200 Lacher in 100 Minuten
Schäubles Beugehaft, bahnmäßiges Fortbewegungschaos oder die Selbst-Zertstoiberung: Das aktuelle Geschehen des Jahres 2007 bot genug Stoff zum Lachen, mit dem die Comedians ihr Publikum mit weit über 100 Kabarettpremieren befeuerten.
"Dies bisschen Demokratie, was wir gerade mal haben, zerbröselt uns schon wieder zwischen den Fingern und montiert mit zittrigen Händen Kameras in unsere Städte. Kant und Lessing sitzen längst in Beugehaft, weil man die Telefonate abgehört hat, und das christliche Abendland fährt im Panzerglastresor spazieren. Macht alles in allem keinen guten Eindruck, degeneriert und impotent; und ein ganzes Volk spielt Sudoku dazu."
Er ist die Zukunft des politischen Kabaretts und designierter, deutscher Kleinkunstpreisträger des nächsten Jahres: Hagen Rether jedenfalls bringt sie auf den Punkt, die vielleicht relevantesten Themen des Jahres 2007. Ein verrücktes Jahr, meint auch Urban Priol.
"Dauernd musste man sich entscheiden zwischen Sport und Doping, zwischen Schäuble und Grundgesetz. Es ging hin, es ging her, du bist überhaupt nicht mehr nachkomme."
Schon gar nicht bei dem bahnmäßigen Fortbewegungschaos der letzten Monate, dass ja auch unsere Dauerpendler in Sachen Humor besonders hart traf.
"Da hat sich der Mehdorn sauber verschätzt?"
Aber da ist er ja nicht allein, denken wir doch nur an die Selbst-Zertstoiberung des Edmund: ein schwerer Schlag für alle Parodisten.
"Ich frage sie: Was passiert nach dieser vorsätzlich herbeigeführten Katastrophe? Mir ist jetzt nämlich sofort, äh, nach acht Monaten klar geworden, äh: Was heißt denn eigentlich Rücktritt?"
Aber vielleicht wird der ja jetzt selbst der neue Fastenprediger beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg. Vakant ist der Job nämlich, denn mit Django Asül, dem ersten Deutsch-Türken, der den Bayern die Leviten wohl etwas zu heftig gelesen hatte, waren die "Derbleckten" gar nicht zufrieden.
"Liebe Salvatorfreunde, herzlich willkommen am Nockherberg, diesmal am Weltfrauentag auf ganz besonderem Wunsch von Edmund Stoiber."
Und sonst?
"Was war sonst noch alles? Wir müssen mal systematisch zurückschauen."
Denn da gab es natürlich wieder, den Oscar der Kleinkunst oder wie er auch genannt wird:
"Der Bambi der Brettlbühnen, der Nobelpreis der nachdenklichen Narren, der Niedermacher und Nörgler","
den man stellvertretend für die Vielzahl der Pfannen und Besen, Scharfrichterbeile oder auch Lüsterklemmen herausheben muss. Und die Glocke des Deutschen Kleinkunstpreises ging diesmal an:
""Andreas Rebers, Kurt Krömer, das Duo Christiane Weber und Timm Beckmann."
Sowie an Martina Schwarzmann. Die Absahner des Jahres aber waren wohl die drei Mannen des Ersten Deutschen Zwangsensembles, dass - wie der Name schon sagt - die geniale Marketingidee einer synthetisch zusammengestellten Kabarett-Boygroup ist.
"Und wir machen politisches Kabarett."
Nicht nur, dass sie gemeinsam den Salzburger Stier bekamen; auch als Solisten wurden Matthias Tretter, Phillip Weber und Claus von Wagner mit Preisen nur so verwöhnt.
"Nein, wir sind keine Truppe, die rauskommt und gleich erst mal so die erste Pointe erzählt. Die erste Pointe erwartet uns in 45 Minuten."
Richtiges Kabarett soll ja auch wehtun und streiten kann man darüber ja auch. Sogar so, wie früher bei Sabine Christiansen üblich, nämlich aufgeregt unverständlich und wild durcheinander.
"Ich verabscheue das Wortgekasper, das steht auch in meinem Text drin."
Die brandaktuelle These: Das politische Kabarett sei tot, schrieb einer, und meinte doch in erster Linie die Häppchen im Fernsehen, weil er das Bühnenkabarett offenbar nicht wirklich kennt. Aber, so konterte Matthias Deutschmann zu Recht:
"Das Fernsehen bringt nur einen Ausschnitt und manchmal nur einen kümmerlichen Ausschnitt aus der Satirewirklichkeit in Deutschland."
Und da hatte in diesem Jahr ja das ZDF endlich wieder die Nase vorn und bot erstmals nach 27 Jahren Fernsehkabarett-Abstinenz: "Neues aus der Anstalt"; und Anstaltsleiter Urban Priol sahnte mit Kollege Georg Schramm den deutschen Fernsehpreis dafür ab, in der Sparte Comedy.
"Ich bastle und bastle mir hier einen Wolf. Was ist denn Ihr Beitrag?"
"Ich möchte eine Serie von Gewürzbildern machen."
Wie man hört: die Urgesteine kommen in die Jahre. Georg Kreisler wurde 85, Dieter Hildebrandt 80, Werner Schneyder 70, Gerhard Polt 65 und Harald Schmidt wurde 50. Der wohl ausgebrannteste unter allen bekam dann auch noch mit Oliver Pocher Comedy-Nachhilfe für seine runderneuerte Fernseh-Show.
"Schön, dass Du es wenigstens erwähnst."
Doch die eigentlichen "Neu-Einsteiger" der Szene waren Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm zusammen mit Ex-Tatort-Kommissar Peter Sodann und die kramten dann aus ihrer Sicht in der Ossi-Wessi-Kiste rum.
"Die Rente ist sicher! Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen nächsten."
Das Kabarett als Endlager: Die Alten machen auf Rolling Stones und stricken an ihren Comebacks was das Zeug hält; und kein Ende ist in Sicht.
"Gut wir müssen alle länger, wegen der Rente. Also, das haben wir auch erfahren dürfen mit 67 ist nicht, wir müssen bis 77, nur so ist die Grundsicherung im Alter gewährleistet."
Auch Emil Steinberger beendet die Beendigung seiner Bühnenkarriere zum 75. und verspricht fürs nächste Jahr doch noch mal mindestens 200 Lacher in 100 Minuten. Fehlt nur noch sein Stern in dem Mainzer Walk of Fame der Satireszene: da aber wurden jetzt erst mal Frank Wedekind und Helmut Qualtinger verewigt - da kann man nix sagen.
Er ist die Zukunft des politischen Kabaretts und designierter, deutscher Kleinkunstpreisträger des nächsten Jahres: Hagen Rether jedenfalls bringt sie auf den Punkt, die vielleicht relevantesten Themen des Jahres 2007. Ein verrücktes Jahr, meint auch Urban Priol.
"Dauernd musste man sich entscheiden zwischen Sport und Doping, zwischen Schäuble und Grundgesetz. Es ging hin, es ging her, du bist überhaupt nicht mehr nachkomme."
Schon gar nicht bei dem bahnmäßigen Fortbewegungschaos der letzten Monate, dass ja auch unsere Dauerpendler in Sachen Humor besonders hart traf.
"Da hat sich der Mehdorn sauber verschätzt?"
Aber da ist er ja nicht allein, denken wir doch nur an die Selbst-Zertstoiberung des Edmund: ein schwerer Schlag für alle Parodisten.
"Ich frage sie: Was passiert nach dieser vorsätzlich herbeigeführten Katastrophe? Mir ist jetzt nämlich sofort, äh, nach acht Monaten klar geworden, äh: Was heißt denn eigentlich Rücktritt?"
Aber vielleicht wird der ja jetzt selbst der neue Fastenprediger beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg. Vakant ist der Job nämlich, denn mit Django Asül, dem ersten Deutsch-Türken, der den Bayern die Leviten wohl etwas zu heftig gelesen hatte, waren die "Derbleckten" gar nicht zufrieden.
"Liebe Salvatorfreunde, herzlich willkommen am Nockherberg, diesmal am Weltfrauentag auf ganz besonderem Wunsch von Edmund Stoiber."
Und sonst?
"Was war sonst noch alles? Wir müssen mal systematisch zurückschauen."
Denn da gab es natürlich wieder, den Oscar der Kleinkunst oder wie er auch genannt wird:
"Der Bambi der Brettlbühnen, der Nobelpreis der nachdenklichen Narren, der Niedermacher und Nörgler","
den man stellvertretend für die Vielzahl der Pfannen und Besen, Scharfrichterbeile oder auch Lüsterklemmen herausheben muss. Und die Glocke des Deutschen Kleinkunstpreises ging diesmal an:
""Andreas Rebers, Kurt Krömer, das Duo Christiane Weber und Timm Beckmann."
Sowie an Martina Schwarzmann. Die Absahner des Jahres aber waren wohl die drei Mannen des Ersten Deutschen Zwangsensembles, dass - wie der Name schon sagt - die geniale Marketingidee einer synthetisch zusammengestellten Kabarett-Boygroup ist.
"Und wir machen politisches Kabarett."
Nicht nur, dass sie gemeinsam den Salzburger Stier bekamen; auch als Solisten wurden Matthias Tretter, Phillip Weber und Claus von Wagner mit Preisen nur so verwöhnt.
"Nein, wir sind keine Truppe, die rauskommt und gleich erst mal so die erste Pointe erzählt. Die erste Pointe erwartet uns in 45 Minuten."
Richtiges Kabarett soll ja auch wehtun und streiten kann man darüber ja auch. Sogar so, wie früher bei Sabine Christiansen üblich, nämlich aufgeregt unverständlich und wild durcheinander.
"Ich verabscheue das Wortgekasper, das steht auch in meinem Text drin."
Die brandaktuelle These: Das politische Kabarett sei tot, schrieb einer, und meinte doch in erster Linie die Häppchen im Fernsehen, weil er das Bühnenkabarett offenbar nicht wirklich kennt. Aber, so konterte Matthias Deutschmann zu Recht:
"Das Fernsehen bringt nur einen Ausschnitt und manchmal nur einen kümmerlichen Ausschnitt aus der Satirewirklichkeit in Deutschland."
Und da hatte in diesem Jahr ja das ZDF endlich wieder die Nase vorn und bot erstmals nach 27 Jahren Fernsehkabarett-Abstinenz: "Neues aus der Anstalt"; und Anstaltsleiter Urban Priol sahnte mit Kollege Georg Schramm den deutschen Fernsehpreis dafür ab, in der Sparte Comedy.
"Ich bastle und bastle mir hier einen Wolf. Was ist denn Ihr Beitrag?"
"Ich möchte eine Serie von Gewürzbildern machen."
Wie man hört: die Urgesteine kommen in die Jahre. Georg Kreisler wurde 85, Dieter Hildebrandt 80, Werner Schneyder 70, Gerhard Polt 65 und Harald Schmidt wurde 50. Der wohl ausgebrannteste unter allen bekam dann auch noch mit Oliver Pocher Comedy-Nachhilfe für seine runderneuerte Fernseh-Show.
"Schön, dass Du es wenigstens erwähnst."
Doch die eigentlichen "Neu-Einsteiger" der Szene waren Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm zusammen mit Ex-Tatort-Kommissar Peter Sodann und die kramten dann aus ihrer Sicht in der Ossi-Wessi-Kiste rum.
"Die Rente ist sicher! Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen nächsten."
Das Kabarett als Endlager: Die Alten machen auf Rolling Stones und stricken an ihren Comebacks was das Zeug hält; und kein Ende ist in Sicht.
"Gut wir müssen alle länger, wegen der Rente. Also, das haben wir auch erfahren dürfen mit 67 ist nicht, wir müssen bis 77, nur so ist die Grundsicherung im Alter gewährleistet."
Auch Emil Steinberger beendet die Beendigung seiner Bühnenkarriere zum 75. und verspricht fürs nächste Jahr doch noch mal mindestens 200 Lacher in 100 Minuten. Fehlt nur noch sein Stern in dem Mainzer Walk of Fame der Satireszene: da aber wurden jetzt erst mal Frank Wedekind und Helmut Qualtinger verewigt - da kann man nix sagen.