330. Galeriekonzert
Zu Gast beim 330. Galeriekonzert ist das Ensemble "incanto" – eine Kammermusikvereinigung, die sich in unterschiedlicher Besetzung einen Namen gemacht hat und die auf Grund ihrer Flexibilität über ein ungewöhnlich breites Repertoire verfügt. Diesmal tritt es als Trio für Klarinette, Violine und Klavier auf, als Formation also, für die es wirkliche Meisterwerke eigentlich erst seit der klassischen Moderne gibt.
Die Werke des Programms, Stücke von Darius Milhaud, Béla Bartók, Igor Strawinsky und Aram Chatschaturian, stellen denn auch Höhepunkte innerhalb der Kammermusikproduktion der 1920er und beginnenden 1930er Jahre dar. Bei aller Individualität ist ihnen gemeinsam, dass sie sich abzusetzen suchen von all jenen Spielarten der Gefühlsästhetik, des Sinnesrausches und der Ekstase, die der spätromantischen wie auch der expressionistischen Musik eigen war.
Nach dem Trauma des 1. Weltkrieges suchte man bewusst einer Ernüchterung, einem mentalen Wandel Ausdruck zu geben. Kühle Sachlichkeit verdrängte pathetischen Überschwang, klassische Klarheit trat an die Stelle impressionistischen Nebels. In dieser Grundtendenz begegneten sich in der Zwischenkriegszeit verschiedene Künste, wie die Anmerkungen zu dem Bild "Le Vase" von Fernand Léger verdeutlichen.
Fernand Léger
1881 Argentan – 1955 Gif-sur-Yvette
"Le Vase ", 1927
Lithographie in sechs Farben, 535 x 434 mm (Darstellung)
Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv.Nr. A 1982-228
"'Ich habe ihn gut gekannt', erinnert sich der große französische Schriftsteller André Maurois an Fernand Léger…'Von Anfang an gefielen mir seine Kraft und seine Gesundheit. Ein rechtes Gesicht aus der Normandie, stämmig und gut geschnitten, wie dasjenige meines Lehrers Alain. Fernand Léger gleicht einem Bild von Fernand Léger. Er ist solid, ruhig, klar, wie die Figuren, die er malt. Und auch seine Malerei erinnert mich an die Normandie. Denn es gibt einen Normandie-Stil: einfach, massiv, verständlich, wie man ihn an den Kirchen von Caen, in den Tragödien Corneilles, in den Romanen Flaubert finden kann – und in den Bildern von Léger. Nichts kommt aus heiterem Himmel.'
Die Kunst Jules Fernand Henri Légers hat einen weiten Weg unternommen, um schließlich bei dem späten Hauptwerk 'La Grande Parade' von 1954 zu enden, einer heiteren Zirkusszene, in der sich die figürliche Darstellung mit den technoiden Gegenständen und der kräftigen Farbigkeit in einer wunderbaren Balance befindet.
Der Maler, Keramiker und Graphiker Léger bewunderte zeitlebens die klassizistisch ausgerichteten Maler Nicolas Poussin, Jacques Louis David und Paul Cézanne, doch knüpfte er wie viele Künstler der Zeit in seinem eigenen Schaffen zunächst am Impressionismus an. Bald wurde er jedoch von den Malern des Fauvismus und vor allem von Cézanne beeinflusst, um dann wenig später als Pablo Picasso eine kubistische Phase zu durchlaufen. Auch futuristische Elemente spielen um 1910/11 eine Rolle. Schließlich gelangte er wieder zu einer realistischeren Formauffassung, die wesentlich durch seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg angeregt wurde und mit der er zunehmend konstruktiv-geometrische Elemente kombinierte. In die Zeit zwischen 1917 und 1923 fällt Légers so genannte 'mechanistische' Periode, die vor allem die technologisch bestimmte Zivilisation zum Objekt der ästhetischen Betrachtung erhob. Nach 1923 entstehen zahlreiche Stillleben, die allein Gegenstände in den Mittelpunkt rücken. In diese Zeit fallen auch Kontakte zu Piet Mondrian, der Léger mit seinem Purismus spürbar anregte. Eben in diese Jahre datiert die großformatige Farblithographie 'Le Vase', die aus der Sammlung Ida Bienert in das Kupferstich-Kabinett gelangte." (Wolfgang Holler)
330. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden
Aufzeichnung vom 13.10.2007
Darius Milhaud
Trio für Klarinette, Violine und Klavier
Béla Bartók
"Contrasts" für Klarinette, Violine und Klavier
Igor Strawinsky
"L’histoire du soldat" für Klarinette, Violine und Klavier
ensemble incanto:
Michaela Paetsch Neftel, Violine
Ralph Manno, Klarinette
Liese Klahn, Klavier
Prof. Dr. Wolfgang Holler spricht über das Bild "Le Vase" von Fernand Léger
nach Konzertende ca. 21:55 Nachrichten
Nach dem Trauma des 1. Weltkrieges suchte man bewusst einer Ernüchterung, einem mentalen Wandel Ausdruck zu geben. Kühle Sachlichkeit verdrängte pathetischen Überschwang, klassische Klarheit trat an die Stelle impressionistischen Nebels. In dieser Grundtendenz begegneten sich in der Zwischenkriegszeit verschiedene Künste, wie die Anmerkungen zu dem Bild "Le Vase" von Fernand Léger verdeutlichen.
Fernand Léger
1881 Argentan – 1955 Gif-sur-Yvette
"Le Vase ", 1927
Lithographie in sechs Farben, 535 x 434 mm (Darstellung)
Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv.Nr. A 1982-228
"'Ich habe ihn gut gekannt', erinnert sich der große französische Schriftsteller André Maurois an Fernand Léger…'Von Anfang an gefielen mir seine Kraft und seine Gesundheit. Ein rechtes Gesicht aus der Normandie, stämmig und gut geschnitten, wie dasjenige meines Lehrers Alain. Fernand Léger gleicht einem Bild von Fernand Léger. Er ist solid, ruhig, klar, wie die Figuren, die er malt. Und auch seine Malerei erinnert mich an die Normandie. Denn es gibt einen Normandie-Stil: einfach, massiv, verständlich, wie man ihn an den Kirchen von Caen, in den Tragödien Corneilles, in den Romanen Flaubert finden kann – und in den Bildern von Léger. Nichts kommt aus heiterem Himmel.'
Die Kunst Jules Fernand Henri Légers hat einen weiten Weg unternommen, um schließlich bei dem späten Hauptwerk 'La Grande Parade' von 1954 zu enden, einer heiteren Zirkusszene, in der sich die figürliche Darstellung mit den technoiden Gegenständen und der kräftigen Farbigkeit in einer wunderbaren Balance befindet.
Der Maler, Keramiker und Graphiker Léger bewunderte zeitlebens die klassizistisch ausgerichteten Maler Nicolas Poussin, Jacques Louis David und Paul Cézanne, doch knüpfte er wie viele Künstler der Zeit in seinem eigenen Schaffen zunächst am Impressionismus an. Bald wurde er jedoch von den Malern des Fauvismus und vor allem von Cézanne beeinflusst, um dann wenig später als Pablo Picasso eine kubistische Phase zu durchlaufen. Auch futuristische Elemente spielen um 1910/11 eine Rolle. Schließlich gelangte er wieder zu einer realistischeren Formauffassung, die wesentlich durch seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg angeregt wurde und mit der er zunehmend konstruktiv-geometrische Elemente kombinierte. In die Zeit zwischen 1917 und 1923 fällt Légers so genannte 'mechanistische' Periode, die vor allem die technologisch bestimmte Zivilisation zum Objekt der ästhetischen Betrachtung erhob. Nach 1923 entstehen zahlreiche Stillleben, die allein Gegenstände in den Mittelpunkt rücken. In diese Zeit fallen auch Kontakte zu Piet Mondrian, der Léger mit seinem Purismus spürbar anregte. Eben in diese Jahre datiert die großformatige Farblithographie 'Le Vase', die aus der Sammlung Ida Bienert in das Kupferstich-Kabinett gelangte." (Wolfgang Holler)
330. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden
Aufzeichnung vom 13.10.2007
Darius Milhaud
Trio für Klarinette, Violine und Klavier
Béla Bartók
"Contrasts" für Klarinette, Violine und Klavier
Igor Strawinsky
"L’histoire du soldat" für Klarinette, Violine und Klavier
ensemble incanto:
Michaela Paetsch Neftel, Violine
Ralph Manno, Klarinette
Liese Klahn, Klavier
Prof. Dr. Wolfgang Holler spricht über das Bild "Le Vase" von Fernand Léger
nach Konzertende ca. 21:55 Nachrichten