25 Jahre Deutschlandradio

"Der Sender der deutschen Einheit"

Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradio
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue: Der Rundfunkbeitrag braucht Legitimation. © Deutschlandradio © Bettina Fürst-Fastré
Stefan Raue im Gespräch mit Ute Welty  · 31.12.2018
Zum Jahreswechsel ist es 25 Jahre her, dass das Deutschlandradio den Betrieb aufnahm. Das Zusammenwachsen sei eine anspruchsvolle Aufgabe, sagt Intendant Stefan Raue - und empfiehlt, im Dialog mit dem Publikum noch genauer hinzuhören.
Deutschlandradio – das ist der Familienname der drei Programme, deren Vornamen Ihnen wohlbekannt sind: Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Der Startschuss fiel in der Nacht zum 1. Januar 1994. Der Intendant im Jubliäumsjahr 2019 ist Stefan Raue, der die deutsche Medienwelt aus vielen verschiedenen Perspektiven kennt. RIAS, Deutsche Welle, ZDF und MDR sind einige seiner journalistischen Stationen.
Das Berliner Funkhaus von Deutschlandradio
Das Berliner Funkhaus von Deutschlandradio. © Deutschlandradio © Markus Bollen
Deutschlandradio sei ein Sender der Deutschen Einheit, sagte Raue im Deutschlandfunk Kultur. Er habe seine Wurzeln in Ostdeutschland, im RIAS von West-Berlin, im Deutschlandfunk des alten Westdeutschlands. Das Zusammengewachsen zu einem Sender sei "natürlich nicht ohne Ruckeleien" vonstatten gegangen, sagte Raue über die Entwicklungen seit der Unterzeichnung des entsprechenden Staatsvertrages. Es sei ein langer Weg gewesen.
Das Zusammenwachsen sei eine anspruchsvolle Aufgabe, fügte er hinzu. Dazu gehöre es, vor allem hinzuhören: "Wir müssen Geschichte ernst nehmen, sie nicht mit irgendwelchen Schlagworten zusammen binden, sondern wir müssen auf die Untiefen, auf die Grautöne achten in der Betrachtung der Geschichte", sagte Raue. "Wir müssen auch die unterschiedlichen Traditionen ernst nehmen."

Rückenstärkung aus Karlsruhe

Zu den Veränderungen in der Hörfunklandschaft gehöre, dass die privaten Anbieter heute wesentlich größeren Raum einnähmen. Ihr Marktanteil liege bei rund der Hälfte - und das Deutschlandradio müsse sich dagegen als einziger nationaler Sender besonders durchsetzen. Wichtig sei außerdem, dass der monatliche Rundfunkbeitrag legitimiert sei. Er müsse von den Bürgern und Bürgerinnen angenommen werden.
Im Sommer habe das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Demokratie lebenswichtig seien, betonte Raue, der selbst bei der mündlichen Verhandlung in Karlsruhe anwesend war. "Es ist eine große Rückenstärkung für uns gewesen." Auch der Europäische Gerichtshof habe das ähnlich gesehen und den Rundfunkbeitrag ebenfalls abgesegnet.

Nicht mehr Oberlehrer der Nation

Beim Blick in die Zukunft sagte Raue, es sei wichtig, neue Formate zu entwickeln, um neue Zielgruppen und Interessenten zu finden. Er empfahl neben der Annahme berechtigter Kritik auch die Bereitschaft, die eigene Haltung zu überdenken:
"Wir müssen überlegen, ob wir nicht zu lange, gewissermaßen wie die Oberlehrer der Nation, die Welt erklärt haben, aus einer sehr bequemen, komfortablen Position heraus des Besserwissers." Vielleicht sei es wichtiger hinzuhören, was die Hörer und Hörerinnen sagen wollten und wie ihre Erfahrungen aussähen, um in einen Dialog einzutreten.
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