1. FC Lübars

Zu arm für den Aufstieg

Neutraler Lederball - Fußball-Symbolbild
Der 1. FC Lübars kann sich den Aufstieg nicht leisten. © imago
Von Günter Herkel · 23.08.2015
Die Frauen des 1. FC Lübars aus Berlin hätten mit ihrem Klub in die erste Bundesliga aufsteigen können. Doch daraus wurde nichts - und das hat finanzielle Gründe. Ein Beispiel für die schwierige Situation vieler Vereine im Frauenfußball.
Sportlich lief es in der vergangenen Saison richtig gut für die Frauen vom 1. FC Lübars. Am letzten Spieltag sicherte man sich mit einem Auswärtssieg beim FFV Leipzig die Staffelmeisterschaft in der Zweiten Bundesliga Nord. Normalerweise hätte dies den Aufstieg in die 1. Frauen-Bundesliga bedeutet. Dass aus diesen Erstligaträumen nichts werden würde, stand allerdings schon früh fest. Michael Reinke, Vorsitzender des 1. FC Lübars:
"Wir haben uns im März natürlich große Gedanken gemacht. Wie könnten wir eine Bundesliga-Saison in der Ersten Liga finanziell stemmen? Dann sind wir leider zu dem Entschluss gekommen, dass unsere finanziellen Möglichkeiten nicht reichen."
Der Fall wirft ein bezeichnendes Licht auf die wirtschaftlich schwierige Situation im Frauenfußball. Gerade mal 200.000 Euro betrug der Etat der Zweitliga-Frauenmannschaft von Lübars. Für solche Beträge schnüren bei den Männern selbst durchschnittliche Kicker nicht mal ihre Fußballschuhe. Zum Vergleich: Die Frauenabteilung des VfL Wolfsburg verfügt über einen Etat von 3,5 Millionen Euro. "Das meiste Geld geht für die Fahrten und für die Hotelübernachtungen drauf. Und natürlich kosten auch schon die Frauen in der 2. Liga Geld. Sie kriegen also auch schon Aufwandsentschädigungen, die aber verglichen mit Männern ausgesprochen gering sind."
Das bestätigt Zsofia Racz, die seit drei Jahren für Lübars im zentralen Mittelfeld spielt. Die 53-malige ungarische Nationalspielerin zählt sich zu den Privilegierten: "Wir Ausländerinnen können davon vielleicht leben. Aber sonst muss man einen Nebenjob oder irgendwas haben."
"Man muss schon 500.000 bis 750.000 haben, um dann mitspielen zu können"
Antonia Kronke, im Vorstand der Lübarser für Finanzen zuständig:"Bisher war’s ja so, dass wir mit dem, was wir hatten, ausgekommen sind. Und es ist sehr schwer im Frauenbereich, Sponsoren zu finden, die auch bereit sind, größere Beträge zu geben. Und die 1. Bundesliga, da muss man schon gute 500.000 bis 750.000 haben, um dann mitspielen zu können."
Geld, über das die Reinickendorfer nicht verfügen. Und das, obwohl seit 2009 eine Kooperation mit dem großen Hauptstadtklub Hertha BSC besteht. Eine Zusammenarbeit, die allerdings nicht ganz das gehalten hat, was sich Lübars zunächst davon versprochen hatte. Klubvorsitzender Reinke sagt: "Wir kriegen Kleidung von Hertha BSC aus dem Kooperationsvertrag und in diversen Dingen Unterstützung, aber eben nicht so, wie es mal ganz am Anfang geplant war. Nämlich dass Hertha die Frauen übernimmt und sie dann bundesligatauglich macht."
Stattdessen signalisierte die finanziell gleichfalls darbende Hertha, die im Sommer 2016 auslaufende Kooperation nicht verlängern zu wollen. Sind damit die Erstliga-Ambitionen endgültig gescheitert? Im Gegenteil, sagt André Eggert, Leiter der Frauenabteilung. Er sucht hinter den Kulissen nach einer neuen Lösung. Eine Lösung, die auch organisatorisch gravierende Veränderungen mit sich bringen könnte.
"Deswegen werden wir uns so positionieren, dass wir versuchen werden, in der Saison 16/17 als eigener Frauenfußballklub zu starten. Es gibt viele Interessenten aus der Wirtschaft und aus der Politik, die uns im Augenblick dabei unterstützen."
Selbst ein neues Projekt mit der Hertha kann sich Eggert durchaus vorstellen. Seine Hoffnung ist es, "dass sich der etablierte Erstligaklub Hertha BSC und der dann vielleicht stärkste Frauen-Verein dieser Stadt in irgendeiner Form zusammentun und nach außen sagen: Wir sind Partner, wir vertreten den Leistungsfußball hier in Berlin."
Auch Zsofia Racz gibt sich zuversichtlich: "Ja genau, und unsere finanziellen Dinge werden hoffentlich besser werden. Und wir wollen auch eine tolle Saison nächstes Jahr machen, damit wir in zwei Jahren in der Ersten Liga spielen."
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