329. Wartburgkonzert

Liedertafeln und ihr größerer Ableger, der Männerchor, sind Anfang der 19. Jahrhunderts klingende Resultate eines romantischen Lebensgefühls, das sich aus dem Geist der Aufklärung entwickelt. Eine zunehmend patriotische Haltung führt zur Aufwertung des Volkstümlichen und zur Besinnung auf eigene kulturelle Wurzeln. So kommen auch wieder alte Dichtung, alte Volkslieder und - tänze zu Ehren.
In den Liedern zieht man als "Spielmann" oder "Jäger", als "Liebender" oder "Verlassener" durch die Lande. Flüsse, Städte und Regionen, die damals als stille und romantische Orte besungen wurden, quellen übrigens heutzutage über vor Touristen: ob nun vom "Vater Rhein" oder von "Rüdesheim in der Drosselgass" die Rede ist. Vielleicht haben diese Lieder den Tourismus dorthin sogar initiiert oder zumindest angekurbelt.
Da man im medienfreien Zeitalter auch immer auf den Unterhaltungswert einer Angelegenheit achtet, erfreuen sich die zuerst kleineren, dann größeren Männergesangsvereine schnell steigender Popularität. Die erste Liedertafel wird von dem hoch gebildeten Musiker und Maurer Carl Friedrich Zelter 1806 in Berlin ins Leben gerufen. Zum "Übervater" dieser Literatur wird dann allerdings Friedrich Silcher, dem wir eine Vielzahl von volkstümlichen Liedern und Liedsätzen verdanken. Aber auch andere Komponisten schreiben für die singenden Männer-Clubs, so Felix Mendelssohn Bartholdy, Albert Lorzing, Giocchino Rossini und Franz Schubert.
Ihre unterhaltsame Musik, teilweise dennoch sehr anspruchsvoll gesetzt, ist Gegenstand des 329. Wartburgkonzertes. Es zählt zu den glückhaften Momenten eines jeden Veranstalters, vier international viel beschäftigte Gesangsstars auf ein und denselben Termin zu binden. Beim 329. Wartburgkonzert ist das gelungen, und so verspricht das Vokalquartett mit Markus Schäfer (Tenor), Christian Elsner (Tenor), Michael Volle (Bariton) und Franz Josef Selig (Bass) ein musikalischer Höhepunkt zu werden, zumal alle vier und auch der Klavierbegleiter Gerold Huber - wie damals im 19. Jahrhundert - ab und an ganz gerne diese Literatur pflegen…

329. Wartburgkonzert
Palas der Wartburg, Eisenach
Aufzeichnung vom 30.9.06

"Liedertafel”

Franz Schubert
"Die Nachtigall" (Unger) D 724
"Widerspruch" (Seidl) D 865
"Der Gondelfahrer" (Mayrhofer) D 809

Felix Mendelssohn Bartholdy
"Der Jäger Abschied" (Eichendorff) op. 50,2
"Wasserfahrt" (Heine) op. 50,4
"Sommerlied" (Goethe) op. 50,3

Gioacchino Rossini
"Preghiera"
"Choeur de chasseurs démocrates"
"Chant funèbre"

Franz Schubert
"Im Gegenwärtigen Vergangenes" (Goethe) D 710

in der Konzertpause ca. 20:50 Uhr Nachrichten

Franz Schubert
"Trinklied" (Schäffer) D 75

Felix Mendelssohn Bartholdy
"Türkisches Schenkenlied" (Goethe) op. 50,1

Franz Schubert
"Trinklied" (Castelli) D 148
"Edit nonna, edit clerus” (Graeffer) D 847

Felix Mendelssohn Bartholdy
"Liebe und Wein" (Mosen) op. 50,5

Friedrich Silcher
"Loreley" (Heine)
"Frisch gesungen" (Chamisso)
"Untreue" (Eichendorff)
"Entschuldigung" (Bowitsch)
"Der lustigen Doktoren Leibliedlein" (Kerner)

Albert Lortzing
"An den Frühling" (Schiller)
"Gratulation" (v.Teubern)
"Toast den Damen" (Neuendorff)
Ouvertüre zur Oper "Die Zauberflöte" von W.A.Mozart


Markus Schäfer, Tenor
Christian Elsner, Tenor
Michael Volle , Bariton
Franz Josef Selig , Bass
Gerold Huber, Klavier