Aachen - befreite Zone

Von Inge Jagalla · 28.04.2005
Als Stadt an der äußersten Westgrenze erlebt Aachen den Krieg besonders schlimm. Im Juli 1941 erfolgt der erste von fünf Luftangriffen auf die Stadt. Am 21. Oktober 1944 wird sie nach sechs Wochen der Umkämpfung als erste deutsche Großstadt durch die Amerikaner befreit. Etwa 65 Prozent aller Wohnungen sind zerstört. Aachen zählt nur noch 11.139 Einwohner.
So schnell als möglich wurde der nationalsozialistische Machtapparat durch eine zivile Verwaltung ersetzt und die wichtigsten Einrichtungen wieder hergestellt, aber an einen großflächigen Wiederaufbau ist noch nicht zu denken. Doch die Umerziehung der Aachener zu Demokraten hat bereits begonnen. Im Oktober 1944 wird ein neuer Bürgermeister vereidigt und im Januar 1945 erscheint unter alliierter Kontrolle die erste demokratisch gesinnte Zeitung im Nachkriegsdeutschland.

Der amerikanische Präsident Truman in seiner Rede zu Beginn der Potsdamer Konferenz. Erst wenige Wochen zuvor hatte Admiral Dönitz die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs unterschrieben. Ein Auftakt zum Ende des zweiten Weltkrieges war die Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie im Sommer 1944. Bereits am 12. September hatte der erste amerikanische Soldat seinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt. US Verbände rückten von Belgien aus auf Aachen vor. Nach der Eroberung der Stadt stehen die Amerikaner am einstigen Sitz der deutschen Kaiser vor einer ganz neuen Aufgabe: Den Aufbau einer neuen Zivilverwaltung. Zunächst erteilen sie den Befehl, alle Waffen bei den örtlichen Besatzungsbehörden abzugeben. Dann wird die noch übrig gebliebene Bevölkerung in eine Kaserne im Süden Aachens gebracht. Auch Martin Ratajczak und Waltraud Barth sind unter den Internierten, damals 17 und 14 Jahre alt.

Ratajczak: "Die Amerikaner wollten hier keine Zivilisten haben. Wahrscheinlich war die Stadt nicht ganz besetzt, nur das Viertel eben, daher haben die die evakuiert zur Kaserne, obwohl da dann nachts die Deutschen noch in den Innenhof geschossen haben, mit Artillerie. "

Barth: "Wir mussten ja Fragebögen ausfüllen, ob man in einer Naziorganisation war usw. Die Männer in der Kaserne, die wurden schon nach anderthalb Wochen in Lastwagen immer in die Stadt zum Trümmerbeseitigen gefahren und kriegten auch einigermaßen Essen und wir kriegten schlechtes Essen. Ich hatte Hunger, wir kriegten einmal am Tag einen Teller Suppe und das war zu wenig. "

Mitte November werden die Zivilisten aus dem Lager entlassen. Sie dürfen zurück in ihre zerstörte Stadt, doch die Kämpfe rund um Aachen dauern an. Die Menschen fühlen sich wie in einer Zwischenwelt: Weder befreit noch besiegt, nur unsicher, ob die Deutschen nicht vielleicht zurückkommen werden. Für die Amerikaner hingegen ist Aachen das erste Stück Deutschlands, wo man ausprobieren kann, welche Behandlung der Bevölkerung sinnvoll ist, das Land so umzuwandeln, dass es die Welt nie wieder mit einem Krieg bedrohen würde. Eine zumindest ansatzweise funktionierende Administration scheint dafür unerlässlich. Doch nach welchen Regeln sollen die städtischen Bediensteten ausgewählt werden? Das Misstrauen gegenüber den besiegten Deutschen ist groß und die Auswahl unbelasteter Politiker gering. Häufig kam es vor, dass schließlich Geistliche nach ihrer Empfehlung gefragt wurden. Auch Aachens erster Oberbürgermeister, der katholische Jurist Franz Oppenhoff, wird auf Rat des Bischofs van der Velden ernannt und am 31.Oktober 1944 vom Stadtkommandanten Oberstleutnant Carmichael vereidigt. Mit ihm ein Kreis von Dezernenten, die für den Aufbau ziviler Strukturen verantwortlich sind.

"Es gibt nichts mehr zu verwalten. Alles und jedes ist neu zu erarbeiten … Kaum ein Wohngebäude ist unbeschädigt. Die Produktionsstätten sind vernichtet. Verkehrsmittel gibt es nicht. Weder Wasser noch Gas noch Strom werden geliefert. Das Kanalnetz ist an vielen Stellen unterbrochen. Keine Post, kein Telefon, keine Bank sind vorhanden. Die Aufgabe scheint hoffnungslos und geht fast über unsere Kraft. Dennoch ist es unsere Gewissenspflicht, die Arbeit anzufangen. "

Stellt Oberbürgermeister Oppenhoff resignierend in seinem ersten Lagebericht fest. Entschlossen nehmen er und sein Stab die schwierigen Aufgaben in Angriff.

Ratajczak: "Wer nun da ankam und hatte keine Wohnung mehr, der bekam dann vom Amt eine Wohnung zugewiesen, die noch irgendwie in Takt war und wenn dann der Besitzer kam, der eigentliche Eigentümer oder Mieter von der Wohnung, der bekam dann auch wieder ne andere Wohnung. Es wurden nur die Häuser oder Wohnungen, die noch intakt waren, belegt und zwar amtlich von der Stadt. "

Die Straßen werden notdürftig vom Schutt geräumt und grobe Voraussetzungen geschaffen, um die zurückkehrenden Menschen mit Nahrung zu versorgen- alles unter Aufsicht der amerikanischen Militärregierung, die zunächst aus Washington die Order erhalten hatte, Deutschland müsse ohne Hilfe auskommen.

Pesch: "Die Amerikaner haben uns keine Lebensmittel gegeben. Alles was hier war, wurde dann erfasst von dieser Oppenhoff- Regierung und dann über Marken an die deutsche Bevölkerung verteilt und das war natürlich sehr kark. "

Otto Pesch, damals 26 Jahr alt.

Pesch: "Die Regierung Oppenhoff fand hier und da in Garagen, Lebensmittellager des Deutschen Militärs, die auch Lager für die Einheiten hatten und das wurde soweit man sie fand, gesammelt und dann wurden die Bauern aufgefordert etwas abzuliefern, Milch und was weiß ich was alles und das musste alles erfasst werden, und das wurde verteilt, also es gab nich viel. "

Die Lage ist katastrophal. Um eine Hungersnot zu vermeiden, ändern die Amerikaner ihre Politik, richten Suppenküchen ein und sorgen dafür, dass Lebensmittelgeschäfte wieder öffneten. Schon im November gibt es vierundvierzig Geschäfte in Aachen, davon acht Lebensmittelhandlungen.

Barth: "Da war also in der Nähe der Wohnung meiner Tante, da gab's also ein Lebensmittelgeschäft und da konnte man auch was kaufen, das war vor allem Rübenkraut und dann dieser Kaffe, das war fürchterlich, Zichorie oder so was und dann gab es bei dem nachher auch, das man da auch Brot kriegen konnte und das gab's auf Lebensmittelmarken. "

Und gegen entsprechende Reichsmark. Doch dies alles war ein Tropfen auf den heißen Stein. Vor allem als immer mehr Evakuierte in die Stadt zurückströmen Wer nichts gehortet oder gute Kontakt zu Bauern hat, bei denen man Kartoffel, Kohl oder Milch bekommt, hungert. Die Not macht schon die Kleinsten, wie den damals fünfjährigen Albrecht Vent, erfinderisch.

"Und dann haben wir mit den größeren Kindern zusammen in den Trümmern nach Souvenirs gesucht für die Amerikaner, Hackkreuzfähnchen und ähnliche Dinge, irgendetwas, was an den Krieg, an Hitler erinnerte. Mit den Sachen sind wir immer in einen Hinterhof in der Haarener Straße gegangen, die Amerikaner waren dort in Häusern einquartiert und die wussten ganz genau, abends kommen die Kinder und bringen diese Sachen, und dann flogen aus den Fenstern die Konserven und wir gaben die Dinge, die wir gefunden hatten. Auch ein Mittel, um sich über Wasser zu halten. "

Otto Pesch war als Soldat auf Heimaturlaub als er von der Front überrollt wird. Wenige Tage nach der Befreiung Aachens verlässt er sein Haus, weit außerhalb des Stadtgebietes. Er will ins Zentrum zur alliierten Meldestelle. Sein Weg durch die verwüsteten Straßen führt den Sohn eines Verlegers auch zu den verschieden Zeitungshäusern.

Pesch: "Und dann gab es ein Zeitungsgebäude, eben Aachener Nachrichten, was total erhalten war, da war noch nicht mal eine Scheibe kaputt. Und da waren die Amerikaner schon drin, das hatten die direkt besetzt und da ging ich hin. Da war von dieser Propagandaeinheit der Sergeant Wilkow schon als Vorkommando da und bei dem meldete ich mich und sagte ich wär Journalist, ich wollte mal sehen wie die Chancen für Arbeit wären. Und da sagte der, wunderbar, dass sie sich melden, wir wollen hier so schnell als möglich eine Zeitung machen. "

Schon Anfang Dezember ist der Stab der alliierten Zeitungsmacher komplett. Noch vor Weihnachten 44 soll die erste Ausgabe erscheinen. Doch dazu kommt es nicht, denn die Redakteure sind, bis auf Sergeant Wilkow, eines Morgens verschwunden, zurückgekehrt ins sichere Paris. In der Eifel haben die Deutschen mit der Ardennen-Offensive begonnen.

" Eine völlig neue Entwicklung. Das könnte uns um alles bringen. Sie schaffen immer mehr, mehr Waffen heran, "

so der Kriegsberichterstatter Ernest Hemingway. Die Amerikaner sind von der Gegenoffensive der Wehrmacht völlig überrascht. Der Gefechtslärm ist auch in Aachen zu hören und die Stimmung in der Stadt nervös. Gerüchte machen die Runde, die Deutschen hätten Geländegewinne erzielt.

Ratajczak: "Ich hörte dann den deutschen Wehrmachtsbericht und hörte, dass die Deutschen zur Gegenoffensive angetreten waren und wir hatten hier unheimliche Angst, denn die Amis hätten uns hier sitzen lassen. Wenn die Deutschen zurückgekommen wären, die hätten uns wohl an die Wand gestellt, denn wir waren für die Verräter. "

Doch bereits einen Monat nach ihrem Beginn bricht die Offensive in sich zusammen. Und am 24. Januar 45 erscheint unter alliierter Kontrolle in Aachen wieder eine demokratisch gesinnte Zeitung. In der Erstausgabe schreibt Major Hugh Jones, zuständiger Offizier der Militärregierung:

" Es wird das Privileg der Aachener Nachrichten sein, dem Volke die Wahrheit zu bringen, die ihm so lange vorenthalten wurde. In der Wahrheit und in der Annahme der Wahrheit liegt der einzige Weg zurück für das deutsche Volk. "

Pesch: "Das ganze Politische kam von einem Dienst aus London, der wurde von Amerikanern geschrieben, der kam per Funk und das wurde nicht mehr zensiert. Das was zensiert wurde, war nur das, was wir selber schrieben, das hieß Lokales. Und zwar gab es immer eine Zensur der Zivilverwaltung, also amerikanischen und der militärischen Seite, weil beide ja ihre eigenen Interessen hatten. Alle Manuskripte mussten in dreifacher Ausführung geschrieben werden und wurden mit einem Stempel versehen. Der normale runde Stempel hieß, kann unbedenkliche gehen und einer hieß, muss verändert werden und einer hieß, darf gar nicht veröffentlicht werden. "

13.000 Exemplare werden gedruckt, von der nächsten Ausgabe sogar 19000. Einmal wöchentlich erscheint nun die Zeitung zu einem Preis von 20 Pfennig. Sie wird den Machern förmlich aus den Händen gerissen.

Pesch: "Zu berichten gab es in erster Linie ja nur das, was von der Verwaltung offiziell mitgeteilt wurde, die Straße hat wieder Stromanschluss, die hat wieder Wasseranschluss. Es werden Lebensmittelmarken aufgerufen. Es kann auf bestimmte Marken für Kinder Kleidung gekauft werden, mehr Platz war ja auch nicht, wenn man bedenkt vier kleine Seitchen. Dazu kam ab Februar noch eine halbe Seite Anzeigen, so Kleinanzeigen. Die wurden übrigens alle von den Amerikanern umgeschrieben, damit man über die Kleinanzeigen nicht versteckte Informationen geben konnte. "

Ab März beschränken sich die Amerikaner auf die Kontrolle und Pesch übernimmt auch die politische Redaktion. Zudem hält der erste deutsche Nachkriegsjournalist auch seit wenigen Wochen den ersten Presseausweis in Händen.

" Otto Pesch, im Verlag der Aachener Nachrichten, ist befugt sich frei im Stadtkreis Aachen zu bewegen und in der Ausübung seines Berufs jedes Gebäude zu betreten. "

Für die meisten Bewohner allerdings gelten andere Regeln.

Barth: "Aachen war praktisch auch meine Nationalität, schon Brand, das war damals noch nicht eingemeindet, war schon Ausland, wir durften den Stadtkreis Aachen nicht verlassen.
Es gab ja auch einen Ordnungsdienst, der also hier nach dem Rechten sah, nachts war ja sowieso Ausgangssperre. Und tagsüber gab's schon Ordnungskräfte, aber auch die Amerikaner, die standen ja überall, also Militär- Police und die waren ziemlich streng. "

Doch das Leben kommt langsam in Gang. Die Besatzungsbehörde gibt neue Ausweise aus, man richtet eine Suchstelle für Vermisste ein und an drei Tagen pro Woche wird die männliche Bevölkerung zum Schutträumen verpflichtet.

Ratajczak: "Hier wurden über Loren, diese vom Bergwerk und Schienen verlegt, zum Beispiel am Rathausmarkt wurde enttrümmert und in Burtscheid, da liefen so Schienen und Loren. Da haben wir mitgeholfen, Trümmer zu beseitigen. Man wurde beauftragt an dem und dem Tag mitzuhelfen. Das kam von der Stadt. "

Pesch: "Es gab natürlich auch Leute, die für Lohn arbeiteten, die für die Stadt arbeiteten, zum Beispiel, die Wasserleitungen flickten, die die Elektroleitungen flickten, es war ja alles zerstört. Dann stand auch in der Zeitung, die und die Straße hat jetzt wieder Wasserleitung oder Stromanschluss. Was natürlich nicht hieß, dass alles wieder funktionierte. "

Bereits im Dezember 44 legt Oberbürgermeister Oppenhoff einen allgemeinen Lohn- und Gehaltstarif fest. Ungelernte Arbeiter erhalten einen Stundenlohn von 75 Pfennig, Facharbeiter 95 Pfennig. Für Angestellte der unteren Gehaltsklassen sind Monatsgehälter von 200 bis 300 Reichsmark, für höhere Beamte 400 vorgesehen. Sein eigenes Gehalt hat Oppenhoff auf 450 Reichsmark fixiert. Ein erstes Kreditinstitut, die Wiederaufnahme des Postverkehrs und die Wiedereinrichtung der Handwerkskammer sind zudem Zeichen einer langsam wachsenden Infrastruktur. Der Schulunterricht allerdings beginnt für Waltraud Barth und viele andere Schüler erst nach dem Sommer 45. Statt Mathe und Latein zu pauken soll sie, laut Aufforderung der Stadt, eine Arbeit annehmen. Durch Vermittelung ihrer Mutter findet sie schnell eine Stelle.

Barth: "Die hatte festgestellt, da war ein Kindergarten und Kinderhort gegründet worden und dann ist die direkt dahin gesaust und ob ich da anfangen könnte, dann musst ich mich vorstellen und dann bin ich tatsächlich von Ende Februar bis Ende Juli als Kindergartenhelferin tätig gewesen. "

In den ersten Januartagen 1945, die Schlacht in den Ardennen tobt noch, erscheint ein Mitarbeiter der "Abteilung psychologische Kriegsführung" im Oberkommando der alliierten Streitkräfte in Aachen. Schon vor die Eroberung Deutschlands wurde den Amerikanern bewusst, wie wenig sie über den Feind wussten. Der Nachrichtenoffizier Saul K. Padover erhält daher den Auftrag herauszufinden, wie die Lage und vor allem die Stimmung im Reich ist. Er führt persönliche Interviews mit Vertretern verschiedener sozialer Schichten, mit Geistlichen und Wehrmachtsoldaten, Privatleuten und Mandatsträgern. Schließlich gilt es zu wissen, wie viel Widerstand von den Deutschen zu erwarten und wie groß die Aussicht ist, sie zu Demokraten umzuerziehen. In Aachen soll er die dort eingesetzte Verwaltung politisch unter die Lupe nehmen. Das Resultat seiner Gespräche ist ernüchternd:

" Die Männer um Oberbürgermeister Oppenhoff sind nicht demokratisch gesinnt. Sie äußern sich ausgesprochen abfällig über die Weimarer Republik (…) Oppenhoff und seine Freunde sind entschiedene Gegner von Wahlen, Parteien und Gewerkschaften. Sie streben die Errichtung eines autoritären Ständestaates (…) an, der sich vor allem auf kleine Industriebetriebe, auf das Handwerk und eine hierarchisch organisierte, rechtlose Arbeiterschaft stützt. "

Die Amerikaner sind über diese Aussichten ganz und gar nicht erfreut. Zudem gibt es Gerüchte, die, so fürchtete man im Hauptquartier, sich auf die öffentliche Meinung im besetzten Deutschland ungünstig auswirken könnten. In der Stadt kursieren Flugblätter, die den Bürgermeister der Cliquenwirtschaft beschuldigten und ihm vorwerfen, Nazis angestellt zu haben. Einer von ihnen ist der Stadtkämmerer Kurt Pfeiffer über den Padover notiert:

" Er war in die Partei eingetreten, weil er sich geschäftliche Vorteile davon versprochen hatte. (…) Im Laufe unseres Gesprächs ließ er jedoch durchblicken, dass er seinerzeit nichts gegen Hitler gehabt hatte. Er war sogar noch fünf anderen NS- Organisationen beigetreten, was seinem Geschäft nicht geschadet und sein Vermögen nicht geschmälert hatte. (…) Ein Bürgermeister war Parteimitglied. Ein der führenden Männer war ein bekannter Gestapospitzel, von zweiundsiebzig Personen in "Schlüsselpositionen" waren zweiundzwanzig Nazis. Als wir die Militärregierung davon in Kenntnis setzen, berief man sich darauf, dass Oppenhoff diese Männer als "unentbehrlich" bezeichnet habe. "

Der so aufgedeckte "Aachener Skandal" macht in der amerikanischen und britischen Presse die Runde. Die Militärbehörden sehen sich deshalb veranlasst, die Stadtverwaltung der zerstörten Kaiserstadt gründlich zu säubern. Auch Oppenhoffs Ablösung wird immer wahrscheinlicher. Seine Ermordung durch Schergen des NS-Regimes kommt dem zuvor.
Obwohl der Name des Oberbürgermeisters aus Angst vor Racheakten geheim gehalten worden war, gelingt es einem SS-Erschießungskommando, Oppenhoffs Wohnung ausfindig zu machen. Das Kommando "Karneval" handelt auf direkten Befehl Himmlers. Am 25. März 45 wird Oppenhoff vor seinem Haus erschossen. In der Bevölkerung geht die Angst um. Doch solche "Wehrwolf-Aktionen" bleiben Einzeltaten in ganz Deutschland. In Aachen findet zu diesem Zeitpunkt bis auf Gottesdienste noch kein öffentliches Leben statt. Die Fenster müssen nachts weiterhin verdunkelt werden. Abends hocken die Menschen in ihren zerbombten Häusern im Schein von Karbidlampen. Denn noch ist Krieg. An einem Mittwoch, früh morgens, erfährt Otto Pesch über einen Nachbarn, der den englischen Rundfunk hören konnte, die erlösende Nachricht.

Pesch: "Da hab ich sofort die Amerikaner aus dem Bett geholt und dann haben die angerufen in Paris und dann wurd das bestätigt und dann kam auch schon der Dienst aus London, ja und dann ham wir die Zeitung gemacht, die hab ich fast ganz allein gemacht, wir kriegten so schnell gar keine Setzer, wir konnten ja keinen telefonisch ranholen, bis man Setzer und Drucker alle zusammen hatte, in der Zwischenzeit hab ich dann die Zeitung gemacht, die ist auch weiter gar nicht groß zensiert worden, die ist einfach so gelaufen. "

Aachener Nachrichten. 8 Mai 1945. Der Krieg ist aus! Bedingungslose Kapitulation!