"A Serious Man"

Von Jörg Taszman |
Michael Stuhlbarg spielt die Hauptrolle im neuen Film der Coen Brüder "A Serious Man". Der 41-Jährige gilt als einer der renommiertesten amerikanischen Theaterschauspieler und trat im Kino bisher wenig in Erscheinung.
Willkommen bei den Gopniks. Sohn Danny steht kurz vor der Bar-Mitzwa aber will eigentlich nur Hasch rauchen. Schwester Sarah klaut ihrem Vater Geld, weil sie auf eine Nasen OP spart. Der leicht unappetitliche Onkel Arthur schläft seit Wochen auf der Couch und blockiert stundenlang das Klo. Mutter Judith will sich von ihrem Langweiler und Professor von Mann nur noch scheiden lassen.

"Kurz gesagt, ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir über die Scheidung reden."
"Sy Abelman?"

"Es geht hier nicht um Sy."

"Du hast doch gesagt."

"Dreh mir nicht das Wort im Mund um?"

"Entscheidung? Was hab ich getan. Ich habe nichts getan."

"Larry sei bitte nicht kindisch. Du hast nichts getan und ich habe auch nichts getan. Es ist einfach ... "

"Ja, wir haben nichts getan und ich bekomme wahrscheinlich eine Festanstellung."

"Wie auch immer. Wir haben Probleme wie du weißt. Die Dinge haben sich geändert und dann ist Sy Abelman ... Sy ist in mein Leben getreten
Was heißt das? Ich meine Du kennst ihn kaum. Wie kannst du sowas sagen?"

Gespielt wird dieser tragikomische Antiheld von Michael Stuhlbarg, einem sympathischen Theaterschauspieler, der sich ideal in diese Rolle hinein versetzen konnte. Er versuchte vor allem, einen langsam Verzweifelnden zu verkörpern, der nach einem Halt, einer Orientierung sucht.
"Ich versuchte, mich in ihn hineinzudenken."

"Ich hatte natürlich nicht viel Kontrolle darüber, wie man ihn sehen würde. Er versteht ja nicht, warum ihm all diese Missgeschicke wiederfahren und manchmal versucht er sehr geduldig darauf zu reagieren, aber in einigen Fällen bricht er einfach nur zusammen."

Der Film spielt 1967 in einem durch und durch jüdischen Vorort von Minneapolis. In Deutschland mag dieser Alltag mit dem Warten auf die Bar-Mitzwa gewissen Ängsten vor den "Gois" -also den Nichtjuden- oder aber dem Hoffen, vom Rabbi spirituelle Unterstützung zu bekommen, ein wenig fremd wirken. Wie aber wurde der Film in den USA aufgenommen?

"Für alle, die nicht viel über jüdische Religion und jüdische Kultur wissen, wird es eine Menge an neuen Wörtern und auch Gedanken geben, die ihnen bisher unbekannt waren. Aber am Ende ist es auch eine sehr universelle Geschichte über jemandem, der viel Pech hat und versucht, das Beste daraus zu machen. So wird der Film auf einer Ebene einigen vielleicht ein wenig fremd erscheinen, aber auf einer anderen Ebene auch sehr universell."

Originell und ungewöhnlich ist der Prolog des Films, der in das 19. Jahrhundert zurück führt und in dem nur Jiddisch gesprochen wird. Dort geht es um ein Ehepaar, das einen unerwarteten Gast empfängt. Das Problem ist nur, die Ehefrau ist davon überzeugt den Dibbuk, also einen Dämon im Hause zu haben. Für die Rolle des Ehemannes hatte Michael Stuhlbarg ursprünglich vorgesprochen:

"Das war eine große Herausforderung. Es war auch eine witzige Rolle. Ich konnte aber kein Jiddisch und versuchte es dann mithilfe eines Lehrers zu lernen. Am Ende entschieden sich die Coen Brüder dann aber für Schauspieler, die fließend Jiddisch sprachen. Das war auch die richtige Entscheidung, weil sie der Rolle einfach auch Facetten hinzufügten, die ich nie mit hätte einbringen können. Aber schon der Versuch machte Spaß."

Das jüdische Umfeld und Leben in einer kleinen Gemeinde waren Michael Stuhlbarg, der selber aus einer jüdischen Familie stammt, nicht fremd. Als Junge ging er in eine Reformsynagoge und wurde auch im jüdischen Glauben erzogen. Allerdings war er das erste Mal in Minneapolis und spürte, wie sehr dort Ethan und Joel Coen verehrt werden. Er ist voll des Lobes wenn er über die beiden Regisseure spricht.

"Joel ist derjenige der 'Action' und 'Cut' sagt. Ethan hält sich eher im Hintergrund auf , passt aber ganz genau auf und hört ebenso genau zu, wenn er am Monitor steht. Aber wenn man eine Frage hat, ist es egal zu wem man geht. Man bekommt immer eine Antwort und ich habe nie gesehen, dass sie sich gestritten hätten."

"Sie vertrauen ihren Schauspielern und man fühlt sich gut aufgehoben. Sie sind Meister ihres Fachs und ich war bei Ihnen in guten Händen."

Die größte Herausforderung für den erfahrenen Theaterschauspieler bestand darin, nicht chronologisch drehen zu können und so die innere Spannung der Figur immer zu halten. Demnächst wird Michael Stuhlbarg öfter auch vor der Kamera stehen unter anderem für Martin Scorsese der beim Pay-TV-Sender HBO eine neue Serie dreht. In "A Serious Man" ist Michael Stuhlbarg eine Offenbarung und trägt den Film. Da würde man ihm auch eine Oscarnominierung gönnen.