20 Jahre nach dem Mauerfall
In seinem Film "Das weiße Band", der in diesen Tagen in den Kinos zu sehen ist, zeichnet der Autor und Regisseur Michael Haneke ein beklemmendes Sittengemälde der deutschen Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs: autoritär und gewalttätig, repressiv und demütigend – exemplarisch dargestellt am Verhältnis eines Pfarrers zu seinen Kindern. Die werden einst – so die Botschaft des Films – die Saat der Gewalt weitertragen.
Wer diesen Film gerade in diesen Jubiläumstagen 20 Jahre nach dem Mauerfall sieht, der bekommt vielleicht ein noch stärkeres Gespür dafür, welchen Weg die Deutschen in den letzten knapp 100 Jahren zurückgelegt haben: von der autoritären, antidemokratischen Gesellschaft des zweiten Kaiserreichs über die Katastrophen zweier Weltkriege, dazwischen die nicht so recht gewollte und gescheiterte Demokratie von Weimar, dann die entsetzliche völkermordende Barbarei während des Nationalsozialismus. Als Konsequenz daraus schließlich die vier Jahrzehnte währende Teilung Deutschlands: Die Westdeutschen lernten, mit der Demokratie zu leben, die ihnen die westlichen Siegermächte schenkten, was nicht so schwerfiel, weil sie mit Aufstieg und Wohlstand einherging. Die Ostdeutschen dagegen hatten das zweifelhafte Experiment eines Sozialismus mit spätstalinistischer Prägung zu ertragen, dessen Zusammenbruch nun 20 Jahre zurückliegt.
Bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die es gab und immer noch gibt: Der Blick nur auf 1989 verengt die Perspektive. Erst der geweitete Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert mit seiner katastrophalen ersten Hälfte und den schmerzhaften Folgen in der zweiten Hälfte – erst dieser geweitete Blick macht den Unterschied deutlich: Die Deutschen heute sind ein friedliebendes und liberales Volk, sie leben die Demokratie und sind dem Recht, der Freiheit und der Menschenwürde verpflichtet. Zum ersten Mal gibt es in ganz Deutschland eine junge Generation, die den aufrechten Gang geht und ihre Zukunft autonom und eigenverantwortlich gestaltet, ohne die psychischen Deformationen der Elterngeneration im Gepäck, selbstbewusst, aber nicht überheblich, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa zu Hause.
Dass sich alles so gefügt hat und dass es so bleibt, ist dabei kein Naturgesetz. Die Demokratie ist kein Selbstläufer. Ihre Stabilität hängt vom Verantwortungsgefühl und vom Gemeinsinn ihrer Bürger ab, von der Möglichkeit ihrer Teilhabe und von ihrem Willen zur Teilnahme. Die DDR ist auch deshalb untergegangen, weil die Mehrheit ihrer Bürger das ohnmächtige Gefühl hatte, Spielball einer anonymen Macht zu sein, die Lebensperspektiven gewährt oder versagt, und zwar unabhängig von den Fähigkeiten, Wünschen und Träumen des Einzelnen. Wenn dieses Gefühl sich auch in der Demokratie breitmacht, wenn die Menschen sich nur noch als Figuren auf dem Schachbrett von Bossen und Bankern empfinden, dann ist das nicht weniger gefährlich. Der 20. Jahrestag des Mauerfalls – begangen in den Zeiten einer schweren Weltwirtschaftskrise – sollte auch als Mahnung verstanden werden, dass die Voraussetzungen für die Demokratie von allen Akteuren der Gesellschaft immer und ständig gesichert und erneuert werden müssen.
Bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die es gab und immer noch gibt: Der Blick nur auf 1989 verengt die Perspektive. Erst der geweitete Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert mit seiner katastrophalen ersten Hälfte und den schmerzhaften Folgen in der zweiten Hälfte – erst dieser geweitete Blick macht den Unterschied deutlich: Die Deutschen heute sind ein friedliebendes und liberales Volk, sie leben die Demokratie und sind dem Recht, der Freiheit und der Menschenwürde verpflichtet. Zum ersten Mal gibt es in ganz Deutschland eine junge Generation, die den aufrechten Gang geht und ihre Zukunft autonom und eigenverantwortlich gestaltet, ohne die psychischen Deformationen der Elterngeneration im Gepäck, selbstbewusst, aber nicht überheblich, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa zu Hause.
Dass sich alles so gefügt hat und dass es so bleibt, ist dabei kein Naturgesetz. Die Demokratie ist kein Selbstläufer. Ihre Stabilität hängt vom Verantwortungsgefühl und vom Gemeinsinn ihrer Bürger ab, von der Möglichkeit ihrer Teilhabe und von ihrem Willen zur Teilnahme. Die DDR ist auch deshalb untergegangen, weil die Mehrheit ihrer Bürger das ohnmächtige Gefühl hatte, Spielball einer anonymen Macht zu sein, die Lebensperspektiven gewährt oder versagt, und zwar unabhängig von den Fähigkeiten, Wünschen und Träumen des Einzelnen. Wenn dieses Gefühl sich auch in der Demokratie breitmacht, wenn die Menschen sich nur noch als Figuren auf dem Schachbrett von Bossen und Bankern empfinden, dann ist das nicht weniger gefährlich. Der 20. Jahrestag des Mauerfalls – begangen in den Zeiten einer schweren Weltwirtschaftskrise – sollte auch als Mahnung verstanden werden, dass die Voraussetzungen für die Demokratie von allen Akteuren der Gesellschaft immer und ständig gesichert und erneuert werden müssen.