30 Jahre Theaterfestival Impulse

Beim Jubiläum bleibt es digital

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Bilder der Teilnehmer des "Telefonkanon" von Sheshepop nebeneinander.
Das Impulse Theater Festival findet in diesem Jahr online statt. © Impulse Theater Festival
Haiko Pfost im Gespräch mit Janis El-Bira · 30.05.2020
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Das Impulse-Festival ist eine wichtige Plattform für die freie Theaterszene in Deutschland. Wegen Corona muss es nun ins Internet verlegt werden. Festival-Leiter Haiko Pfost sagt, die Pandemie habe die Festspiele gleich zweimal getroffen.
René Pollesch, She She Pop, Rimini Protokoll – die Liste inzwischen renommierter Künstlerinnen und Künstler sowie Künstlergruppen ist lang, die beim Theaterfestival Impulse erstmals auf ein breites Publikum stießen. Seit 1990 gilt das Festival mit wechselnden Standorten in Nordrhein-Westfalen als eine der wichtigsten Plattformen für die Freie Theaterszene im deutschsprachigen Raum.

Verkleinerte Digitaledition

In diesem Jahr stand das 30-jährige Jubiläum des Festivals an. Köln hätte der Austragungsort sein sollen und man wollte groß feiern. Aus der Jubiläumsausgabe wird nun ab kommender Woche eine stark verkleinerte Digitaledition.
Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erzählt Impulse-Leiter Haiko Pfost davon, wie Corona gleich doppelt in seine Planungen fuhr: "Uns hat’s seltsamerweise zweimal richtig getroffen: Zum ersten Mal war mit der Programmveröffentlichung, also unseres normalen Programms, der Shutdown hier. Als wir uns dann durchgerungen haben, zu einem digitalen Programm, am Tag dieser Veröffentlichung wurde dann in NRW verkündet, dass man vielleicht doch wieder spielen könnte. Aber das war auch nicht mit allen Veranstaltern abgesprochen. Schon zwischen Köln, Düsseldorf und Mülheim gibt es wieder ganz andere Verordnungen für die jeweiligen Spielstätten, die wir nutzen."

Keine Aufzeichnungen

Eine kurzzeitig erwogene, wenigstens teilweise Rückkehr ins Analoge erschien Pfost dadurch ausgeschlossen. Stattdessen wird das Festival nun digital stattfinden – aber ohne die überall verbreiteten Videoaufzeichnungen, sondern mit eigens für das Digitale umgearbeiteten Versionen einiger der eingeladenen Produktionen.
Warum er keine Aufzeichnungen zeigen wollte? "Es gab einfach Aufführungen, wo wir uns sicher waren, dass die sich überhaupt nicht digital abbilden", sagt Pfost. "Ich glaube, das ist auch eine Frage von Rechten. Dass Künstlerinnen auch gesagt haben, wir möchten mit diesem Stück noch touren. Wenn wir das in dieser schlechten Videoaufzeichnung zeigen, dann will das aber kein Mensch sehen; beziehungsweise, wir wollen auch nicht unsere Körper in dieser Form zur Verfügung stellen."

Das Fehlende sichtbar machen

Stattdessen werden ab Donnerstag nun unter anderem eine Telefonperformance von She She Pop, eine Arbeit über die Geschichte Vertriebener von Oliver Zahn und eine bereits im vergangenen Jahr digital angelegte Performance der Gruppe Internil zu sehen sein. Außerdem werden am ersten Tag unter dem Titel "Eigentlich ein Eröffnungsfest" kurze Beiträge derjenigen Künstler zu sehen sein, die nun nicht dabei sein können. Also: Sichtbar machen, was fehlt.
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