70 Jahre Goethe-Institut

Roboter auf Reisen durch Europa

07:55 Minuten
Der humanoide Roboter NAO geht auf Rundreise durch Europa und macht auch im Goethe-Institut Slowakei Station.Das Gewinnerpaar des NAO-Roboter-Residenzprogramms ist Richard Kučera Guzmán und Emma Záhradníková (auf dem Foto). Emma ist eine beginnende konzeptuelle bildende Künstlerin, die derzeit Digitale Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Bratislava studiert.
Das Goethe-Institut erprobt in seiner Kulturarbeit auch die Möglichkeiten der Robotik. © Goethe Institut / Richard Kučera Guzmán
Jeanette Neustadt im Gespräch mit Dieter Kassel · 09.08.2021
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Das Goethe-Institut setzt auf Zukunftsprojekte: Seit einem Jahr reisen zwei Roboter in europäische Städte und kommen dort vielfältig zu Einsatz. Auch das gehört zur internationalen Arbeit des Kulturinstituts, das heute 70 Jahre alt wird.
Das Goethe-Institut wird heute 70 Jahre alt und blickt auf eine große Erfolgsgeschichte zurück. Viele Projekte des internationalen Kulturinstituts weisen aber in die Zukunft, so wie das Programm "Robots in Residence".
GAIA und NaoMi heißen die beiden hellgrauen Roboterinnen, die seit Sommer 2020 für das Goethe-Institut durch Europa reisen. Sie verfügen über Gesichtserkennung und können sich mit Menschen unterhalten.

Lernen über andere Länder

"Wir haben die zwei Roboter erst mal nach Osten und Westen geschickt", erzählt die Projektleiterin Jeannette Neustadt über das Programm. Sie seien bereits in den Goethe-Instituten in Rom, Mailand, Warschau, Budapest, Rotterdam und Glasgow zum Einsatz gekommen und trotz Corona über viele Grenzen gereist.
"Die lernen ständig auf ihrer Reise dazu", sagt Neustadt. Das sei auch die Grundidee dieses Projekts. Losgefahren seien die Roboter zunächst mit sehr wenig Kenntnissen. "GAIA und NaoMi konnten ein bisschen vom Goethe-Institut und von Deutschland erzählen und jetzt wird dieses Paket immer umfangreicher."
Sie lernten vor allem etwas über die anderen Länder, die sie besuchen. Die Grundidee sei, dass sich die Roboter von jedem Land und jeder Stadt etwas Wissen abgreifen.

Team aus Künstlern und Codierern

Nach ihrer Ankunft würden die Roboter immer erst mal ausgepackt und ganz schnöde an das Stromnetz angeschlossen. "Dann brauchen sie auch ein Laptop, um diesen Roboter tatsächlich zum Leben zu erwecken", so Neustadt. Es werde zunächst einfach ein Computerprogramm abgefahren. Dann könne auch abgerufen werden, was der Roboter inzwischen gelernt habe.
Wegen der Pandemie waren die Einsätze leider nur eingeschränkt möglich. In den jeweiligen Städten habe ein Team aus Künstlern und Codierern mit den Robotern gearbeitet. Sie hätten GAIA und NaoMi meist mit nach Hause genommen und ihnen dort etwas beigebracht.
So habe NaoMi in Budapest beispielsweise gelernt, alles auf einer Schreibmaschine zu tippen, was sie direkt vor sich sieht, und dadurch "binäre Bilder" zu schaffen. Ein Künstler in den Niederlanden habe versucht, den "viel zu süßen, kleinen Roboter" zu einem "aggressiven Helden" umzuwandeln. Er habe ihm Boxen beigebracht und mit Messern ausgestattet.
"Er kam aber zu dem Schluss, dass ein Roboter, der designed ist, um so niedlich auszusehen, gar nicht ernst genommen wird als ein aggressives Gegenüber", sagt Neustadt.
Im Oktober ist mit dem Reisen erstmal Schluss. GAIA und NaoMi werden dann ausgelesen und die Ergebnisse ausgewertet. Schon jetzt habe sich gezeigt, dass solche Roboter viel weniger könnten, als man erwartet habe, sagt Neustadt.

Grenzen der Robotik

"Es ist eher erstmal eine abkühlende Erfahrung, zu sehen, wo die Robotik im Moment steht und was die Roboter umsetzen können." An einer Station hätten sie einen Monat lang geübt, Steine in ihre Greifarme zu nehmen, zu transportieren und abzulegen. Auch mit dem Fußballspielen habe es nicht so geklappt. Die manuellen Fähigkeiten der Roboter seien doch noch sehr am Anfang.
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