70 Jahre Filharmonia Poznańska

Exodus in die Tatra

Die Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in der Aula der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań
Die Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in der Aula der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań © Piotr Skórnicki/Filharmonia Poznańska
19.10.2017
Ihre Jubiläumssaison begann die Philharmonie Poznań mit einem anspruchsvollen Programm, nämlich mit Werken von Wojciech Kilar, Karol Szymanowski und Antonín Dvořák. Zu Gast war der famose Philharmonische Chor Białystok, um das Te Deum von Dvořák und zwei ebenso sakrale Werke Kilars zu singen.
Orawa, Exodus und Victoria heißen die Stücke von Wojciech Kilar, die den Rahmen dieses Saisoneröffnungskonzerts bilden: Die Musik des polnischen Komponisten hat eine große zeitgeschichtliche Bedeutung für die Musikgeschichte des mitteleuropäischen Landes. Er begann als Modernist neben Krzysztof Penderecki und Henryk Mikołaj Górecki. Ebenso wie die beiden Kollegen vollzog er bald eine Wende zur polystilistischen Postmoderne. Volksmusik, speziell die aus dem Tatra-Gebirge, spielte alsbald eine wichtige Rolle. "Orawa" und "Krzesany" sind seine berühmtesten Orchesterwerke in diesem Zusammenhang. Melodien und Muster aus der goralischen Folklore finden darin Eingang in einen klangbewussten Orchestersatz. Nicht zuletzt Ironie und minimalistische Eleganz spielten dabei eine gewisse Rolle, die in den sakralen Werken wie "Exodus" und "Victoria" nicht mehr zu finden sind. Diese beiden chorsinfonischen Werke Kilars entstanden in den schwierigen 1980er Jahren, kurz vor Ausrufung des Kriegsrechts durch General Jaruzelski (Exodus) und anlässlich des Papstbesuchs ein Jahr darauf (Victoria).
Einziges nicht-polnische Werk in diesem Programm ist das massiv-festliche Te Deum, das Antonín Dvořák kurz vor seiner Abreise nach New York bereits als US-amerikanisches Auftragswerk vollendet hat - mangels anderer Textideen stützte er sich auf den christlichen Lobgesang Te Deum, doch eigentlicher Anlass für dieses kompakte Jubelwerk war der 400. Jahrestag von Kolumbus' Landung in Amerika. Dieses Ereignis wird ja heute nicht mehr unbedingt als Auftakt einer christlichen Mission begriffen.
Der bedeutendste polnische Komponist der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Karol Szymanowski, doch in seiner Heimat hatte er es nie einfach. Nachdem ihn konservative Musikerkollegen aus seiner Funktion als Leiter der Chopin-Akademie in Warschau gedrängt hatten, musste er wieder Geld als Komponist und Solist verdienen. Ergebnis dessen war eines der interessantesten Werke für Klavier und Orchester aus dieser Zwischenkriegszeit Europas - die als 4. Sinfonie bezeichnete "Symphonie Concertante". Dieses diffizile und auch heute noch beeindruckend kraftvolle Werk spielte in Posen der aus Schweden stammende Pianist Peter Jablonski.
In der Konzertpause blicken wir mit dem Chefdirigenten Marek Pijarowski und dem Orchesterdirektor Wojciech Nentwig zurück auf die 70 letzten Jahre in der Geschichte des Orchesters.
Der Dirigent Marek Pijarowski
Der Dirigent Marek Pijarowski© Antoni Hoffmann/Filharmonia Poznańska
Wojciech Netwig, der Direktor der Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in seinem Büro in Poznań
Wojciech Nentwig, der Direktor der Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in seinem Büro in Poznań© Piotr Skórnicki/Filharmonia Poznańska.
Aula der Universität Poznań
Aufzeichnung vom 6. Oktober 2017
Wojciech Kilar
Orawa
Karol Szymanowski
Symphonie Nr. 4 für Klavier und Orchester op. 60 "Symphonie Concertante"
Antonín Dvořák
Te Deum op. 103
ca. 21 Uhr Konzertpause, darin: Chefdirigent Marek Pijarowski und Direktor Wojciech Nentwig im Gespräch mit Volker Michael
Wojciech Kilar
"Exodus" für Gemischten Chor und Orchester
"Viktoria" für Chor und Orchester

Peter Jablonski, Klavier
Joanna Zawartko, Sopran
Tomasz Wija, Bariton
Chor der Podlachischen Philharmonie Białystok
Philharmonisches Orchester Poznań
Leitung: Marek Pijarowski