60. International Rostrum of Composers (1)

07.08.2013
Am Anfang, vor 59 Jahren, waren es gerade mal vier Länder: Frankreich, Belgien, die Schweiz und Deutschland. Rundfunkanstalten aus diesen Ländern trafen sich 1954 in Paris, um Informationen über die Neue Musik im Radio und eigene Produktionen auszutauschen.
Seitdem hat sich das "International Rostrum of Composers" – oder wie es auf Französisch heißt: die "Tribune internationale des compositeurs" – prächtig entwickelt. Zum 60. Rostrum of Composers, das zum ersten Mal in Prag stattfand, trafen sich Produzenten aus 30 Rundfunkanstalten von vier Kontinenten, die insgesamt mehr als 50 Werke aus jüngster Zeit vorstellten und darüber diskutierten.

Die Bandbreite beim Rostrum ist groß, es gibt ganz bewusst keine Einschränkungen zu Stil oder Besetzung. Elektronik steht neben Chor, großes Orchester neben Solostücken. Es geht nicht um eine bestimmte Ästhetik, sondern ganz im Gegenteil um die Vielfalt dessen, was in verschiedenen Regionen und Kulturen "Neue Musik" ist. Erklärtes Ziel ist dabei, Komponisten vorzustellen, die noch keinen internationalen Ruhm erlangt haben, die zu entdecken aber lohnt. Auch aus diesem Grund gibt es neben der allgemeinen Kategorie auch noch eine spezielle Kategorie für junge Komponisten unter 30.

In zwei Sendungen (die zweite am 21. August) stellen wir ausgewählte Werke vom diesjährigen Jubiläums-Rostrum vor. Von elektronischer Musik aus Island bis zu einem fast klassizistischen Doppelkonzert aus Dänemark, von einem Tuba-Quartett aus Hongkong bis zu einer Gesualdo-Hommage aus Frankreich reicht das Spektrum in der ersten der beiden Sendungen. Zu hören ist auch jenes Werk, das von den Delegierten als besonders herausragend ausgewählt wurde: "Not I" für Sopran, Ensemble und Elektronik, ein Werk der polnischen Komponistin und Sängerin Agata Zubel, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Samuel Beckett.



60. International Rostrum of Composers
Tschechischer Rundfunk Prag
Aufzeichnungen vom 28. - 31.05.2013
Mauro Montalbetti (Italien)
"Blumenlicht" Preludio
für Orchester (2005/2012)
Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai
Leitung: Daniel Kawka

Gianvincenzo Cresta (Frankreich)
"In amoroso canto – ricalchi da Gesualdo"
für Viola, Streichquartett und Schlagzeug (2012)
Christophe Desjardins, Viola
Daniel Ciampolini, Schlagzeug
Quatuor Voce
Leitung: Guillaume Bourgogne

Chi-Hin Leung (Hong Kong, China)
"Utmost Attack" für Tuba-Quartett (2011)
Krunoslav Babiæ, Viktor Kirèenkov,
Jurica Rukljiæ, Robert Sturzenbaum

Hans Abrahamsen (Dänemark)
"Double Concerto"
für Violine, Klavier und Orchester (2011)
Carolin Widmann, Violine
Tanja Zapolski, Klavier
Royal Danish Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle

Agata Zubel (Polen)
"Not I"
für Stimme, Kammerensemble und Elektronik (2010)
Agata Zubel, Stimme
Klangforum Wien
Leitung: Clement Power

Úlfur Hansson (Island)
"So very strange" (2013)
Úlfur Hansson, Elektronik