Absonderlichkeiten im Tierreich
Wer eine Party mit erstaunlichen Anekdoten unterhalten möchte, dem sei Mario Ludwigs amüsantes Sammelsurium voller Skurrilitäten aus der Natur empfohlen. Man erfährt nicht nur, welche Bärenart Zyankali frisst, sondern auch, welches Tier mit dem Penis riechen kann und dass das Herz eines Blauwals so groß wie ein Kleinwagen ist.
Wussten Sie, dass Eisbären eine schwarze Haut haben? Und dass sie schnell genug schwimmen, um bei der menschlichen Olympiade locker den ersten oder zweiten Platz im 100-Meter-Freistil zu belegen? Wie groß ist das Herz eines Blauwals? Wie ein Medizinball? Ein Kleiderschrank? Beides verkehrt: Das Blauwal-Herz hat die Dimensionen eines Kleinwagens - kein Wunder, muss es doch neun Tonnen Blut durch den Riesenkörper pumpen und sich von einer Hauptschlagader versorgen lassen, durch die locker ein Mensch kriechen könnte.
Absonderlichkeiten, Erstaunliches und Wissenswertes rund um das Leben der Tiere und Pflanzen hat der Biologe und Buchautor Mario Ludwig in seinem neuen Werk zusammengetragen. Für die Fülle an Fakten wählt er eine geschickte Verpackung: Auf den linken Buchseiten finden sich vier oder fünf Fragen und, nach dem Multiple-Choice-System, eine paar mögliche Antworten. Gleich daneben auf der rechten Seite steht die Auflösung - in einem kurzen Textabsatz, der locker geschrieben und hervorragend recherchiert die Hintergründe erläutert.
Das Prinzip ist so simpel wie süchtig machend. Spätestens auf Seite drei kann man sich dem Sog des Knobelns nicht mehr entziehen: Aus wie viel Prozent Wasser besteht eine Qualle? (95) Welche Tiere können mit dem Penis riechen? (Schweinswale) Welche Affenmännchen stehlen ihren Weibchen die Jungen, um sie durch Trennungsschmerz zur Herausgabe von Nahrung zu erpressen? (Kapuzineraffen) Wie heißen die Algen, die in der Tiefsee Wälder bilden, so groß und ökologisch so bedeutsam wie tropische Regenwälder an Land? (Riesenkelp, die zu den Braunalgen gehören) Welches Gewicht brachte der Elefantenvogel auf die Waage, der bis vor 400 Jahren auf Madagaskar lebte? (Eine halbe Tonne, und sie legten Eier mit 9 Litern Inhalt).
Mario Ludwigs Fragen decken biologisches Grundwissen ebenso ab wie absonderliche Rekorde oder Seltsamkeiten des Sexuallebens. Die eingestreuten Cartoons von Jan Gulbransson passen bunt und freundlich perfekt zum unterhaltsamen Inhalt.
Bei der Fülle des zusammengetragenen Wissens bleibt es hier und da nicht aus, dass die Erläuterungen sehr kurz ausfallen und wichtige Aspekte unerwähnt bleiben: Dass britische Meisen vor einigen Jahrzehnten lernten, Aluminium-Deckel von Milchflaschen zu picken, um an das Sahnehäubchen heranzukommen, gilt in der Biologie keineswegs nur als Nachweis für die Pfiffigkeit der Tiere. Die Meisen zeigten der Forschung erstmals, dass Tiere neue Verhaltensweisen an ihren Nachwuchs weitergeben und somit tatsächlich kulturell tradieren.
Und ein schwules Schwanenpaar im Zoo ist keineswegs eine Skurrilität am Rande. Homosexuelles Verhalten ist auch in der Wildnis unter Tieren so weit verbreitet, dass man an dieser Stelle eher erstaunen sollte über die Blindheit des Menschen gegenüber dieser Spielart des natürlichen Sexualverhaltens.
Doch die kleinen Lücken sind kein Problem - schließlich möchte der Zyankali fressende Bär keinen Lehrbuch-Ansprüchen genügen. Mario Ludwigs 444 Fragen und Antworten zur Natur sind das ideale Buch für Partygespräche, für die Badewanne, für den Nachwuchs und überhaupt: Fortsetzung erwünscht!
Rezensiert von Susanne Billig
Mario Ludwig: Welcher Bär frisst Zyankali? 444 Fragen und Antworten zur Natur
BLV Buchverlag, München 2007
160 Seiten, broschiert. 9,95 €
Absonderlichkeiten, Erstaunliches und Wissenswertes rund um das Leben der Tiere und Pflanzen hat der Biologe und Buchautor Mario Ludwig in seinem neuen Werk zusammengetragen. Für die Fülle an Fakten wählt er eine geschickte Verpackung: Auf den linken Buchseiten finden sich vier oder fünf Fragen und, nach dem Multiple-Choice-System, eine paar mögliche Antworten. Gleich daneben auf der rechten Seite steht die Auflösung - in einem kurzen Textabsatz, der locker geschrieben und hervorragend recherchiert die Hintergründe erläutert.
Das Prinzip ist so simpel wie süchtig machend. Spätestens auf Seite drei kann man sich dem Sog des Knobelns nicht mehr entziehen: Aus wie viel Prozent Wasser besteht eine Qualle? (95) Welche Tiere können mit dem Penis riechen? (Schweinswale) Welche Affenmännchen stehlen ihren Weibchen die Jungen, um sie durch Trennungsschmerz zur Herausgabe von Nahrung zu erpressen? (Kapuzineraffen) Wie heißen die Algen, die in der Tiefsee Wälder bilden, so groß und ökologisch so bedeutsam wie tropische Regenwälder an Land? (Riesenkelp, die zu den Braunalgen gehören) Welches Gewicht brachte der Elefantenvogel auf die Waage, der bis vor 400 Jahren auf Madagaskar lebte? (Eine halbe Tonne, und sie legten Eier mit 9 Litern Inhalt).
Mario Ludwigs Fragen decken biologisches Grundwissen ebenso ab wie absonderliche Rekorde oder Seltsamkeiten des Sexuallebens. Die eingestreuten Cartoons von Jan Gulbransson passen bunt und freundlich perfekt zum unterhaltsamen Inhalt.
Bei der Fülle des zusammengetragenen Wissens bleibt es hier und da nicht aus, dass die Erläuterungen sehr kurz ausfallen und wichtige Aspekte unerwähnt bleiben: Dass britische Meisen vor einigen Jahrzehnten lernten, Aluminium-Deckel von Milchflaschen zu picken, um an das Sahnehäubchen heranzukommen, gilt in der Biologie keineswegs nur als Nachweis für die Pfiffigkeit der Tiere. Die Meisen zeigten der Forschung erstmals, dass Tiere neue Verhaltensweisen an ihren Nachwuchs weitergeben und somit tatsächlich kulturell tradieren.
Und ein schwules Schwanenpaar im Zoo ist keineswegs eine Skurrilität am Rande. Homosexuelles Verhalten ist auch in der Wildnis unter Tieren so weit verbreitet, dass man an dieser Stelle eher erstaunen sollte über die Blindheit des Menschen gegenüber dieser Spielart des natürlichen Sexualverhaltens.
Doch die kleinen Lücken sind kein Problem - schließlich möchte der Zyankali fressende Bär keinen Lehrbuch-Ansprüchen genügen. Mario Ludwigs 444 Fragen und Antworten zur Natur sind das ideale Buch für Partygespräche, für die Badewanne, für den Nachwuchs und überhaupt: Fortsetzung erwünscht!
Rezensiert von Susanne Billig
Mario Ludwig: Welcher Bär frisst Zyankali? 444 Fragen und Antworten zur Natur
BLV Buchverlag, München 2007
160 Seiten, broschiert. 9,95 €