Abrechnung mit der Bohne
Der Höhenflug der Sojaprodukte hält unvermindert an. Aber es häufen sich Zweifel an der Verträglichkeit der Bohne und auch die ökologischen Folgen ihrer Kultivierung werden zunehmend kritisch betrachtet. Glaubwürdig entlarvt der Journalist Norbert Suchanek das gesunde Soja-Image als vollmundige Propaganda.
Fit und schlank dank Soja-Drinks. Auch gegen Krebs und Hitzewallungen soll eine Sojadiät helfen. Und bei Milchallergie? Sojamilch! Die kleine Bohne aus Asien scheint ein wahrer Gesundbrunnen, glaubt man den Versprechungen ihrer Produzenten. Nichts als vollmundige Propaganda; sehr geschickt habe es die Industrie verstanden, dem Produkt Soja ein gesundes Image zu verleihen, so Norbert Suchanek in seinem neuen Buch "Der Soja-Wahn".
Allein in den USA hat sich der Umsatz von Sojanahrungsmitteln seit 1992 mehr als verzehnfacht. In Deutschland ist der Absatz von Sojagetränken in nur vier Jahren um 50 Prozent gestiegen. Dass sich aber seitdem auch die Meldungen über steigende Sojaallergien häufen, wird von den Sojaanhängern verschwiegen. Dabei ist die Bohne offenkundig weniger gut verträglich als behauptet. So reagiert zum Beispiel jedes dritte Kind, das eine Milchallergie ausweist, auch heftig auf Sojaprodukte. Auch die Versprechungen, Soja schütze vor Krebs und Wechseljahrbeschwerden, sind falsch. Vielmehr stehen Sojaprodukte unter dem Verdacht, bei krebsgefährdeten Frauen nach der Menopause Tumorzellen schneller wachsen zu lassen.
Norbert Suchanek belegt seine Aussagen mit Untersuchungen renommierter Wissenschaftsinstitute, die die Aussagen der von der Sojaindustrie zitierten Studien zumindest in Frage stellen oder sie sogar widerlegen. Seine kritischen Anmerkungen wirken umso glaubwürdiger, als er Übertreibungen meidet und durchaus differenziert, dabei stets gut verständlich argumentiert. So verweist er darauf, dass etwa fermentierte Sojaprodukte wie Sojasoßen keine gesundheitlichen Probleme verursachen. Er hält auch den Genuss von Nahrungsmitteln aus Soja keineswegs für gefährlich. Nur sollte man sich nicht einseitig von ihnen ernähren. Das tun auch - anders als oft behauptet - die Asiaten nicht.
Der größte Teil der steigenden Sojaproduktion verschwindet allerdings in Viehmägen: Rinder, Schweine, Hühner werden damit gemästet. Das führt nicht nur zu massiven Kahlschlägen von Regenwäldern in Südamerika, sondern auch zu einer Veränderung der Fettsäuren in Fleisch und Milch. Während grasende Weidetiere eine Menge der als gesund geltenden Omega-3-Fettsäuren aufweisen, sinkt deren Anteil bei sojagefütterten Stalltieren stark ab. Dafür nehmen die ungesunden Omega-6-Fettsäuren zu.
Am Beispiel Brasiliens belegt der Autor, dass der Sojaanbau zudem schwere Umweltschäden verursacht. Massive Düngemittelgaben und starker Pestizideinsatz vergiften Grundwasser und Flüsse, bedrohen die Gesundheit der Landbevölkerung. Seit Sojaöl als Biosprit angepriesen wird, werden die Anbauflächen sogar noch ausgeweitet. Dabei ist die Ökobilanz dieser Ersatzbenzins noch schlechter als beim Raps.
Norbert Suchaneks Abrechnung mit der Sojabohne wird am Boom wenig ändern: Amerikas, Chinas und Europas Agroindustrien sind auf die Bohne angewiesen. Aber vielleicht kann dieses Buch den Verbraucher vor Illusionen schützen. Das wäre schon mal ein Anfang.
Besprochen von Johannes Kaiser
Norbert Suchanek: Der Soja-Wahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät
Oekom Verlag, München 2010
109 Seiten, 8,95 Euro
Allein in den USA hat sich der Umsatz von Sojanahrungsmitteln seit 1992 mehr als verzehnfacht. In Deutschland ist der Absatz von Sojagetränken in nur vier Jahren um 50 Prozent gestiegen. Dass sich aber seitdem auch die Meldungen über steigende Sojaallergien häufen, wird von den Sojaanhängern verschwiegen. Dabei ist die Bohne offenkundig weniger gut verträglich als behauptet. So reagiert zum Beispiel jedes dritte Kind, das eine Milchallergie ausweist, auch heftig auf Sojaprodukte. Auch die Versprechungen, Soja schütze vor Krebs und Wechseljahrbeschwerden, sind falsch. Vielmehr stehen Sojaprodukte unter dem Verdacht, bei krebsgefährdeten Frauen nach der Menopause Tumorzellen schneller wachsen zu lassen.
Norbert Suchanek belegt seine Aussagen mit Untersuchungen renommierter Wissenschaftsinstitute, die die Aussagen der von der Sojaindustrie zitierten Studien zumindest in Frage stellen oder sie sogar widerlegen. Seine kritischen Anmerkungen wirken umso glaubwürdiger, als er Übertreibungen meidet und durchaus differenziert, dabei stets gut verständlich argumentiert. So verweist er darauf, dass etwa fermentierte Sojaprodukte wie Sojasoßen keine gesundheitlichen Probleme verursachen. Er hält auch den Genuss von Nahrungsmitteln aus Soja keineswegs für gefährlich. Nur sollte man sich nicht einseitig von ihnen ernähren. Das tun auch - anders als oft behauptet - die Asiaten nicht.
Der größte Teil der steigenden Sojaproduktion verschwindet allerdings in Viehmägen: Rinder, Schweine, Hühner werden damit gemästet. Das führt nicht nur zu massiven Kahlschlägen von Regenwäldern in Südamerika, sondern auch zu einer Veränderung der Fettsäuren in Fleisch und Milch. Während grasende Weidetiere eine Menge der als gesund geltenden Omega-3-Fettsäuren aufweisen, sinkt deren Anteil bei sojagefütterten Stalltieren stark ab. Dafür nehmen die ungesunden Omega-6-Fettsäuren zu.
Am Beispiel Brasiliens belegt der Autor, dass der Sojaanbau zudem schwere Umweltschäden verursacht. Massive Düngemittelgaben und starker Pestizideinsatz vergiften Grundwasser und Flüsse, bedrohen die Gesundheit der Landbevölkerung. Seit Sojaöl als Biosprit angepriesen wird, werden die Anbauflächen sogar noch ausgeweitet. Dabei ist die Ökobilanz dieser Ersatzbenzins noch schlechter als beim Raps.
Norbert Suchaneks Abrechnung mit der Sojabohne wird am Boom wenig ändern: Amerikas, Chinas und Europas Agroindustrien sind auf die Bohne angewiesen. Aber vielleicht kann dieses Buch den Verbraucher vor Illusionen schützen. Das wäre schon mal ein Anfang.
Besprochen von Johannes Kaiser
Norbert Suchanek: Der Soja-Wahn. Wie eine Bohne ins Zwielicht gerät
Oekom Verlag, München 2010
109 Seiten, 8,95 Euro