75 Jahre Bamberger Symphoniker

Dem weichen böhmischen Klang verbunden

08:16 Minuten
Leere Ränge der Konzerthalle Bamberg. Auf der Bühne sind Musiker der Bamberger Symphoniker bei einer Probe.
Das Jubiläumskonzert der Bamberger Symphoniker muss vor leeren Rängen stattfinden - wie bei einer Probe. © picture alliance / dpa | David Ebener
Marcus Rudolf Axt im Gespräch mit Carsten Beyer · 17.03.2021
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In den Wirren der Nachkriegszeit gründeten geflüchtete und vertriebene Musiker die Bamberger Symphoniker. Jetzt feiert das Orchester seinen 75. Geburtstag. Intendant Marcus Rudolf Axt sagt, die Herkunft höre man dem Orchester bis heute an.
Mit einem reinen Beethoven-Programm feiern die Bamberger Symphoniker ihren 75. Geburtstag. Es habe Überlegungen gegeben, das Jubiläum um ein paar Monate in den Sommer hinein zu verlegen, sagt Intendant Marcus Rudolf Axt. Doch es sei ja auch nicht gesichert, dass man dann ein Publikum im Bamberger Konzertsaal empfangen kann. Deshalb wolle man das Jubiläum jetzt feiern – genau 75 Jahre nach dem Gründungskonzert.

Neuanfang nach Krieg, Flucht und Vertreibung

Die Musiker, die vor 75 Jahren das Orchester in Bamberg gründeten, waren geflüchtete deutschsprachige Musiker aus Prag und Vertriebene aus dem Sudetenland, erzählt Axt. Wer damals floh, ging Richtung Westen, denn im Osten stand die Rote Armee. Bamberg sei für die Musiker ein idealer Ort gewesen, um ein Orchester zu gründen.
Die Stadt hatte bereits vor dem Krieg den Wunsch nach einem eigenen Orchester. Bamberg liegt wie Prag an einem Fluss und hat einen Kathedrale auf dem Berg. Zudem gab es eine leerstehende ehemalige Kirche, die als Konzertsaal genutzt werden konnte. Auch die Lebensbedingungen waren gut, denn Bamberg war – im Gegensatz zu Nürnberg – völlig intakt, und es gab Wohnungen.

Streit um Beethovens "Heroische Sinfonie"

Auch 75 Jahre nach der Gründung höre man dem Orchester seine Herkunft noch an, meint Axt. Das liege auch an dem aus Tschechien stammenden Chefdirigenten Jakub Hrůša. "Aber auch der Klang, den man böhmischen Klang genannt hat, es ist ein mitteleuropäischer, ein warmer, weicher Klang, der die Tradition mit trägt", sagt Axt.
Dirigent Jakub Hrůša im Frack dirigiert ein Orchester.
Jakub Hrůša führt als Chefdirigent der Bamberger Symphoniker den warmen, weichen Klang des Orchester fort.© picture alliance/dpa/CTK | Michal Krumphanzl
Das erste Konzert der "Bamberger Tonkünstler", wie sich das Orchester 1946 zunächst nannte, bestand ebenfalls ausschließlich aus Werken Beethovens. Die Gründung musste damals bei der alliierten Militärregierung angemeldet und genehmigt werden. Doch die Amerikaner störten sich am Inhalt des Eröffnungsprogramms. Beethovens Sinfonie Nr. 3, die den Beinamen "Heroische Sinfonie" trägt, musste nach vielen Diskussionen durch die 7. Sinfonie ausgetauscht werden, erzählt Axt.

Mehr Publikum als ein Konzertsaal fassen kann

Zum diesjährigen Jubiläum wird das Programm des ersten Konzerts, so wie es ursprünglich geplant war, aufgeführt: Die Leonoren Ouvertüre, das Violinkonzert und die 3. Sinfonie von Beethoven. Übertragen wird das Konzert im Fernsehen auf ARD alpha, im Radio auf BR-Klassik, sowie als Livestream.
"So haben wir vielleicht sogar eine größere Reichweite, als wenn wir unseren Saal mit 1400 Gästen füllen", sagt Axt, denn, davon ist er überzeugt: "Geburtstage muss man feiern".
(nis)
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