Abenteuer Museum

"Erlebnis Wissen " ist der erste Reiseführer über Erlebnismuseen und Science Centers in Deutschland - von der Waterkant bis zum Bodensee, von Xanten bis nach Dresden. Drei - Autoren Max Annas, Hendrik Neubauer und Johannes Wendland – haben dafür gesammelt, getestet und geschrieben.
Auf so ein Buch hat jede reisende Familie gewartet. Sie reist quer durch die Republik in die Ferien. Hinten quengeln die Jungen. Höchste Zeit für eine ausgiebige Pause. Hätte man richtig geplant, führe man jetzt auf dem Parkplatz eines Erlebnismuseums vor. Aber wo gibt es sie?

In dem Reiseführer "Erlebnis Wissen" werden zahlreiche Angebote gemacht. Vorn und hinten auf der Umschlagklappe findet man auf einen einzigen Blick, wo welches Museum, welche historische Fabrik, welcher "Turm der Sinne" zu finden ist. Die drei Autoren haben nicht alles Mögliche aufgelistet. Unter hundert Museen, die in Frage kamen, sind 72 ausgewählt. Da findet man die altbekannten und berühmten wie das Senckenberg-Naturkundemuseum in Frankfurt am Main oder das Deutsche Museum in München.

Genauso sind aber jene Einrichtungen vertreten, die erst in den 90er Jahren entstanden sind, als das "Public Understanding of Science" aus den angloamerikanischen Staaten zu uns gekommen ist. Gemeint sind damit jene vielfältigen Initiativen, Wissen und Wissenschaft, die heute so kompliziert geworden sind, dass sie sich dem raschen Verständnis entziehen, gerade jenen nahe zu bringen, die davon in der Schule nichts oder nicht genügend zu hören bekommen, die aber später in irgendeiner Weise damit umzugehen haben. Das "Universum" Bremen gehört dazu, das "Phaeno" in Wolfsburg und das "Phänomenta" in Flensburg, keine Ausstellungshallen zum Durchschlendern, sondern Abfolgen von Versuchsstationen, an denen Kinder und Jugendliche am praktischen, intelligent ausgedachten Experiment Prinzipien von Natur, Kultur und Technik kennen lernen.

Man wundert sich, was es alles gibt: die Römer in Xanten; die Wikinger in Schleswig; Mathematik - wer kommt schon darauf - zum Mitmachen in Bonn. Überhaupt: das an sich Unanschauliche anschaulich machen, das scheint manche herauszufordern, Museen für Computer, Chemie, Papierherstellung, Kommunikation und Medizingeschichte auf die Beine zu stellen. Manches Altehrwürdige hat offenbar den Spagat geschafft, aus der verstaubten Bewahrung wertvoller Sammlungsbestände ins multimediale Edutainment der Gegenwart zu springen, ohne das eine oder das andere zu vernachlässigen.

Besonders gelungen an dem Buch ist, dass so viele Erlebnisorte vertreten sind, von denen man noch nie gehört hat. Etwa der Zeittunnel Wülfrath, wo in der kalten Jahreszeit Fledermäuse sichtbar ihren Wintersschlaf halten und im Sommer die Besucher durch 400 Millionen Jahre Erdgeschichte robben. Oder eine Papiermühle im Bergischen Land, eine Baumwollspinnerei im rheinländischen Pulheim oder das Industrie- und Filmmuseum im sächsisch-anhaltinischen Wolfen.

Das Buch, aufgemacht wie ein Katalog, widmet jedem seiner Vorschläge drei reich bebilderte Seiten Reportage mit persönlichen Eindrücken des jeweiligen Autors. Anschließend kommt eine Seite, farbig unterlegt, Praktisches: Adresse, Öffnungszeiten, Preise, das Übliche eben. Dazu Altersempfehlung für Kinder, Internetauftritt, vorgeschlagene Verweildauer, Führungen, Museumsshop und, nicht ganz unwichtig, Gastronomie.

Beim Lesen der Reportagen hat man gelegentlich den Eindruck, der Verweis aufs Internet ersetzt die Information. Da ist einiges zu feuilletonistisch geraten. Am Anfang der Reportage oder des praktischen Teils weiter hinten täte jedenfalls eine Kurzinformation vorab über das Objekt und seinen Inhalt gut.

Die aufklappbaren Karten im Umschlag hätten, gerade wenn es um die kleineren Standorte geht, detaillierter und vor allem präziser ausfallen dürfen. So sucht man sich leicht auf der Straßenkarte blind.

Rezensiert von Florian Hildebrand

Hendrik Neubauer(Hrsg.): Erlebnis Wissen. Die besten Erlebnismuseen und Science Center. Der Reiseführer
Bube-Verlag Pulheim-Brauweiler
Juli 2006
Broschiert, 280 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen
19,90 Euro