20 Jahre nach dem Ende der Bürgerkriegs

Von Martin Polansky |
Auf den Tag genau vor 20 Jahren endete der Bürgerkrieg in El Salvador. Weder die linke Guerilla noch die von den USA unterstützten rechten Militärs konnten ihn gewinnen. Seitdem hat El Salvador zwar einen demokratischen Weg eingeschlagen - aber das Land ist immer noch tief gespalten zwischen Arm und Reich und geprägt von Gewalt und Kriminalität.
Uziel Pena war gerade erst 16, als er zur Guerilla kam. Vor mehr als 30 Jahren in El Salvador:

"Ich hatte keine Ideologie. Man hatte nur die Wahl: Entweder das Militär holt dich oder Du gehst zur Guerilla. Ich fand damals Zorro gut. Der stand in den Filmen irgendwie für Gerechtigkeit. Und da ich aus einer sehr armen Familie kam, dachte ich: Da kämpft ich lieber für die Guerilla und die Gerechtigkeit.""

El Salvador Anfang der Achtzigerjahre. Eine kleine Oberschicht regiert das kleine verarmte Land in Mittelamerika, hält sich durch das Militär und Wahlfälschungen an der Macht. Linke Oppositionelle verschwinden und werden umgebracht. Aber der Widerstand wächst.

Und als im nahen Nicaragua linke Sandinisten die rechte Diktatur stürzen, als der regierungskritische Erzbischof von San Salvador, Oscar Romero erschossen wird, kommt es zum offenen Bürgerkrieg. 12 Jahre des brutalen Kampfes mit mehr als 70.000 Toten und Massakern des Militärs an der Zivilbevölkerung. General Juan Zepeda war damals stellvertretender Verteidigungsminister:

"99 Prozent der Bevölkerung waren damals vom Bürgerkrieg betroffen. Praktisch niemand konnte sich raushalten. Und für uns, das Militär, war es praktisch ein totaler Krieg, ein Kampf mit hoher Intensität."

Ein Krieg auch im Zeichen des Ost-West-Konfliktes. US-Präsident Reagan bewaffnete die rechten Militärs, das sozialistische Lager unterstützte die Guerilla. Aber es war ein Krieg ohne militärischen Sieger. Und nach dem Fall der Mauer, nach langen Verhandlungen einigten sich beide Seiten schließlich, den festgefahrenen Kampf zu beenden. El Salvador heute. Seit zweieinhalb Jahren regiert die linke FMLN das Land, die Partei, die aus der Guerilla hervorgegangen ist. Nidia Diaz war damals Kommandantin, jetzt ist sie Politikerin:

"Wir haben die Freiheit erreicht. Das war unser größter Erfolg. Niemand wird mehr verfolgt, weil er für seine Ziele auf die Straße geht. Es gibt keine politischen Gefangenen mehr."

Aber die sozialen Verhältnisse haben sich seit dem Krieg kaum verändert. Auf der einen Seite die wenigen Reichen hinter hohen Mauern, auf der andern die vielen Armen, meist ohne Job und Perspektive. Und Gewalt prägt erneut den Alltag. Jugendbanden bekämpfen sich gegenseitig, erpressen und töten. Jorge, 23, ist in so einer Jugendgang:

"Ich habe mich mit 17 angeschlossen. Um nicht bedroht zu werden, sondern selber die Regeln zu bestimmen. Mein Ziel ist, die nächsten fünf Jahre zu überleben. Und von der Polizei in Ruhe gelassen zu werden."

El Salvador 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg. Beinah überall sieht man Waffen. Ob in den Armenvierteln oder den Gegenden der Reichen. Uziel Pena, der mit 16 zu Guerilla ging, weil Zorro sein Vorbild war, arbeitet heute als Fahrer. Der Bürgerkrieg hat sein Leben geprägt, sagt er. Aber wirklich gelohnt habe er sich nicht:

"Ein Freund sagte damals schon zu mir: Pass auf, Fett schwimmt immer oben. Und er hatte Recht."