40 Jahre Kraftwerks "Computerwelt"

Eine europäische Band mit deutschem Pass

06:35 Minuten
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Vier uniforme Mensch-Maschinen: Kraftwerk. © picture alliance / Sebastian Kahnert/dpa / Sebastian Kahnert
Von Goetz Steeger · 10.05.2021
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Vor 40 Jahren erschien Kraftwerks Album "Computerwelt". Beim Blick zurück fällt auf, wie wegweisend dieses Album gewesen ist. Als Pioniere der elektronischen Musik haben Kraftwerk Genres geprägt oder sogar erst hervorgebracht.
Kraftwerk sei eine europäische Band mit deutschem Pass und toure um die Welt, sagte Ralf Hütter von Kraftwerk, beziehungsweise sagte sein Roboter-Klon in einem Interview mit der BBC im Jahre 2009. Roboter seien immer das Wesen der Band gewesen, könnten sich besser ausdrücken und seien geduldiger bei Journalisten oder Fotografen.

Vier regungslose Mensch-Maschinen

Schon in den 70er-Jahren hatte die Band ihre künstlichen Alter Egos in Form von Schaufensterpuppen, genannt "Showroom-Dummies".
Die Idee, dass die Maschinen die Arbeit erledigen, transportierte Kraftwerk in die Popmusik. Keine schweißtreibenden, instrumentalen Hochleistungen, kein Frontsänger oder Sexsymbol; stattdessen vier regungslose Mensch-Maschinen, im Einheitslook, die sich optisch kaum voneinander unterschieden, an Computerknöpfen drehten und mit Taschenrechnern musizierten.
Unter dem etwas sperrigen Namen "Organisation zur Verwirklichung gemeinsamer Musikkonzepte" begannen die beiden Kraftwerker Florian Schneider und Ralf Hütter 1968 ihre gemeinsame musikalische Reise.

Pioniere des Electropop

Echos, Rhythmusfunktionen von Heimorgeln – alles, was von selbst spielte, wurde im bandeigenen "Kling Klang Studio" bearbeitet, modifiziert oder weiterentwickelt. 1974 erreichten Kraftwerk als echte Pioniere des Electropop mit "Autobahn" die Spitze der internationalen Charts.
Kraftwerks Zeit war gekommen, mit ihrem minimalistisch, futuristischen Sound und dem adäquaten Mensch-Maschine-Image waren sie sowohl Avantgarde als auch international gefeierte Superstars.

Digitalzeitalter vorweggenommen

Um das Ganze auch live eins zu eins reproduzieren zu können, wurden die Sequenzer und Klangerzeuger auf den modernsten Stand gebracht. Mit derartigem Equipment traten dann Jahre später auch Electro-Bands wie Depeche Mode oder Ultravox auf.
Das vor 40 Jahren bahnbrechende Album "Computerwelt" wirkt aus heutiger Sicht, als hätte es das Digitalzeitalter vorweggenommen – ein Jahrzehnt bevor Apple und IBM zum Standard wurden.
Eine europäische Band mit deutschem Pass, sagte der Roboter im BBC-Interview. Dementsprechend erschien "Computerwelt" auch in vier verschiedenen Sprachversionen: deutsch, englisch, französisch und japanisch.

Überall Spuren hinterlassen

Ob im Detroiter oder im Berliner Techno, im New Yorker Hip-Hop oder anderen Pop-Genres – Kraftwerk hat überall Spuren hinterlassen. Wie weitreichend dieser Einfluss war, wird deutlich, wenn man sich "Computerwelt" heute mit zeitlichem Abstand mal wieder anhört.
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