13. Heidelberger Frühling

1997 gegründet, hat sich der Heidelberger Frühling innerhalb kürzester Zeit zu einem innovativen internationalen Musikfestival auf höchstem Niveau entwickelt. Mit über 80 Veranstaltungen gehört er zu den führenden Festivals für klassische und zeitgenössische Musik in Deutschland. Vom 21. März bis 25. April 2009 bietet die 13. Ausgabe unter dem Motto "Identität" zahlreiche Konzerte mit international renommierten Künstlern und Orchestern. Wir bringen Ausschnitte aus Konzerten mit Annette Dasch, Andreas Scholl und Joseph Kaiser.
Der Countertenor Andreas Scholl ist einer der renommiertesten Vertreter seiner Stimmlage. Die Ausbildung an der angesehenen Schola Cantorum Basilensis war das Sprungbrett für eine internationale Karriere, beschleunigt von sensationellen Bühnenerfolgen und zahlreichen Auszeichnungen. 1996 wurde er mit dem Baroque Vocal Prize bei den Grammophon Awards ausgezeichnet – für seine Einspielung des "Stabat mater" von Vivaldi, eine Komposition, die trotz ihrer mitreißenden Melodik leicht in Vergessenheit gerät: zum einen gegenüber Vivaldis populären Instrumentalkonzerten; zum anderen gegenüber dem wegweisenden Pendant von Pergolesi, das wenig später entstand. Scholl belebt dieses Werk neu. Er zeigt in diesem Konzert, begleitet von Kammerorchester Basel, auch mit "Nisi dominus" und dem Vorspiel zum "Miserere", einer weiteren Psalmvertonung, dass die geistlichen Werke des "Roten Priesters" zu den schönsten und innigsten gehören, die der Komponist je hervorbrachte. Locatelli, wie Vivaldi ein Violinvirtuose, ging als "Paganini des 18. Jahrhunderts" in die Musikgeschichte ein. Kein Wunder, dass der Corelli-Schüler die wehmütige "Klage der Ariadne" in seinem Concerto Grosso op. 7 Nr. 6 von einer Solo-Violine vortragen ließ und dabei das gesamte Klangvokabular seines Instruments von "gesanglich" bis "virtuos" ausnutzte.

Ein fulminantes Finale – dafür garantiert Deutschlands junge Elite: Sopranistin Annette Dasch, zum dritten Mal beim Frühling und 2008 für ihr erstes Arienalbum mit dem Echo Klassik ausgezeichnet, die 2007 gegründete Deutsche Radiophilharmonie sowie der Tenor Joseph Kaiser. Gemeinsam unternehmen sie einen Streifzug durch vier Shakespeare-Opern des 19. Jahrhunderts. Shakespeare und Italien verbindet eine gegenseitige Sympathie: Seine Dramenhandlungen ließ der Renaissanceautor mehrfach auf dem Gebiet des heutigen Italien stattfinden, etwa "Much Ado About Nothing", die Vorlage von "Béatrice et Bénédicte". Umgekehrt wurde er gerade in Italien gern vertont. Der Othello-Stoff erfuhr dank Rossini und Verdi im 19. Jahrhundert eine Renaissance: Rossinis Oper "Otello ossia Il moro di Venezia" war 70 Jahre lang in ganz Europa ein Kassenschlager – auch in Frankreich, wo Berlioz mit "Béatrice et Bénédicte", übrigens im Stil einer italienischen opera buffa, ebenfalls einen beachtlichen Erfolg landete. Kollege Verdi vertonte Shakespeare gleich dreimal. Seit seiner Studienzeit von den Tragödien fasziniert, fand er in Francesco Maria Piave einen Seelenverwandten, der das Libretto für seine zehnte Oper beisteuerte: "Eine der größten Schöpfungen des menschlichen Geistes", schwärmte dieser für "Macbeth".
www.heidelberger-fruehling.de



Heidelberger Frühling
Kongresshaus Stadthalle Heidelberg
Aufzeichnung vom 27.3.2009

Pietro Locatelli
Concerto grosso op. 7 Nr. 6

Antonio Vivaldi
Nisi Dominus

Pietro Locatelli
Sinfonia für Streicher
Stabat mater RV 621


Andreas Scholl, Countertenor
Kammerorchester Basel


ca. 21 Uhr Konzertpause mit Nachrichten


Kongresshaus Stadthalle Heidelberg
Abschlusskonzert
Aufzeichnung vom 25.4.2009

Hector Berlioz
aus "Béatrice et Bénédicte":
Ouvertüre
Arie Bénédicte "Ah, je vais l’aimer"
Duett "Comment le dédain"
Arie der Béatrice "Dieu! Que viens-je d’entendre"

Giuseppe Verdi
aus "Otello"
Szene und Arie Desdemona "Mia madre … Ave Maria"
aus "Macbeth”:
Arie "O figli… Ah, la paterna mano"

Gioacchino Rossini
aus "Otello”:
Duett "Non arrestare il colpo"


Annette Dasch, Sopran
Joseph Kaiser, Tenor
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken
Leitung: Christoph Poppen