332. Galeriekonzert

03.02.2008
Werke für die ungewöhnliche, jedenfalls nicht zu den klassischen Standard-Formationen zählende Besetzung des Fagottquartetts stehen auf dem Programm des 332. Galeriekonzerts von Deutschlandradio Kultur und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Kuriosa, sondern wenigsten zum Teil um Originalkompositionen aus der Zeit des Barock sowie aus dem Gegenwartschaffen.
Das nicht allzu üppige Werkangebot fürFagottensemble ergänzend, kommen auch einige Arrangements zu Gehör: die bravouröse Ouvertüre zu Smetanas "Verkaufter Braut" etwa wie die potpourriartige Zusammenstellung von Melodien aus Verdis Oper "Attila". Die Reminiszenz an den Hunnenkönig und mächtigen Eroberer aus Zeiten der Völkerwanderung mag denn auch die Brücke bilden zu dem Gemälde, das Harald Marx, Direktor der Galerie Alte Meister, vorstellen wird: "Die Schlacht im Tal" von Jacques Courtois, genannt Le Bourguignon.


Jacques Courtois, genannt Le Bourguignon
Saint-Hippolyte bei Besançon 1621 – 1675 Rom
Die Schlacht im Tal
Leinwand, 153 x 267 cm
1743 erworben durch Algarotti aus der Casa Sagredo in Venedig
Gal.-Nr. 744

"Die Schlacht im Tal" ist 1743 zusammen mit dem Gegenstück "Reitergefecht vor den Festungsmauern" aus Venedig nach Dresden gekommen. Das Bild zeigt ein wildes Kampfgetümmel und Gemetzel: "Von links stürmt geharnischtes Fußvolk mit rot-blau-gelber Fahne heran. Vorn in der Mitte bricht ein gelbliches Pferd mit blauer Schabracke, das seinen Reiter verloren hat, zusammen." Das Ganze spielt in einem weiten, von Hügeln und Bergen umgebenen Tal, über dem sich rechts Wolken auftürmen, während ein Baum die Szene nach links begrenzt. "Rechts jagen Reiter und ledige Pferde in das von Rauch- und Staubwolken erfüllte Tal hinab, in dem die Schlacht zwischen Fußvolk und Reiterei tobt. Im Hintergrunde zwischen Bergen eine Stadt." So hat Hans Posse, Karl Woermanns Beschreibung von 1887 folgend, die dargestellten Szenen 1929 in seinem Galeriekatalog geschildert.
Zur Erwerbung und zur Bedeutung der Bilder gibt es Berichte schon aus dem 18. Jahrhundert. So lesen wir bei Francesco Graf Algarotti in einem Brief vom 4. Oktober des erwähnten Jahres 173 an den Grafen Heinrich von Brühl: "Gestern habe ich, Monseigneur, einen noch viel günstigeren Handel abgeschlossen. Ich konnte von der Prokuratorin Sagredo vier bedeutende Bilder kaufen [...] Die beiden [...] Bourgognons gehören zum Besten, was dieser große Maler geschaffen hat. Wie Euer Excellenz wissen, ist er der Raffael unter den Schlachtenmalern [...]: die großen Bourguignons des Hauses Sagredo sind in ihrer Art berühmt geblieben [...]. Das geringe Interesse, das ich hinsichtlich dieses Ankaufs habe erkennen lassen und andererseits die Hoffnung, die ich hinsichtlich zukünftiger Erwerbungen gemacht habe, führten dazu, dass mir die Bilder für 108 Gold-Ducaten das Stück überlassen wurden. Das ist eine Summe, die, so wage ich zu sagen, kaum den Pulverdampf bezahlt, den man auf diesen beiden Schlachtenbildern sieht. Es sind die schönsten, die man von diesem Prinzen Eugen der Maler kennt."
Ein solches Lob, ausgesprochen von einem Kenner wie Algarotti, zeichnet die Gemälde vor anderen aus. Es sind "repräsentative Werke von ungewöhnlich großem Format", die, wie Werner Weisbach bemerkt hat, "um die Wende der vierziger und fünfziger Jahre" des 17. Jahrhunderts in Venedig entstanden sind.
Harald Marx


332. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden, Gobelinsaal
Aufzeichnung vom 19.1.2008

Georg Christoph Wagenseil
Sonata III "Suite des pieces" für Fagottquartett und Basso continuo

Michel Corette
Concerto "Le Phenix" für Fagottquartett und Basso continuo

Ralf Böhme
Sonate für Violine, drei Fagotte und Kontrafagott

Bedrich Smetana
Quvertüre zu Oper "Die verkaufte Braut"
Arrangiert von Stanislav Riha

Giuseppe Verdi
Auszüge aus der Oper "Attila"
Arrangiert von Jean-Christoph Dassonville

Sergej Prokofjew
Humoristisches Scherzo

Wolf-Günter Leidel
"Collectio Vanitatis"
Fünf Porträts von jungen Damen für Flügelhorn, drei Fagotte und Kontrafagott


Ensemble "Fairmont”:
Bence Boganyi, Alexander Voigt und Philipp Zeller, Fagott
Clemens Königstedt, Kontrafagott
Wim van Hasselt, Flügelhorn
Krisztof Polonek, Violine
Matthew Mc Donald, Kontrabass
Anja Götze, Cembalo

Bilderläuterungen von Prof. Dr. Harald Marx