326. Galeriekonzert
Das "Geburtsfest des Herrn" ist Anlass und Motto des 326. Galeriekonzerts mit dem Ensemble Bell’Arte Salzburg und der spanischen Sopranistin Nuria Rial. Präsentiert wird ein Programm barocker Weihnachtsmusik aus dem deutschsprachigen Raum, vor allen des 17. Jahrhunderts.
Die wichtige Stellung des Weihnachtsfestes im Kirchenjahr und seine enorme Popularität in allen Schichten der Volkes brachten gerade in dieser Epoche auf musikalischem Gebiet eine Vielfalt hervor, die ihres Gleichen sucht. Sie reicht vom schlichten Brauchtumslied über feierliche liturgische Gesänge bis zur prunkvollen Repräsentationsmusik. Von besonderem Reiz, wie sich konfessionelle und regionale Ausprägungen der Barockmusik mit deren universaler Sprache verbinden.
Joos van Cleve
(eigentlich Joos van der Beke, genannt Joos van Cleve)
Cleve um 1485 –1540/1541 Antwerpen
"Die kleine Anbetung der Könige". Um 1513
Eichenholz, oben geschweift, 110 x 70,5 cm.
Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 809
Die Dresdener Galerie bewahrt zwei "Anbetungen der Könige" von Joos van Cleve, die "kleine", gemalt um 1513, und die "große", gemalt mehr als zehn Jahre später, um 1525. Die Datierung beider Bilder wird jedoch diskutiert und scheint tatsächlich nicht genau bestimmbar. Beide Anbetungen enthalten, fast möchte man sagen statt einer Signatur, das Selbstbildnis des Meisters, der bei uns im Mittelgrund des Bildes, hinter einer Brüstung erscheint, eine Hand vor der Brust in den Mantel gesteckt, auf dem Kopf eine dunkle Mütze.
Zum Thema lesen wir beim Evangelisten Matthäus, im 2. Kapitel:
"Da Jesus geboren war in Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2. Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten [...] 9. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. 10. Und da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut 11. und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe."
Die Szene ist bei Joos van Cleve überreich dargestellt in den Details von Ruinen-Architektur und Kleidung der Figuren, ist phantastisch, ja skurril in der Verbindung von präziser Schilderung der Einzelheiten und im Spiel mit erdachten Situationen, von Überfluss und Verfall: Schloss- und Tempelruine mit ihren Renaissanceformen bilden die Bausubstanz des Stalles von Bethlehem, in dem das Jesuskind geboren wurde. Auf den Gesimsen und im Gebälk spielen Putti, die lebende Wesen zu sein scheinen – und die gleichzeitig plastischer Bauschmuck sind. Der Durchblick in die Landschaft ist meisterlich fein und weit in die Tiefe geführt.
Vom Leben des in Cleve geborenen Malers ist wenig bekannt. Er hatte vielleicht schon einige Jahre in Brügge gearbeitet, ehe er nach Antwerpen übergesiedelt und 1511 Freimeister in der dortigen Lukasgilde geworden war, in deren Listen er noch öfter genannt wurde, so 1519 und 1525 als Dekan; er führte in Antwerpen eine große Werkstatt. Reisen führten ihn nach Köln, nach England und nach Italien. Nach 1529 soll er in Frankreich gewesen sein; 1541 war er bereits verstorben: In einem amtlichen Papier ist von seiner Witwe die Rede.
Wichtige Aufschlüsse geben die Werke: Sie zeigen ein Beharren auf alten Kompositionstypen, auf niederländischen Traditionen einer detailreich feinen Malerei, wenn man auch in einzelnen Zügen mancher Bilder lombardischen Einfluss festgestellt und daraus eine Italienreise, mindestens bis Mailand, gefolgert hat. Die Dresdener "große" Anbetung der Könige von 1525 ist ein klares Beispiel für die Aufnahme solcher Formen.
Verglichen mit der Stille und Klarheit der Kompositionen bei den Niederländern des 15. Jahrhunderts fällt der überquellende dekorative Reichtum auf, der unruhige, ja oft bizarre Faltenwurf, die nervös-feinnervige, geziert-elegante Gestensprache der Hände, die delikaten Töne. In den Gesichtern vor allem wirkt die Farbe durchsichtig, wie immateriell. Der Antwerpener Manierismus, in dem sich spätgotische Tradition und Renaissanceornament vereinigen, hat in Joos van Cleve einen seiner exponiertesten Vertreter.
Harald Marx
326. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden, Gobelinsaal
Aufzeichnung vom 9.12.2006
In Nativitate Domini
Werke von Dietrich Buxtehude, Johann Rosenmüller, Johann Heinrich Schmelzer, Franz Tunder, Gottlieb Muffat, Johann Georg Reichard, Benedikt A. Aufschnaider, Pal Esterhazy, Heinrich Ignaz Franz Biber, Philipp Franz Böddecker, Johann Joseph Fux, Melchior Schildt und Johann Georg Reichwein
Prof. Harald Marx spricht über das Bild "Die kleine Anbetung der Könige" von Joos van Cleve
Nuria Rial, Sopran
Bell'Arte Salzburg
Leitung: Annegret Siedel
nach Konzertende da. 21:50 Uhr Nachrichtemn
Joos van Cleve
(eigentlich Joos van der Beke, genannt Joos van Cleve)
Cleve um 1485 –1540/1541 Antwerpen
"Die kleine Anbetung der Könige". Um 1513
Eichenholz, oben geschweift, 110 x 70,5 cm.
Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 809
Die Dresdener Galerie bewahrt zwei "Anbetungen der Könige" von Joos van Cleve, die "kleine", gemalt um 1513, und die "große", gemalt mehr als zehn Jahre später, um 1525. Die Datierung beider Bilder wird jedoch diskutiert und scheint tatsächlich nicht genau bestimmbar. Beide Anbetungen enthalten, fast möchte man sagen statt einer Signatur, das Selbstbildnis des Meisters, der bei uns im Mittelgrund des Bildes, hinter einer Brüstung erscheint, eine Hand vor der Brust in den Mantel gesteckt, auf dem Kopf eine dunkle Mütze.
Zum Thema lesen wir beim Evangelisten Matthäus, im 2. Kapitel:
"Da Jesus geboren war in Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2. Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten [...] 9. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. 10. Und da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut 11. und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe."
Die Szene ist bei Joos van Cleve überreich dargestellt in den Details von Ruinen-Architektur und Kleidung der Figuren, ist phantastisch, ja skurril in der Verbindung von präziser Schilderung der Einzelheiten und im Spiel mit erdachten Situationen, von Überfluss und Verfall: Schloss- und Tempelruine mit ihren Renaissanceformen bilden die Bausubstanz des Stalles von Bethlehem, in dem das Jesuskind geboren wurde. Auf den Gesimsen und im Gebälk spielen Putti, die lebende Wesen zu sein scheinen – und die gleichzeitig plastischer Bauschmuck sind. Der Durchblick in die Landschaft ist meisterlich fein und weit in die Tiefe geführt.
Vom Leben des in Cleve geborenen Malers ist wenig bekannt. Er hatte vielleicht schon einige Jahre in Brügge gearbeitet, ehe er nach Antwerpen übergesiedelt und 1511 Freimeister in der dortigen Lukasgilde geworden war, in deren Listen er noch öfter genannt wurde, so 1519 und 1525 als Dekan; er führte in Antwerpen eine große Werkstatt. Reisen führten ihn nach Köln, nach England und nach Italien. Nach 1529 soll er in Frankreich gewesen sein; 1541 war er bereits verstorben: In einem amtlichen Papier ist von seiner Witwe die Rede.
Wichtige Aufschlüsse geben die Werke: Sie zeigen ein Beharren auf alten Kompositionstypen, auf niederländischen Traditionen einer detailreich feinen Malerei, wenn man auch in einzelnen Zügen mancher Bilder lombardischen Einfluss festgestellt und daraus eine Italienreise, mindestens bis Mailand, gefolgert hat. Die Dresdener "große" Anbetung der Könige von 1525 ist ein klares Beispiel für die Aufnahme solcher Formen.
Verglichen mit der Stille und Klarheit der Kompositionen bei den Niederländern des 15. Jahrhunderts fällt der überquellende dekorative Reichtum auf, der unruhige, ja oft bizarre Faltenwurf, die nervös-feinnervige, geziert-elegante Gestensprache der Hände, die delikaten Töne. In den Gesichtern vor allem wirkt die Farbe durchsichtig, wie immateriell. Der Antwerpener Manierismus, in dem sich spätgotische Tradition und Renaissanceornament vereinigen, hat in Joos van Cleve einen seiner exponiertesten Vertreter.
Harald Marx
326. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden, Gobelinsaal
Aufzeichnung vom 9.12.2006
In Nativitate Domini
Werke von Dietrich Buxtehude, Johann Rosenmüller, Johann Heinrich Schmelzer, Franz Tunder, Gottlieb Muffat, Johann Georg Reichard, Benedikt A. Aufschnaider, Pal Esterhazy, Heinrich Ignaz Franz Biber, Philipp Franz Böddecker, Johann Joseph Fux, Melchior Schildt und Johann Georg Reichwein
Prof. Harald Marx spricht über das Bild "Die kleine Anbetung der Könige" von Joos van Cleve
Nuria Rial, Sopran
Bell'Arte Salzburg
Leitung: Annegret Siedel
nach Konzertende da. 21:50 Uhr Nachrichtemn