330. Wartburgkonzert

Dinge entwickeln sich oft durch die Initiative einzelner Vorreiter. So war es auch 1958, als zwei junge Mitglieder der Dresdner Staatskapelle beim Deutschlandsender in Berlin vorsprachen, um für eine, sich gerade erst bildende Kammervereinigung Produktions- und Auftrittschancen zu erfragen. Nun waren die beiden Musiker – der Flötist Immanuel Lucchesi und der Geiger Reinhard Ulbricht – bekannte Solisten, so dass die Musikverantwortlichen beim Sender dieses Ansinnen gerne aufnahmen.
Der Zufall wollte es, dass von politischer Ebene zeitgleich die Anregung an den Deutschlandsender herangetragen wurde, auf der berühmten Wartburg Konzerte zu veranstalten. Was lag da näher, als beide Wünsche miteinander zu kombinieren?

Um auch die Wünsche der Orchesterdirektion mit einzubeziehen, wurde für das 1. Wartburgkonzert nicht nur ein Solistenensemble verpflichtet, sondern gleich die Staatskapelle Dresden in Kammerorchesterstärke.

Leiten sollte das Konzert der Chefdirigent Lovro von Matacic. Doch der war auf einer Tournee im „westlichen Ausland“ unterwegs und von der DDR aus telefonisch einfach nicht zu erreichen. Ein Einspringer stand schon bereit. Aber der Chefdirigent kam rechtzeitig zurück und sagte zu. Weitere Hindernisse waren noch aus dem Weg zu räumen, bis am 21. Juni 1958 das 1. Wartburgkonzert pünktlich um 19.30 Uhr vom Deutschlandsender -live- ausgestrahlt werden konnte (damals eine große technische Herausforderung).

Das Konzertprogramm war selbstverständlich eine Referenz an den großen Sohn der Stadt Eisenach, an Johann Sebastian Bach. Im ausverkauften Festsaal des Palas erklangen seine berühmte h-moll Suite, die „Kaffee-Kantate“ und das 2. Brandenburgische Konzert. Die Gesangssolisten: Sonja Schöner, Gert Lutze und Herbert Rössler. Solistische Aufgaben hatten selbstverständlich die Initiatoren Immanuel Lucchesi und Reinhard Ulbricht, außerdem der Trompeter
Rudolf Haase. Und in bewährter Weise saß Hans Otto am Cembalo.

Damals ahnte niemand, dass diese Konzertreihe alle Wirren und Wechsel der Zeiten überleben würde. Ihr 50. Jahrgang ist dem jetzigen Träger dieser Reihe – dem Deutschlandradio Kultur – Anlass, die Jubiläumssaison mit einem Festkonzert zu eröffnen. Und nichts lag näher, als diesen Abend von der Staatskapelle Dresden gestalten zu lassen.


330.Wartburgkonzert
Live aus dem Palas der Wartburg
Festkonzert „50. Jahrgang Wartburgkonzerte“

Grußwort des Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Dieter Althaus

Johann Sebastian Bach
2. Brandenburgisches Konzert F-Dur BWV 1047

Wolfgang Amadeus Mozart
Violinkonzert G-Dur KV 216
„Wie es uns gefällt“ – Das musikalische Mitbringsel unserer Gäste

ca. 20:30 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
anschließend:
„Ein halbes Jahrhundert lang: Wartburgkonzerte“

Antonin Dvorak
Serenade für Streicher E-Dur op. 22

Staatskapelle Dresden (Kammerorchester)
Leitung und Solist: Konzertmeister Kai Vogler