Neues Temptations-Album

Die Könige des Soul können es immer noch

07:22 Minuten
Die US-Soulband The Temptation: Im Bild zu sehen sind die Bandmitglieder Otis Williams, Melvin Franklin, Glenn Beonard, Richard Street und Dennis Edwards.
The Temptations zu ihrer großen Zeit. Mit dem Album "Temptations 60" will die Band in neuer Besetzung an die früheren Erfolge anknüpfen. Bis auf Otis Williams (links) sind alle Gründungsmitglieder inzwischen gestorben. © picture alliance / AP Photo / Lennox Mclendon
Von Goetz Steeger · 28.01.2022
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Die Temptations haben sich mit Hits wie "Papa Was A Rolling Stone" tief in die Popgeschichte eingeschrieben. 60 Jahre nach ihrer Gründung hat die Band, in neuer Besetzung, nun wieder ein Album veröffentlicht. Das hat knackige Beats und ist erhaben produziert.
„When We Were Kings“ - als wir die Könige waren: Das ist eine Laudatio auf sich selbst, durchaus dick aufgetragen. Aber wer will das einer Soul-Institution wie den Temptations verdenken, wenn sie solch einen Song in ihr neues Album aufnehmen?
Der Song reminisziert Karrierestationen, nennt die großen Hits und huldigt den Originalmitgliedern, alle verstorben, bis auf Otis Williams, 83 Jahre alt und immer noch gut bei Stimme.
Überaus geschickt und clever ist die Melange aus den typischen Temptations-Chören, und zeitgemäßen Produktionstools, etwa dezent eingeschliffenes Auto-Tune, sodass das Ganze nicht deplatziert wirkt in der R&B- und Hip Hop-Gegenwart.

Rapper K-Sparks als Gaststar

Ganz im Gegenteil: gleich am Anfang des Albums steht mit „Let It Reign“ ein Hip Hop-Track, der einiges zu bieten hat: jazzige Samples und Chöre, dazu Elektro-Beat und Rapper K-Sparks als Gast.
Ein anderer Gast auf dem Album ist Smokey Robinson, Motown-Weggefährte der ersten Stunde, der Hits wie „The Way You Do The Things You Do“ oder „My Girl“ für die Temptations geschrieben hat. Sein schmachtendes Vibrato hier wohlig eingebettet im Temptations-Harmoniegesang.
In den späten 60er-Jahren, als Pop politisch wurde, ging es auch bei den Temptations um Vietnam oder Rassismus. Der Psychedelic Soul-Sound aus dieser Zeit wird hier zwar nicht als Retro-Karte gezückt, aber dieser thematische Strang ist noch da, als solidarisches Bekenntnis zu Black Lives Matter.

Ein bisschen von der Stange

Die musikalischen Zutaten sind obligatorisch: Slap Bass, Bläsereinschübe und ein knackiger Beat. Erhaben produziert. Das erklärt sich von selbst, manchmal ist das ein bisschen von der Stange, aber: So what?
Fazit: Die Güteklasse der Temptations liegt auch anno 2022 im ungekünstelten Soul und in der Lebendigkeit der Gesänge. "My Whole World Stopped Without You" ist ein Beispiel dafür.
Am Ende der Party beziehungsweise des Albums hält Urmitglied Otis Williams noch eine kleine Ansprache, bedankt sich bei allen Beteiligten inklusive seiner verstorbenen Bandmates, grüßt sie mit einem lakonischen „See you“ und erzählt von den Anfängen.
Dann kommt direkt hinterher geschoben der Song, mit dem für Otis Williams seinerzeit alles begann: „Come On“, im Fifties-Doo-Wop- Rock'n'Roll-Sound. Ein nostalgischer Abschluss für ein Jubiläumsalbum, das sich mit Würde zwischen damals und heute hin- und herbewegt.

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