25. Todestag Marlene Dietrichs

Mit Männern gegen die Einsamkeit

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Marlene Dietrich 1937 in "Engel", einem Hollywood-Liebesfilm von Ernst Lubitsch. © imago/United Archives International
Eva Gesine Baur im Gespräch mit André Hatting · 06.05.2017
Die Marlene-Dietrich-Biografie von Eva Gesine Baur zeichnet das Bild einer von extremen Widersprüchen gekennzeichneten Frau: hochintelligent und voller Selbstzweifel. Und tief einsam - trotz bis zu drei Liebhabern am Tag, so die Biografin.
"Einsame Klasse" heißt die Marlene-Dietrich-Biografie, die pünktlich zum 25. Todestag der großen Hollywood-Diva erschienen ist.
"Zum einen ist sie wirklich einsame Klasse: einzigartig als wahrscheinlich der berühmteste deutsche Star. Und eine der wenigen, deren Magie bis heute anhält", so Biografin Eva Gesine Baur im Deutschlandfunk Kultur.
"Und zum anderen, weil sie wirklich ein einsamer Mensch gewesen ist und das bereits in jungen Jahren und auf der Höhe ihres Erfolges, als niemand ihr das abgenommen hätte. Denn sie war umzingelt von Bewerbern, von Groupies, von Verehrern, von Begehrern, von Freunden, von Bekannten, von Kollegen."

"Niemand ist einsamer als ein polygamer Mensch"

Marlene Dietrich habe extreme innere Widersprüche zu bewältigen gehabt, unterstrich die Dietrich-Biografin. In Bezug auf die Einsamkeit bestehe der Widerspruch darin, gleichzeitig begehrt und einsam zu sein. "Denn niemand ist einsamer als ein polygamer Mensch. Sie hatte nach einem noch nicht publizierten Daily Reminder - der darf erst 25 Jahre nach dem Tod ihrer Tochter publiziert werden, so hat sie das vermacht -, da hat sie bis zu drei Liebhabern am Tag aufgelistet."
Überrascht habe sie auch bei ihrer Recherche, dass Marlene Dietrich zeit ihres Lebens unter großen Selbstzweifel gelitten habe. Ihre berühmte Unnahbarkeit habe sie bewusst stilisiert und kultiviert.
"Denn ihr war als einer hochintelligenten Frau klar: Ein Mythos werden kann man nur, wenn man diese Eigenschaft vor sich herträgt", so Baur. "Diven zum Anfassen gibt es einfach nicht."

Eine "bodenschrubbende Nike"

Auf der anderen Seite habe es die Dietrich mit dieser Unnahbarkeit "natürlich selbst nicht ausgehalten", räumte die Autorin ein. "Sie war eine unglaublich pragmatische Berlinerin." Ihr Langzeit-Geliebter Remarque habe sie einmal eine "bodenschrubbende Nike" genannt. Und das ist offenbar durchaus wörtlich zu nehmen: "Wenn irgendwie eine Krise im Beruf war - Großputz!" (uko)

Eva Gesine Baur: "Einsame Klasse. Das Leben der Marlene Dietrich"
Verlag C.H. Beck, München 2017
576 Seiten, 24,95 Euro

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