Abgas-Skandal

US-Umweltbehörde: VW hat noch mehr geschummelt

Ein Messschlauch eines Gerätes zur Abgasuntersuchung für Dieselmotoren steckt im Auspuffrohr eines VW-Autos.
© dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Von Marcus Pindur, Washington |
Neue Vorwürfe gegen den Volkswagenkonzern im Diesel-Skandal: Die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA erklärte, VW habe die Schummel-Software auch bei Drei-Liter-Diesel-Motoren eingebaut. VW bestreitet dies.
Volkswagen habe erneut gegen das amerikanische Gesetz zur Luftreinhaltung verstoßen, erklärte eine Sprecherin der EPA. Der Konzern sei von der US-Umweltschutzbehörde darüber verständigt worden, dass sie davon ausgehe, dass VW auch in den Drei-Liter-Diesel-Modellen von VW, Audi und Porsche sogenannte "defeat devices" eingebaut habe. Diese Software erkennt, wenn der Motor sich in einer Testsituation befindet und schaltet nur dann die dementsprechende Abgasreinigungsfunktion an. Das betreffe die Modelle 2014 bis 2016.
Richard Corey, der Geschäftsführer der einflussreichen kalifornischen Umweltbehörde, erklärte, man habe nach und nach weitere Modelle aus dem VW-Konzern getestet und auch in den größeren Diesel-Motoren die Schummel-Software gefunden. Das betreffe ca. 10.000 Fahrzeuge.
Auch andere Modelle und Marken im Visier
Die Direktorin der Umweltschutzbehörde EPA, Gina McCarthy, hatte schon bei Bekanntwerden des Skandals vor sechs Wochen darauf hingewiesen, dass die amerikanischen Behörden die Abgaswerte von VW, aber auch von anderen Marken, verschärft überprüfen werde.
"Wir werden nicht untätig herumsitzen, wir werden auch herausfinden, ob andere Modelle und Marken betroffen sind. Wir verstärken unsere Kontrollen und dehnen sie auf andere Modelle aus. Diese Software-Manipulation war besonders schwer zu entdecken."
Die verstärkten Kontrollen hätten auch für den Drei-Liter-TDI-Motor zutage gefördert, dass VW getrickst habe, so die EPA in einer schriftlichen Stellungnahme. In einer Testsituation schalte der Motor in einen Modus, in dem er die amerikanischen Emissionsstandards erfülle. Exakt eine Sekunde nach Beendigung der Testsituation schalte er jedoch in den Normalbetrieb zurück. Dann stoße das entsprechende Fahrzeug den neunfachen Wert an Stickoxyden aus.
VW weist Vorwürfe zurück
In einer Pressemitteilung des VW-Konzerns in Wolfsburg hieß es dagegen, es sei keine dementsprechende Software bei den V6-TDI Modellen installiert worden. Der Konzern werde vollumfänglich mit der EPA kooperieren, um den Sachverhalt aufzuklären.
Aufklärung hatte der Chef von VW in den USA, Michael Horn, bereits vor drei Wochen vor dem Ausschuss für Verbraucherfragen des Repräsentantenhauses versprochen. Horn gab sich damals zerknirscht.
"Wir haben das Vertrauen unserer Kunden, unserer Händler, Angestellten, der Öffentlichkeit und der Behörden missbraucht. Wir übernehmen die volle Verantwortung für unsere Handlungen und wollen mit den zuständigen Behörden eng zusammenarbeiten bei der Aufklärung. Dieser Ausschuss und die Umweltbehörde ermitteln, und wir sind fest entschlossen, dabei zu kooperieren und die Dinge klarzustellen."
Schwere Konsequenzen drohen
Sollte dies ein leeres Versprechen gewesen sein, dann wären für VW in den USA weitere schwere Konsequenzen zu erwarten. Laut dem amerikanischen Luftreinhalte-Gesetz, dem Clean Air Act, dürfe, so die EPA, kein Autobauer Fahrzeuge herstellen oder verkaufen, die nicht den Standards des amerikanischen Clean Air Act genügten. Damit habe VW erneut gegen zwei wichtige Regelungen verstoßen, hieß es von der EPA.
Schon jetzt droht dem Konzern wegen der im September bekanntgewordenen Software-Manipulation von knapp 500.000 Diesel-Fahrzeugen eine Strafe von bis zu neun Milliarden Dollar. Sollten sich die neuen Vorwürfe bestätigen, dann könnte dies für den Volkswagen-Konzern noch sehr viel teurer werden.
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