50 Jahre "Polizeiruf 110"

Die Tragödien des Alltags

10:36 Minuten
Kommissar Michael Lehmann (Peter Schneider) und Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) am Tatort.
Zum Jubiläum gibt es nicht nur eine neue Folge, sondern auch ein neues Ermittlerteam: die Schauspieler Peter Schneider und Peter Kurth. © MDR/filmpool fiction/Felix Abraham
Clemens Meyer im Gespräch mit Vladimir Balzer · 23.05.2021
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Am 30. Mai feiert die Krimireihe "Polizeiruf 110" ihr 50-jähriges Bestehen. Das Drehbuch für die Jubiläumsfolge in Halle stammt von Clemens Meyer und Thomas Stuber. Sie sind der bedächtigen Erzählweise treu geblieben.
Schon als Kind schaute der Schriftsteller Clemens Meyer gemeinsam mit seinem Vater die Krimireihe "Polizeiruf 110". Vor allem der Vorspann mit dem DDR-Polizeihubschrauber und der Hundestaffel habe sich bei ihm wie den meisten Zuschauern ins Gedächtnis eingebrannt, sagt er.
Man hätte sich gut vorstellen können, dass der "Polizeiruf" mit der Wende eingestellt wird. Aber er ging nicht nur weiter, sondern wurde auch in den Westen ausgedehnt und ist jetzt neben dem "Tatort" eine der wichtigsten Krimiproduktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Der Jubiläums-"Polizeiruf"

Am 30. Mai feiert die Krimireihe ihr 50-jähriges Bestehen. Das Drehbuch für die Jubiläumsausgabe stammt von Clemens Meyer und Thomas Stuber, die schon mehrere Filme zusammen gemacht haben. In "An der Saale hellem Strande" ermitteln Peter Kurth und Peter Schneider als Henry Koitzsch und Michael Lehmann in Halle.
Seit 1971 würden in dieser Krimireihe Geschichten mit einem ganz genauen Blick auf die sogenannten einfachen Leute erzählt, "immer mit einer ganz großen Nähe zum Alltag", erklärt Meyer. Wenn man wissen wolle, was in der DDR wirklich los gewesen sei, könne man sich einen "Polizeiruf" aus der Zeit vor der Wende anschauen.

Sozialistischer Erziehungsauftrag

In den hunderten von Folgen gehe es nicht alleine um die Frage, wer der Täter sei, sondern auch um Tragödien des Alltags, um Unterschlagung, Alkoholdelikte, Eifersuchtsdramen und Diebstahl. Dabei sei auch schon mal erzieherisch auf die Zuschauer wie auf die Tatverdächtigen eingewirkt worden, so Meyer. Doch das sei nicht kennzeichnend für die Krimireihe.
Neben dem genauen Blick auf den Alltag einfacher Leute hätten die einzelnen Folgen auch immer wieder etwas Dokumentarisches: Wie wird die ganze DDR durchkämmt, um einen Mörder zu fassen? Wie werden Schriftproben ausgewertet? Wie sieht das aus, wenn die polizeiliche Ermittlungsmaschine anläuft?
In genau dieser Tradition des unaufgeregten Ermittelns und des genauen Blicks auf den Alltag der Leute steht die neue Folge in Halle, wie Meyer berichtet: Fast schon dokumentarisch werde gezeigt, wie Funkzellen ausgewertet werden, um den Mörder zu fassen. "Und dann läuft die Maschine an und führt uns zu den einzelnen Schicksalen."
(ckr)
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