80. Geburtstag von Hans Zender

Das Einfache und das Erhabene

Der Komponist und Dirigent Hans Zender
Der Komponist und Dirigent Hans Zender © Astrid Ackermann
22.11.2016
Zu Ehren des Komponisten und Dirigenten Hans Zender, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, bringen wir ein Porträtkonzert vom 7. Oktober im Rahmen der "musica viva" aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz.
Typisch für Hans Zender ist wohl die Vielseitigkeit, mit der der Komponist, Dirigent und Musikschriftsteller versucht, sich Zugänge zu unterschiedlichen ästhetischen Erfahrungen offen zu halten. Das hat nicht nur mit der fortschreitenden Globalisierung zu tun, die bei allen Vereinheitlichungstendenzen dennoch Reste kultureller Diversität erfahrbar werden lässt, sondern auch damit, dass dem Komponisten heute Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen verfügbar geworden sind.
Insofern geht es Zender darum, aus diesen unterschiedlichsten Teil-Erfahrungen ein musikalisches Weltbild zu entwerfen, das "jener äußersten und beängstigenden Freiheit, in die uns die Moderne versetzt hat" zwar gewahr wird, und doch eine Sicherheit zu formulieren versucht. Dabei ist Hans Zender kein Verfechter von Radikallösungen. Vielmehr ist er Brückenbauer zwischen vorne und hinten, oben und unten, Tradition und Moderne, der im gleichen Maße, wie er John Cage bewundert, das Künstlersubjekt vermisst, und genauso, wie er die seriellen Technikkonzepte der 50er Jahre schätzt, auch religiösen Impulsen Bedeutung zuschreibt. Typisch für Zenders Umgang mit der Tradition ist die Reihe »komponierter Interpretationen«. Werke von Haydn, Beethoven, Schubert, Schumann und Debussy hat er auf schöpferische Weise kommentiert.
Hans Zender erscheint als kultivierter und geschliffener, auf Verfeinerung und Ausgleich ausgerichteter Suchender. Das Elaborierte und das Repräsentative sind ihm lieb und teuer, auch wenn er durchaus extreme Gegenpositionen gelten lässt. Die experimentelle Avantgarde, sagt er, habe er über den Umweg des Zen verstanden. Vielleicht kann man sagen, dass er versucht, einen Weg zu finden, um den Verlust des subjektiven Ausdrucks in der Moderne in einem individuellen zeitgenössischen Ansatz zu versöhnen.
musica viva
Herkulessaal der Münchner Residenz
Aufzeichnung vom 7. Oktober 2016
Hans Zender
"Kalligraphie IV" für Orchester
"Issei no kyou" (Lied von einem Ton) für Sopran und Orchester
"Logos-Fragmente" für Chor und Orchester nach Bibel-Texten (Ausschnitte)

Donatienne Michel-Dansac, Sopran
Chor des Bayerischen Rundfunks
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Emilio Pomàrico