"A Serious Man"

20.01.2010
Die Coen-Brüder schildern in "A Serious Man", wie ein Mann in seinem Leben nicht mehr die Kurve kriegt.
Es muss bei den Coens nicht immer Blut fließen. Sie können ihre Helden auch anders quälen. "A Serious Man" spielt Mitte der Sechzigerjahre und macht seinem Titel alle Ehre.

Tatsächlich will Larry Gopnik genau dies sein: ein ernsthafter Mensch ohne übergroße Ambitionen oder Auffälligkeiten. Aber die Coens wären nicht die Coens, wenn sie einen amerikanischen Mittelkasse-Durchschnittstypen in seiner schmucken Vorstadthäuschen-Existenz belassen würden.

Sie fangen an, das Leben des liberalen Juden und Uni-Dozenten Larry Gopnik geradezu systematisch zu zerstören. Seine Frau will sich von ihm scheiden lassen. Ein koreanischer Student versucht, ihn zu bestechen und dann zu erpressen.

Anonyme Briefe ruinieren seinen Ruf bei der Unikommission, die über die Festanstellung entscheidet. Zu Hause behandeln Gopniks pubertierende Kinder ihren Vater wie einen Fußabtreter. Der Sohn kifft und die Tochter klaut ihm Geld, um sich die Nase operieren zu lassen.

Die Komik des Films entsteht aus dem Gegensatz der sich anhäufenden Katastrophen und der duldsamen Haltung eines Helden, der gegen keine der Prüfungen, die ihm Gott, das Leben oder seine Regisseure auferlegen, rebelliert. "A Serious Man" ist der bisher persönlichste Film der Coen-Brüder. Auch die Coens wurden in Minneapolis groß, in einer liberalen jüdischen Familie. Tatsächlich könnten Joel und Ethan Coen Larry Gopniks Söhne sein.

Zum ersten Mal haben die Coen-Brüder mit persönlich-biografischen Anklängen ihren jüdischen Hintergrund in einem Film verwoben. Es ist eine Erinnerung an eine Jugend zwischen Thora und Beatles, zwischen Bar Mizwa und sexueller Revolution. Am Ende dieser tragikomischen Geschichte wird Larry Gopnik Rat bei den Rabbis seiner Stadt suchen. Doch auch sie können ihm nicht weiterhelfen. So sieht er stoisch weiteren Katastrophen entgegen.

Und vielleicht sind die Coens deshalb Filmemacher geworden, um der Schicksalsergebenheit ihrer Vätergeneration zu entfliehen. Als Regisseure können sie gottgleich mit den Schicksalen anderer Menschen spielen.

USA 2009; Regie: Ethan Coen, Joel Coen; Darsteller: Michael Stuhlbarg, Richard Kind, Fred Melamed, Sari Lennick, Aaron Wolff, Jessica McManus, Michael Tezla, Alan Mandell, George Wyner, Peter Breitmayer, Brent Braunschweig; Länge: 105 Minuten

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