Dass man im Schatten von Picasso selber als Frau Kunst schafft zu so einer Zeit, das erforderte schon eine unglaubliche innere Kraft.
Françoise Gilot wird 100
In Cannes hielt ihr Pablo Picasso 1948 noch den Sonnenschirm, später legte er einen "Bannfluch" über Françoise Gilot. © imago / ZUMA / Keystone
Die Frau, die Picasso die Stirn bot
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Françoise Gilot ist die einzige Frau, die den Maler Pablo Picasso verließ. Sie wurde selbst eine große Künstlerin. Nun ist sie 100 Jahre alt. Bis heute eine beeindruckende Persönlichkeit, findet ihr Biograf Malte Herwig.
„Niemand verlässt einen Mann wie mich!“, soll Pablo Picasso seiner damaligen Lebensgefährtin Françoise Gilot entgegengeschleudert haben. Doch genau das tat die Malerin 1953, nach zehn gemeinsamen Jahren. Gilot entfloh dem dominanten Malergenie, die beiden Kinder Claude und Paloma nahm sie mit nach Amerika.
„Man muss sehen, dass sie die Einzige ist, die ihn überlebt hat“, sagt Gilots Biograf Malte Herwig. Das sei wörtlich zu verstehen: Picassos andere Frauen hätten sich erhängt oder erschossen oder seien verrückt geworden.
"Bannfluch" vom erbosten Ex
Den Titel seines Buches „Die Frau, die Nein sagt“ erklärt der Autor so: „Nein zu sagen heißt, dass man zu etwas anderem, was einem wichtiger ist, Ja sagt. In ihrem Fall waren es die Kinder. Sie hat aber auch Nein gesagt zum Beispiel zum Kunstbetrieb, sie hat Nein gesagt zu Europa, als Picasso nach ihrer Trennung einen Bannfluch über sie gelegt hat.“
Anlass sei Gilots Buch „Leben mit Picasso“ gewesen, das den Maler so wütend gemacht habe, dass er gedroht habe: Wer ihre Bilder ausstelle, bekomme von ihm nichts mehr.
Gilot sei eine Persönlichkeit, die Picasso etwas entgegensetzen konnte, so Herwig, „eine sehr kluge Frau“. Studiert habe sie Jura und Philosophie im besetzten Paris der 1940-er Jahre. "Sie wollte aber immer Künstlerin sein. Dass man im Schatten von Picasso selber als Frau Kunst schafft zu so einer Zeit, das erforderte schon eine unglaubliche innere Kraft", so Herwig.