100 Jahre "Groß-Berlin"

Die Stadt steht wieder vor großen Herausforderungen

07:15 Minuten
Siegessäule auf dem Großen Stern im Berliner Tiergarten, Straße des 17. Juni.
Berlin wächst und benötigt eine nachhaltige Stadtplanung. © picture-alliance/dpa/imageBroker
Harald Bodenschatz im Gespräch mit Ute Welty  · 27.12.2019
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Berlin benötigt eine neue Zukunftsplanung, sagt der Stadtplaner Harald Bodenschatz. Er mahnt eine nachhaltige Entwicklung an und erinnert an die Parallelen bei der Entstehung der Metropole vor 100 Jahren.
Es war im Jahr 1920, dass Berlin sich zu der Metropole "Groß-Berlin" formte, die wir bis heute kennen. Damals wurde das alte Berlin mit dem Umland vereinigt, mit Charlottenburg, Spandau, Köpenick, Reinickendorf und Pankow. Das 100-jährige Jubiläum soll deshalb 2020 groß gefeiert werden. Es sind Ausstellungen geplant, Sonderbriefmarken, aber auch Festakte und viele Reden.

Chance zum Gespräch

"Wir sollten dieses Jubiläum nicht einfach abfeiern, sondern als Chance nutzen, um über Dinge zu sprechen, die sonst nicht auf der Tagesordnung stehen", fordert der Stadtplaner Harald Bodenschatz. Es gehe um eine nachhaltige Entwicklung des Großraums Berlin. "Wir stehen heute wieder vor großen Herausforderungen, wie damals vor 1920."
Luftaufnahme von 1920 mit Blick auf den Nollendorfplatz und den Hochbahnhof.
Luftaufnahme von Berlin 1920 mit dem Nollendorfplatz und dem Hochbahnhof. © picture-alliance/dpa/akg-images
Angesichts des ungeordneten Wachstums sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Land Brandenburg und Berlin nötig. Außerdem müsse der öffentliche Nahverkehr sehr stark ausgebaut werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Abschied von der autogerechten Stadt

Berlin leide bis heute unter dem Erbe der autogerechten Stadt, sagt Bodenschatz. "Es gibt kaum eine Stadt in Deutschland, die so autogerecht ausgebaut worden ist." Als Beispiel nannte der Sozialwissenschaftler die Stadtautobahn oder die Bundesallee im Westen der Stadt mit zahlreichen Tunneln. Heute setzten sich Bürgerinitiativen für fußgängerfreundliche Lösungen ein. Ein weiteres Problem in Berlin sei der jahrelange Abbau der öffentlichen Verwaltung, die erst wieder handlungsfähig werden müsse.
(gem)
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