Viel Glanz und ein wenig Staub
05:53 Minuten

600.000 Besucher pro Jahr: Das Wiener Publikum liebt seine Staatsoper. Und das zu Recht, meint der Filmemacher Felix Breisach, denn sie habe das beste Opernorchester der Welt − auch wenn die Inszenierungen manchmal etwas mutiger sein könnten.
Fast 1000 Beschäftigte, ein Jahresetat von 120 Millionen Euro und ein Repertoire von gut 60 Opern und Balletten: Die Wiener Staatsoper ist das vielleicht berühmteste Opernhaus der Welt.
An diesem Wochenende feiert die Staatsoper ihren 150. Geburtstag mit einer Premiere: der Neuinszenierung der Strauss-Oper "Die Frau ohne Schatten", dirigiert von Christian Thielemann.
Außerdem läuft am Sonntagvormittag im österreichischen Fernsehen die Dokumentation "Wunderwelt Staatsoper" des Filmemachers Felix Breisach, für die der Regisseur und sein Team etwa vier Wochen in der Staatsoper drehen durften.

Der amerikanische Dirigent Leonard Bernstein wagt ein Tänzchen auf dem Wiener Opernball 1971.© picture alliance / IMAGNO/Votava
Dabei herausgekommen ist ein "Freudenfilm", wie Breisach sagt, über einen Tempel der Hochkultur und eine nationale Institution in Österreich. "Sie wissen, in Wien kennt jeder Taxifahrer auch den Spielplan der Staatsoper, und die Bestellung des Staatsoperndirektors ist bei uns nahezu gleichzusetzen mit der Bestellung des Bundespräsidenten", betont der Filmemacher. Mit täglich einer anderen Vorstellung sei die Staatsoper ein weltweit einzigartiges Repertoiretheater, dem manchmal allerdings vorgeworfen wird, zu wenig innovativ zu sein und zu sehr seine eigene Musealisierung zu betreiben. Denn manche Inszenierungen stehen bereits seit Jahrzehnten auf dem Spielplan.

Mit Mozarts "Don Giovanni" wurde die Wiener Staatsoper am 25. Mai 1869 feierlich eröffnet. Schnell entwickelte sie sich zur nationalen Kulturinstitution. © APA ONB
Darüber könne man kontrovers diskutieren, meint Breisach. "Für mein Gefühl, glaube ich, könnte man auch, was Inszenierungen betrifft, vielleicht auch ein bisschen mutiger in die Zukunft schreiten." Es sei aber der Wunsch sowohl des Wiener als auch des internationalen Publikums, die alten Inszenierungen zu sehen. Und an sich sei es einfach "ein Genuss, dem besten Orchester, dem besten Opernorchester der Welt jedenfalls, zuzuhören und auch wirklich sehr oft unglaubliche Besetzungen erleben zu können".
Missbrauchsvorwürfe gegen die Ballettakademie kein Thema
Die jüngst aufgekommenen Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe gegen die Ballettakademie der Staatsoper spielen darin keine Rolle, "weil das zum damaligen Zeitpunkt kein Thema war, ich das auch nicht wusste, auch keine Indizien für mich sozusagen vorgelegen sind, mich damit auseinanderzusetzen", räumt der Filmemacher ein.
(uko)