kölner Künstlerpaares erstmals in einer Ausstellung in Berlin im Hamburger Bahnhof gezeigt.
Er mit Kappe und sportlich chicem Anorak, sie mit modisch lockiger Kurzhaarfrisur – begegnet man Anna und Bernhard Blume im „wahren“ Leben, so erkennt man sie fast nicht wieder. Hat man sie doch als Protagonisten ihrer wild inszenierten Fotoserien im Kopf – und jetzt im Hamburger Bahnhof vor Augen. Als Mann und Frau im braven Fünfzigerjahre-Look, wie sie mit verzerrten Gesichtern, in Schräg- und anderen unmöglichen Lagen versuchen, der Welt, die um sie herum aus den Fugen geraten scheint, irgendwie Herr zu werden.
„In Wirklichkeit sind wir viel schöner“, meint Bernhard Blume dann auch lachend auf die Frage nach der äußerlichen Diskrepanz – zwischen Foto-Kunst und Leibhaftigkeit. Und dieser Humor ist wohl auch der Schlüssel zu einem so augenscheinlich aus dem Absurden schöpfendem Werk. Denn was sonst soll man tun, außer erstmal zu lachen über Kartoffeln, die in einem Anfall von „Küchenkoller“ derart durch die Lüfte sausen, dass eine Hausfrau vor Schreck vom Stuhl kippt. Über Vasen, die in wilden „Ekstasen“ genauso die Gesetze der Schwerkraft brechen, in denen statt Blumen ein Mann drin steckt? Ein Wahnwitz, der vor allem auf einer irren Dynamik beruht – alles ist in Bewegung im Strudeln und Trudeln begriffen, ist verwischt und verzerrt in den Fotografien des Kölner Künstlerpaares.
„Das kommt aus dem Aktionismus, ist diese formale Sprachlichkeit entstanden. Mit dem Körper zu arbeiten und nicht nur an starren Leinwänden zu agieren. also wenn sie sagen, es ist alles dynamisch, wenn sie aber die einzelnen Bilder angucken, es ist alles gebaut. Wir haben ja bei den frühen Arbeiten, da hat sie sich so deformiert. Das konnte man ja noch nicht digital machen, also hat sie sich Kartoffelscheiben unter die Backe geschoben. Und wir haben gezielte Verwackelungen eingebaut. Von denen es seitens der Fotografenszene immer hieß: Ja die können ja gar nicht fotografieren, das ist ja alles verwackelt. Das ist natürlich alles kalkuliert gewesen.“
Doch was steckt hinter dieser vermeintlich dilettantischen, wahren Perfektion? Wie kommt man darauf, Tisch, Stuhl, Erdäpfel und Untertassen abheben und die Dinge außer Kontrolle geraten zu lassen? Sicherlich nicht nur, um deutsches Biedermeiertum mit bitterböser Ironie aus den Angeln zu heben, meint Bernhard Blume.
„Das ist nie eine Kleinbürgerkritik, ich bin ja selber ein Kleinbürger. D.h. ich bin ein Arbeiterkind. Die Ironie bezieht sich eher auf die Rituale und Zwänge milieuspezifische aus denen wir kamen. Die Zwänge, die in den Dingen natürlich manifest sind. Auf die kleine zwanghafte Welt, die in einem Wohnzimmerschrank manifest wird. Wo die Vase drin steht, die Tasse mit dem Goldrand, alles kleine Kultgegenstände, die irgendwann mal daraus genommen werden mussten und aus Versehen mal am Boden landeten. Kleine symbolische Aktionen, die aber bildnerisch wichtig waren für uns…“
Es sind – mittlerweile digital – geschaffene und bearbeitete Inszenierungen von ästhetischer Distanz, die auf einem philosophischem Diskurs über die Vernunft, ja vielleicht sogar auf einer Wesensverwandlung im Sinne der katholischen Eucharistie beruhen – schließlich war der aus Dortmund stammende Bernhard Blume einmal Messdiener. Von Transsubstanz und transzendentalem Konstruktivismus ist da die Rede. Was übersetzt in die Bildsprache der Blumes heißt, dass statt handfester Kartoffeln auch geometrische Gebilde fliegen und fallen können. Und mitten drin im abstrakten Chaos: Anna und Bernhard Blume. Er mit einem Karton auf dem Kopf wütend um sich tretend, Anna Blume mit hysterisch verzerrtem Gesicht.
„Das ist ja hoch ironisch. Der männliche Protagonist mit dem Pappkarton auf dem Kopf – gewissermaßen ein Blindgänger und die Frau, die versucht einfach alles zu retten, was geht, was er zertrampelt und zerstört.“
Konstrukte und Dekonstruktionen, die immer auch ein Eigenleben entfalten – jenseits der Rationalität, aber auch unfassbar für die Kunst. Was die beiden aber mit viel Humor nehmen. Wie sie da sitzen und feixen als seltsame Gipfelstürmer auf einem Haufen umgestürzter Bäume. Wie sie als ausgerastete Spießer auf einer altmodischen Couch rumhüpfen… Doch Anna und Bernhard Blume haben zu Recht gut Lachen. Schließlich sind sie es ja, die die Kamera in der Hand halten, die bestimmen, was gespielt wird in ihrem 1985 begonnenen lebenslänglichen Fotoroman. Ein Roman, der dieses Leben auf unglaubliche Spitzen treibt… genauso wie die Kunst von Anna und Bernhard Blume…
„In Wirklichkeit sind wir viel schöner“, meint Bernhard Blume dann auch lachend auf die Frage nach der äußerlichen Diskrepanz – zwischen Foto-Kunst und Leibhaftigkeit. Und dieser Humor ist wohl auch der Schlüssel zu einem so augenscheinlich aus dem Absurden schöpfendem Werk. Denn was sonst soll man tun, außer erstmal zu lachen über Kartoffeln, die in einem Anfall von „Küchenkoller“ derart durch die Lüfte sausen, dass eine Hausfrau vor Schreck vom Stuhl kippt. Über Vasen, die in wilden „Ekstasen“ genauso die Gesetze der Schwerkraft brechen, in denen statt Blumen ein Mann drin steckt? Ein Wahnwitz, der vor allem auf einer irren Dynamik beruht – alles ist in Bewegung im Strudeln und Trudeln begriffen, ist verwischt und verzerrt in den Fotografien des Kölner Künstlerpaares.
„Das kommt aus dem Aktionismus, ist diese formale Sprachlichkeit entstanden. Mit dem Körper zu arbeiten und nicht nur an starren Leinwänden zu agieren. also wenn sie sagen, es ist alles dynamisch, wenn sie aber die einzelnen Bilder angucken, es ist alles gebaut. Wir haben ja bei den frühen Arbeiten, da hat sie sich so deformiert. Das konnte man ja noch nicht digital machen, also hat sie sich Kartoffelscheiben unter die Backe geschoben. Und wir haben gezielte Verwackelungen eingebaut. Von denen es seitens der Fotografenszene immer hieß: Ja die können ja gar nicht fotografieren, das ist ja alles verwackelt. Das ist natürlich alles kalkuliert gewesen.“
Doch was steckt hinter dieser vermeintlich dilettantischen, wahren Perfektion? Wie kommt man darauf, Tisch, Stuhl, Erdäpfel und Untertassen abheben und die Dinge außer Kontrolle geraten zu lassen? Sicherlich nicht nur, um deutsches Biedermeiertum mit bitterböser Ironie aus den Angeln zu heben, meint Bernhard Blume.
„Das ist nie eine Kleinbürgerkritik, ich bin ja selber ein Kleinbürger. D.h. ich bin ein Arbeiterkind. Die Ironie bezieht sich eher auf die Rituale und Zwänge milieuspezifische aus denen wir kamen. Die Zwänge, die in den Dingen natürlich manifest sind. Auf die kleine zwanghafte Welt, die in einem Wohnzimmerschrank manifest wird. Wo die Vase drin steht, die Tasse mit dem Goldrand, alles kleine Kultgegenstände, die irgendwann mal daraus genommen werden mussten und aus Versehen mal am Boden landeten. Kleine symbolische Aktionen, die aber bildnerisch wichtig waren für uns…“
Es sind – mittlerweile digital – geschaffene und bearbeitete Inszenierungen von ästhetischer Distanz, die auf einem philosophischem Diskurs über die Vernunft, ja vielleicht sogar auf einer Wesensverwandlung im Sinne der katholischen Eucharistie beruhen – schließlich war der aus Dortmund stammende Bernhard Blume einmal Messdiener. Von Transsubstanz und transzendentalem Konstruktivismus ist da die Rede. Was übersetzt in die Bildsprache der Blumes heißt, dass statt handfester Kartoffeln auch geometrische Gebilde fliegen und fallen können. Und mitten drin im abstrakten Chaos: Anna und Bernhard Blume. Er mit einem Karton auf dem Kopf wütend um sich tretend, Anna Blume mit hysterisch verzerrtem Gesicht.
„Das ist ja hoch ironisch. Der männliche Protagonist mit dem Pappkarton auf dem Kopf – gewissermaßen ein Blindgänger und die Frau, die versucht einfach alles zu retten, was geht, was er zertrampelt und zerstört.“
Konstrukte und Dekonstruktionen, die immer auch ein Eigenleben entfalten – jenseits der Rationalität, aber auch unfassbar für die Kunst. Was die beiden aber mit viel Humor nehmen. Wie sie da sitzen und feixen als seltsame Gipfelstürmer auf einem Haufen umgestürzter Bäume. Wie sie als ausgerastete Spießer auf einer altmodischen Couch rumhüpfen… Doch Anna und Bernhard Blume haben zu Recht gut Lachen. Schließlich sind sie es ja, die die Kamera in der Hand halten, die bestimmen, was gespielt wird in ihrem 1985 begonnenen lebenslänglichen Fotoroman. Ein Roman, der dieses Leben auf unglaubliche Spitzen treibt… genauso wie die Kunst von Anna und Bernhard Blume…