50plus

Von Melanie Hinter |
Noch bevor der Minister seinen Plan den Kollegen im Kabinett vorstellen konnte, geht es hoch her. Jeder hat eine Meinung zu 50plus. Die anfängliche Zustimmung ist breiter Kritik gewichen.
Dabei gibt Müntefering die richtige Richtung vor. Mehr als eine Millionen Arbeitslose in Deutschland haben die Hoffnung auf eine Zukunft längst aufgegeben. Und das nur, weil sie das Pech hatten, über der magischen Altersgrenze von 50 Jahren ihre Anstellung zu verlieren. Sie haben schlechte Chancen, je wieder in die Arbeitswelt zurückzukehren. Der Weg ist für viele vorgezeichnet: erst Stütze, dann Rente. Münteferings Gegenrezept klingt einfach und wirkungsvoll – 100 000 älteren Arbeitslosen sollen seine Pläne zu einer neuen Stelle verhelfen.

Ob es sich dabei wirklich um neu geschaffene Arbeitsplätze handeln wird, darf bezweifelt werden. Unternehmen werden der Versuchung nicht widerstehen können, reguläre Stellen abzubauen – um danach einen vom Staat subventionierten über 50-Jährigen einzustellen, der die gleiche Arbeit macht wie sein voll bezahlter Vorgänger.

Neu sind die Ideen übrigens nicht. Der Minister will dem Kabinett Maßnahmen vorlegen, die es so ähnlich schon längst gibt. Nur eben nicht unter dem peppigen Stichwort 50plus. Fast eine halbe Milliarde Euro plant der Minister nur für die über 50-jährigen Arbeitslosen ein – das ist doch was.

Doch Geld alleine wird die Misere der älteren Arbeitslosen nicht lösen. Die liegt viel tiefer. Jahrelang haben die Tarifparteien in ihren Verhandlungen die Löhne nicht nur mit der Leistung erhöht – auch für das Lebensalter gab es einen Bonus. Das macht sie in Konkurrenz zu den jüngeren oft unattraktiv für den Arbeitgeber – zumindest wenn man nur an die Kosten denkt. Ein staatlicher Zuschuss soll die Arbeit von über 50-Jährigen jetzt verbilligen – und schon wären sie auf dem Markt wieder konkurrenzfähig.

Der Wert von Arbeitskraft lässt sich aber nicht alleine an der Lohnabrechnung ablesen. Berufs- und Lebenserfahrung kann man in keine ökonomische Kategorie pressen – und doch sind sie wertvoll für die Unternehmen. Doch diese Erkenntnis setzt sich in der Wirtschaft nur langsam durch. Eine Gesellschaft, die immer älter wird, kann es sich jedoch nicht leisten, diese Werte einfach brach liegen zu lassen. Dessen müssen sich alle wieder bewusst werden. Wie auch immer es mit der Initiative 50plus weiter geht, Franz Müntefering hat diese Debatte angestoßen – und das ist sein eigentlicher Verdienst.