335. Galeriekonzert

Die Brücke zwischen Musik und Bildender Kunst herzustellen, ein Anliegen der Galeriekonzerte, dürfte diesmal nicht schwerfallen. Sie personifiziert sich in zwei Namen: Richard Strauss und Ernst von Schuch. Sowohl die Karriere des Komponisten als auch die des berühmten Dirigenten war eng mit der Dresdner Staatkapelle verknüpft. Assoziiert wird diese Beziehung durch das Bild "Schuch im Orchester" von Robert Sterl.
Was veranlasst vier Musiker, neben ihrer solistischen Tätigkeit sowie der Mitwirkung in etablierten Kammerensembles, sich seit kurzem auch noch zu einem Klavierquartett zusammenzuschließen?
Es ist wohl vor allem das erstaunliche Angebot an Kompositionen, das für diese Besetzung zur Verfügung steht – und dies, obwohl das Klavierquartett in der Gattungshierarchie von Klassik und Romantik nie an der Spitze stand. Gegenüber dem Streichquartett oder dem Klaviertrio nimmt es gewiss den zweiten Rang ein. Allerdings gilt das nur quantitativ, keinesfalls in qualitativer Hinsicht. Wie mit entsprechenden Kompositionen von Brahms, Dvořák, Schumann und nicht zuletzt auch mit den Werken von Richard Strauss und Gabriel Fauré im Programm unseres Galeriekonzerts zu belegen, ist die Klangmischung von Klavier und solistischen Streichern von ganz eigenem Reiz. Zudem eignet sich diese Besetzung besonders, das Übergangsfeld zwischen konzertantem und kammermusikalischem Spiel zu erkunden.



Robert Sterl
1867 Großdobritz bei Dresden – Naundorf 1932

Schuch im Orchester I, 1909
Lithographie, 585 x 470 mm (Blatt)
Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv.Nr. A 1970-574

"Robert Sterl wurde am 23. Juni 1867 als Sohn eines Steinmetzen geboren. Er studierte an der Kunstakademie in Dresden und wurde dort 1886 Meisterschüler von Ferdinand Pauwels. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Illustrator und betrieb Mal- und Zeichenstudien in Goppeln, Leubnitz, Gostritz und Ostra, ohne indessen zum so genannten 'Goppelner Kreis' um Carl Bantzer zu gehören. Während eines Parisaufenthaltes lernte er die Malerei des Impressionismus näher kennen, die ihn nachhaltig beeinflußte. 1896 eröffnete der Künstler zudem eine Malschule für Damen in Dresden, die er bis 1904 führte. Seit 1899 entstanden die ersten Darstellungen von Arbeitern in den Steinbrüchen an der Elbe, die Robert Sterls künstlerischen Ruf begründeten. 1904 wurde er an die Dresdner Kunstakademie berufen und zwei Jahre später zum Professor ernannt.
Ab 1907 wandte sich Sterl, der seit Kindertagen eine tiefe Liebe zur Musik hegte, der Darstellung von Musikern, Orchesterszenen, Komponisten und Dirigenten zu. Am Anfang stand die Arbeit an einem Porträt des seinerzeit sehr bekannten 'Petri-Quartetts', das nach dem Konzertmeister der Königlichen Hofkapelle Henri Petri benannt war. Zuvor schon hatte er sich mit dem russischen Komponisten Nikolai von Struve befreundet, der ihn mit Rachmaninow und dem Dirigenten Kussewitzky bekannt machte, woraus lebenslange Freundschaften entstanden.
Zwischen 1907 und 1914 entstanden zahllose Skizzen und Studien, die Sterl in Konzertsälen, bei Proben und Aufführungen anfertigte und in Gemälde umsetzte. In seinen Musikbildern strebte er danach, Musik 'impressionistisch' erlebbar zu machen, zugleich aber realistisch das Charakteristische der einzelnen Musiker festzuhalten und Ihre Persönlichkeiten psychologisch auszuloten. Max Liebermann sagte von dem Dresdner: 'Sterl ist ein wahrhaftiger Künstler; er malt, was ihn in der Natur zu malen reizt. Seine Bilder sind gesehen, erschaut und erlebt.'
Der berühmte Dirigent Ernst von Schuch stand im Zentrum seiner Musikerbildnisse. Eine dieser Darstellungen ist heute Gegenstand näherer Betrachtung."
Wolfgang Holler



335. Galeriekonzert
Gemäldegalerie, Dresden
Aufzeichnung vom 25.10.2008

Richard Strauss
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello c-Moll op. 13

Elena Mendoza-López
"Nebelsplitter" (Uraufführung)

Gabriel Fauré
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello C-Dur op. 15


Aperto Piano Quartet:
Frank-Immo Zichner, Klavier
Gernot Süßmuth, Violine
Stefan Fehlandt, Viola
Hans Jakob Eschenbach, Violoncello